Sieht man vom bedeutungslosen Warm Up auf nasser Strecke ab, führte Marc Marquez die letzten sechs MotoGP-Sessions allesamt an. Vom 1. Freien Training bis zum Grand Prix dominierte der Gresini-Pilot in Aragon nach Belieben und feierte letztlich seinen ersten GP-Sieg seit 1.043 Tagen. Dass es für den MotoGP-Superstar in Misano wohl nicht so weitergehen würde, war schon vor dem Rennwochenende klar. Am Freitag folgte dann aber auch die Bestätigung: Keine Bestzeit für Marquez in FP1 oder im Training, stattdessen kehrten Jorge Martin und Francesco Bagnaia an die Spitze zurück.

Von einem schlechten Trainingstag wollte Marquez wenige Stunden später in seiner Medienrunde aber bei Weiten nicht sprechen, denn es gab auch ohne einen ersten Platz genug Grund zur Freude. "Ich habe das Gefühl aus Österreich noch, das ist für mich das Wichtigste", strahlte er am Freitagabend. Am Red Bull Ring hatte sich Marquez vor drei Wochen erstmals sichtlich wohl gefühlt auf seiner Ducati GP23. Die Ergebnisse blieben zwar aus unterschiedlichen Gründen aus, wären mit einem anderen Rennverlauf aber zweifelsohne möglich gewesen. Da MotoGP-Reifenhersteller Michelin in Österreich jedoch eine andere Karkasse am Hinterreifen verwendet hatte, zweifelte Marquez, ob er mit Rückkehr zur normalen Variante in Misano wieder in alte Muster zurückfallen würde.

Marc Marquez auch in Misano konkurrenzfähig

"In dieser Saison war mein Problem meistens, dass das Heck die Front zu stark gepusht hat", beschreibt Marquez Schwierigkeiten, die 2024 viele MotoGP-Piloten mit dem neuen, fast schon zu viel Grip bietenden Hinterrad haben. Schon in Aragon war Michelin zur Standard-Karkasse zurückgekehrt, aufgrund der besonders schlechten Gripverhältnisse und des Spaniers bekannter Stärke auf Strecken, die gegen den Uhrzeigersinn befahren werden, konnte die dominante Performance im Motorland jedoch nicht als Vergleichswert hinzugezogen werden. Stattdessen sollte Misano als Feuerprobe dienen - und das Gresini-Team bestand diese mit Erfolg: "Hier haben wir jetzt zum ersten Mal die normale Karkasse mit normalem Grip im Einsatz und ich fühle mich gut, das Basis-Setup funktioniert."

Keine überraschende Aussage, hatte sich Marquez' gutes Gefühl in Misano doch zuvor auch schon in den Trainings abgezeichnet. Der 31-Jährige mischte gleich zu Beginn des Freitags auf den Spitzenplätzen mit und hielt sich dort auch bis zum Schluss. Auch wenn es letztlich zu keiner Session-Bestzeit reichen sollte, fehlten ihm als jeweils Zweitplatziertem in FP1 lediglich 0,037 Sekunden auf Spitzenreiter Jorge Martin und im Training nur 0,185 Sekunden auf den Tagesschnellsten Francesco Bagnaia.

Marc Marquez: Chancenlos gegen Bagnaia und Martin?

Was dem MotoGP-Superstar also eigentlich Zuversicht bereiten sollte, auch in Misano wieder ganz vorne um Rennsiege mitmischen zu können, macht ihm gleichzeitig allerdings auch Sorgen. Denn Marquez fühlte sich nach dem Trainingsfreitag offenbar schon deutlich näher am Limit, als er dieses bei seinen Rivalen erreicht glaubte. "Ich denke, dass Pecco und Martin morgen einen weiteren Schritt machen werden. Wir werden sehen, ob ich mich dann in den Top Vier halten kann", kommentiert er seine Erfolgschancen skeptisch. Am Freitag hatten auch die in Misano traditionell starken Enea Bastianini und Franco Morbidelli vorne mitgemischt, sie mussten sich dem Gresini-Star nur um wenige Hundertstel geschlagen geben. Es droht also ein Fünfkampf um das Podium.

Die Stärken und Schwächen scheinen dabei klar verteilt. "Ich bin langsam in Sektor drei, wo es nur rechtsherum geht und schnell in Sektor vier, der nur aus zwei Linkskurven besteht", scherzt der Marquez und kündigt deshalb an, sich am Samstag speziell im schnellen Rechtsknick T11 verbessern zu wollen. Große Hoffnungen macht er sich dabei allerdings nicht: "Das wird schwierig für mich, weshalb ich eigentlich nur plane, dort nicht zu viel Zeit zu verlieren. Wir haben auch noch zwei andere Stellen, an denen wir Zeit verlieren, wo sich das aber auch nicht mehr ändern lässt. Wir müssen deshalb wohl aus unseren Stärken noch mehr rausholen."