37 Punkte in Mugello, 37 Punkte in Assen, 32 Punkte am Sachsenring. Francesco Bagnaia präsentierte sich zuletzt in Gala-Form und stürmte in der MotoGP von Rennsieg zu Rennsieg. Ausgerechnet im ersten Sprint, nachdem er die WM-Führung von Rivale Jorge Martin zurückerobert hatte, muss er nun aber wieder einen Rückschlag verkraften. In Silverstone kommt Bagnaia zu Beginn der fünften Runde in Kurve vier zu Sturz und scheidet aus: Der erste Ausfall seit dem Barcelona-Sprint und einer, den er diesmal auf die eigene Kappe nahm.
"Ich habe einfach einen Fehler gemacht", startete der Ducati-Star am Samstagabend in seiner Medienrunde in die Analyse des Crashes. "Ich war das gesamte Wochenende über in Turn vier schon sehr schnell, biege dort sehr schnell in die Kurve ein. In dieser speziellen Runde war ich etwas näher am Scheitelpunkt, um den Kurvenausgang besser vorzubereiten. Dabei habe ich dann einfach die Front verloren. Ich war vielleicht drei km/h schneller, das hat in diesem Fall aber gereicht [um zu stürzen, Anm.]."
Bagnaia spürt den Druck im WM-Kampf: MotoGP 2024 auf unglaublichem Level
Ein bitterer Fehler, lag Bagnaia zu diesem Zeitpunkt doch direkt hinter Jorge Martin, Enea Bastianini und Aleix Espargaro auf Platz vier, den dritten Sprintsieg in den letzten vier Rennen vor Augen. "Ich hatte einen sehr guten Start, dann hat sich das Ride-Height-Device aber nicht korrekt deaktiviert. Dadurch musste ich Kurve eins und zwei mit dem Bike in einer niedrigeren Position durchfahren [als normalerweise, Anm.] und habe einige Positionen verloren. In den ersten anderthalb Runden hatte ich außerdem etwas mit dem Grip am Heck zu kämpfen. Danach lief eigentlich aber alles perfekt", blickt er zurück. "Ich war sehr schnell und habe die Lücke [zur Führungsgruppe, Anm.] wieder geschlossen. Dann bin ich aber in Kurve vier gestürzt. Das war mein Fehler, dafür möchte ich mich bei meinem Team entschuldigen."
Auf der Mission 'Titelverteidigung' muss Bagnaia dadurch wieder einen Rückschlag verzeichnen. WM-Rivale Martin konnte seinen Rückstand in der Fahrer-WM durch Platz zwei im Sprint wieder auf lediglich einen Punkt verringern, nachdem dieser zuletzt am Sachsenring einen herben Fehler begangen hatte. Auch ein Zeichen des enormen Drucks im Titelkampf, wie Bagnaia am Samstag erklärte. "Heute haben die ersten Drei das Rennen acht Sekunden vor Platz vier beendet. Der Speed, den manche Fahrer aktuell haben, ist unglaublich. Ich denke, dass wir so etwas noch nie zuvor gesehen haben. Das ist beeindruckend, ich liebe es", hält er fest und weiß: "Dadurch besteht eben auch immer das Risiko eines Sturzes, wenn du mithalten willst."
Am Sonntag folgt die Gelegenheit zum sofortigen Gegenschlag. Beendet Bagnaia den Großbritannien Grand Prix vor Martin, reißt er als WM-Führender zur nächsten WM-Station in Österreich (16. - 18.08.). Zeitgleich könnte der amtierende Weltmeister mit einem Sieg auch einen persönlichen Rekord aufstellen: Fünf MotoGP-Hauptrennen am Stück gewann er noch nie. Ein Wert, den in der modernen Königsklassen-Ära sonst nur Marc Marquez und Valentino Rossi erreicht haben. Kein Wunder also, dass Bagnaia höchstmotiviert in den Sonntag starten wird. Der Fakt, dass ihm im Vergleich zur Konkurrenz durch den Sturz im Sprint wichtige Daten für das Hauptrennen verloren gegangen sind, beunruhigt den Ducati-Piloten derweil nicht. "Morgen werden wir ohnehin mit einem anderen Hinterreifen fahren, mit dem Medium", erklärt er. "Das ist ein Reifen, den ich deutlich lieber mag. Er gibt mir mehr Stabilität und ist leichter zu verstehen, wenn er Grip verliert. Ich bevorzuge ihn."
Jorge Martin im Silverstone-Sprint von Benzinproblemen eingebremst
Durchaus möglich, dass die MotoGP-Fans am Sonntag dann einen heißen Kampf der beiden Titelanwärter zu sehen bekommen. Denn Jorge Martin musste sich im Sprint laut eigenen Aussagen ab der zweiten Runde mit Spritproblemen durchkämpfen. Die Inlap schaffte er auch gar nicht mehr, musste sich von Pedro Acosta an die Box zurückschieben lassen. Fast schon Glück im Unglück also für Bagnaia, denn mit einem Sieg im Sprint hätte Martin die WM-Führung wieder übernommen. Spätestens im Großbritannien GP will sie sich der Pramac-Pilot jedoch zurückholen und zeigt sich vor dem zehnten Hauptrennen der Saison 2024 ebenfalls optimistisch.
"Ich hatte heute weniger Leistung und somit nicht 100 Prozent zur Verfügung. Morgen kann ich unter normalen Bedingungen aber zurückschlagen", kündigt er an und verrät: "Ich habe den Sturz von Pecco auf einem der großen Bildschirme an der Strecke gesehen. Heute ging es für mich nur darum, mein Selbstvertrauen wieder aufzubauen."
Das gelang trotz der Ducati-internen Niederlage gegen Enea Bastianini offensichtlich. Die Konkurrenz sollte also gewarnt sein. Was glaubt ihr: Schlägt Pecco Bagnaia am Sonntag zurück und schreibt persönliche MotoGP-Geschichte? Oder holt sich Jorge Martin die WM-Führung zurück? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!
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