Tagesbestzeit und souveräner Einzug in Q2 - Der MotoGP-Trainingsfreitag vor heimischen Fans in Mugello hätte für Francesco Bagnaia kaum besser beginnen können. Startet der amtierende Weltmeister doch eigentlich fast schon traditionell unauffällig in ein Rennwochenende, war er diesmal überraschend dominant unterwegs. Fast drei Zehntelsekunden brummte er dem restlichen Feld in der Nachmittagssession auf. Doch eine Szene trübte seinen ansonst starken Trainingsfreitag.

In der Schlussphase des Trainings war Bagnaia nämlich mit Gresini-Pilot Alex Marquez aneinandergeraten. Letzterer fühlte sich auf einer schnellen Runde vom MotoGP-Titelverteidiger behindert. Marquez hatte beim Anbremsen für 'Correntaio', die langgezogene Rechtskurve T12, einen heftigen Wackler, nachdem Bagnaia vor ihm von der Ideallinie gefahren war - zu spät, aus Sicht des Spaniers.

Alex Marquez war sichtlich sauer auf Francesco Bagnaia, Foto: MotoGP Twitter - Screenshot
Alex Marquez war sichtlich sauer auf Francesco Bagnaia, Foto: MotoGP Twitter - Screenshot

Francesco Bagnaia vs. Alex Marquez: MotoGP-Stewards untersuchen lange

Marquez machte seinen Ummut sofort per wütender Handgeste deutlich, während Bagnaia seinem Markenkollegen keine Beachtung schenkte und reaktionslos zum Reifenwechsel an die Box zurückkehrte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, ehe die Rennleitung vermeldete, dass der Zwischenfall untersucht werden würde. Eine Entscheidung der MotoGP-Stewards um Ex-500ccm-Weltmeister Freddie Spencer ließ jedoch lange auf sich warten.

Erst um 19:40 Uhr, also fast vier Stunden nach dem Zwischenfall, verkündeten sie ihr Urteil: Bagnaia sei tatsächlich zu langsam auf der Ideallinie unterwegs gewesen und habe Marquez auf einer schnellen Runde behindert, was einem Verstoß gegen Artikel 1.21.2 des MotoGP-Reglements entspricht. Daher wird der Ducati-Pilot mit einer Gridstrafe belegt und in seinem Heim-Grand-Prix am Sonntag um drei Positionen nach hinten versetzt.

Francesco Bagnaia überrascht: Strafe wäre lächerlich!

Eine Entscheidung, mit der Bagnaia in seiner Medienrunde einige Stunden zuvor nicht gerechnet hatte. "Erstmal wurden keine Blauen Flaggen geschwenkt und dann war ich neben der Ideallinie. Er [Alex Marquez, Anm.] war mal wieder ein guter Schauspieler, die Bewegung in seinem Bike hat er selbst verursacht. Wenn ich eine Strafe dafür bekommen würde, wäre das ziemlich lächerlich. Ich warte jetzt auf das Urteil, rechne aber eigentlich nicht mit einer Strafe", hatte er seinerzeit verkündet.

Alex Marquez sah den Zwischenfall wenig überraschend gänzlich anders. "Er fuhr langsam mitten auf der Ideallinie, ich kam von hinten an und habe meine Rundenzeit zu diesem Zeitpunkt verbessert. Das ist für mich ziemlich eindeutig. Er hat sich nicht zu einem Zeitpunkt umgedreht und geschaut, wer da von hinten ankommt", beschreibt der Gresini-Fahrer. "Ich war auf einer Hotlap und er mitten auf der Strecke. Direkt danach ist er in die Box gefahren. Wenn du in die Box fährst, musst du auf die anderen Fahrer, die schnell von hinten ankommen, Acht geben."

21 Uhr - Update: Bagnaia-Einspruch abgelehnt

Francesco Bagnaia hatte in seiner Medienrunde bereits deutlich gemacht, dass er eine potenzielle Strafe nicht verstehen könnte. Sie kam dennoch - und das Ducati-Team reagierte daraufhin. Die Italiener legten Einspruch gegen die Grid-Strafe ihres Weltmeisters ein. Doch diese wurde von den Appeal Stewards der MotoGP abgelehnt. Bagnaias Strafe bleibt bestehen, er muss im Italien Grand Prix drei Plätze nach hinten.