Die MotoGP-Wintertestfahrten 2024 in Sepang und Katar sind Geschichte. Während sich dort speziell Ducati und Weltmeister Francesco Bagnaia erneut als Favoriten für die bevorstehende Saison positioniert haben, wussten gleichzeitig auch einige Piloten zu gefallen, mit denen so nicht unbedingt zu rechnen war. Knapp eine Woche vor dem Auftaktrennwochenende in Katar (08. - 10.03.) stellt Motorsport-Magazin.com deshalb seine Geheimtipps für die Saison 2024 vor. Diese MotoGP-Piloten könnten überraschen:

Raul Fernandez

Das Kalenderjahr 2024 begann für Raul Fernandez denkbar schlecht. Der Trackhouse-Racing-Pilot stürzte im Sepang-Test gleich nach drei Runden per Highsider schwer und zog sich dabei drei Hüft- und Beckenbrüche zu. Er verpasste die restlichen beiden Testtage und kehrte nur dank einer Blitzheilung überraschend zum Katar-Test zurück ins MotoGP-Paddock. Was der 23-jährige Madrilene dort anschließend zeigte, war dann aber umso beeindruckender.

Raul Fernandez könnte 2024 endlich in der MotoGP durchstarten, Foto: LAT Images
Raul Fernandez könnte 2024 endlich in der MotoGP durchstarten, Foto: LAT Images

Noch immer stark von seinen Verletzungen beeinträchtigt spulte Fernandez in Katar insgesamt 104 Runden ab und beendete die Testfahrten als zweitbester Aprilia-Pilot auf Rang fünf. Zur Testbestzeit von Francesco Bagnaia fehlten ihm lediglich 0,389 Sekunden, zu Aprilia-Speerspitze Aleix Espargaro sogar nur 81 Tausendstel - und das auf einem Vorjahresmotorrad. Der junge Spanier muss im ersten Halbjahr 2024, anders als Teamkollege Miguel Oliveira, schließlich noch mit der RS-GP des Jahrgangs 2023 vorliebnehmen. Aprilia wird ihn erst im Verlauf der Saison, vermutlich um den Katalonien Grand Prix herum, mit einem aktuellen Werksmotorrad ausrüsten.

Genau das könnte Fernandez zum Saisonstart nun aber zugutekommen. Denn die Vorjahres-Aprilia ist bereits 'aussortiert', das Basis-Setup längst gefunden. Mithilfe der bereits vorhandenen Daten wird der Trackhouse-Pilot keine Anlaufschwierigkeiten bei Rennwochenenden haben, wo zuvor nicht mehrere Tage lang getestet wurde. Zudem scheint Fernandez erstmals in seiner jungen MotoGP-Karriere ein gutes Gefühl für sein Motorrad entwickelt zu haben. Diese Ausgangslage macht Hoffnung, dass der Moto2-Vizeweltmeister von 2021 in diesem Jahr endlich sein volles und definitiv vorhandenes Potenzial entfalten kann.

Fabio Di Giannantonio

Noch vor wenigen Monaten deutete nichts daraufhin, dass Fabio Di Giannantonio 2024 überhaupt noch ein MotoGP-Pilot sein würde. Erst eine späte Leistungsexplosion samt Podest in Australien und emotionalem Debütsieg in Katar hielten ihn doch noch in der Königsklasse, Valentino Rossi sicherte sich seine Dienste. Und beim VR46-Rennstall knüpfte der gebürtige Römer bei den Wintertests auch gleich genau dort an, wo er in Valencia bei Gresini Racing aufgehört hatte.

Fabio Di Giannantonio hat VR46-intern nach den Testfahrten die Nase vorn, Foto: LAT Images
Fabio Di Giannantonio hat VR46-intern nach den Testfahrten die Nase vorn, Foto: LAT Images

Während sich Marco Bezzecchi, letztes Jahr immerhin WM-Dritter, nur stockend auf dem neuen Motorrad zurechtfand, war 'Diggia' auf der Ducati GP23 sofort schnell. Er hatte seinen Teamkollegen bei beiden Tests klar im Griff und beeindruckte vor allem im Longrun. In Sepang fuhr der VR46-Pilot die schnellste Sprint-Simulation und in Katar die drittschnellste. Auf eine Runde scheint Di Giannantonio derzeit nicht mit den GP24-Ducatis mithalten zu können, im Rennen dürfte er aber eine echte Herausforderung für Bagnaia und Co. werden. Bestätigt er diese Form, wird sich Di Giannantonio 2024 als dauerhafter Podest- und Sieganwärter etablieren.

Pedro Acosta

Die Erwartungen an MotoGP-Superrookie Pedro Acosta waren ohnehin schon hoch. Doch der 19-jährige Wunderknabe fand einen Weg, bei den Wintertestfahrten nochmal etwas mehr zu beeindrucken. Startete er im Shakedown noch mit dem 2023er-Bike, konnte ihn auch der Wechsel auf das Karbon-Chassis beginnend mit dem Sepang-Test nicht verunsichern. Im Gegenteil: Acosta etablierte sich als zweitschnellste KTM, nur knapp hinter Speerspitze Brad Binder. In der Qualifying-Simulation verlor er nur 0,058 Sekunden auf den Südafrikaner, im Longrun gerade mal fünf Tausendstel pro Runde. Unfassbare Werte für einen Rookie.

Pedro Acosta startet mit hohen Erwartungen in die MotoGP-Saison 2024, Foto: LAT Images
Pedro Acosta startet mit hohen Erwartungen in die MotoGP-Saison 2024, Foto: LAT Images

Der Katar-Test, wo Acosta ohne Erfahrungsvorsprung durch den Shakedown begann, relativierte diese Zahlen etwas, macht sie aber nicht weniger beeindruckend. Der junge Spanier hat GasGas-Teamkollege Augusto Fernandez bereits klar im Griff, auch Jack Miller dürfte an ihm zu knabbern haben. Hält diese exponenziell steile Entwicklungskurve an, gibt es für Acosta 2024 kaum Grenzen. Ob es im Verlauf der Saison einmal für ganz vorne reichen wird, hängt wohl einzig davon ab, ob KTM die in den Testfahrten doch recht große Lücke zu den dominanten Ducatisti noch schließen kann.

Alex Rins

Zugegeben: Mit den vorderen Plätzen dürfte Alex Rins in diesem Jahr nur wenig zu tun haben. Zu schwach erscheint Yamaha zum Saisonstart 2024. Dass sich der sechsfache Grand-Prix-Sieger nach nur acht Testtagen auf der M1 schon auf 0,138 Sekunden an Teamleader Fabio Quartararo herangearbeitet hat, ist aber durchaus beachtlich, zumal der Qualifying-Speed eigentlich nie zu den Stärken Rins' zählte. Es erscheint daher nicht abwägig, dass wir den Spanier in diesem Jahr häufig auf Augenhöhe oder sogar vor Quartararo sehen werden. Und das wäre durchaus eine Überraschung, konnte in den vergangenen Jahren doch eigentlich nie ein Yamaha-Pilot dem Franzosen auch nur annähernd die Stirn bieten.

Alex Marquez

Die Schlagzeilen schreibt im Gresini-Lager momentan ein anderer: Bruder Marc. Tatsächlich könnte es aber Alex Marquez sein, der zumindest in den ersten Rennen des Jahres die Nase vorn hat. Denn der Moto2-Weltmeister von 2019 startet mit einem Jahr Erfahrungsvorsprung auf der Ducati in die Saison und scheint bereit, 2024 den nächsten Schritt zu machen. In Sepang war Alex Marquez schneller als ein Bruder, in Katar lieferte er einen Longrun auf dem Niveau von Fabio Di Giannantonio, der mit dieser Pace erst wenige Monate zuvor den dortigen Grand Prix gewonnen hatte. Der Gresini-Pilot könnte seinen Bruder somit vor größere Probleme stellen als gedacht und ihm vereinzelt auch die Show stehlen.

Wenn ihr nun wissen wollt, welche weiteren Prognosen wir für die MotoGP-Saison 2024 parat haben, dann klickt unbedingt in folgenden Artikel rein: