In der MotoGP gehen seit der Saison 2023 insgesamt elf Teams mit jeweils zwei Stammfahrern an den Start. Bei fünf dieser Teams handelt es sich dabei um offizielle Werksteams, die restlichen sechs Rennställe sind sogenannte private Kundenteams. Wo liegen die Unterschiede zwischen diesen beiden Varianten? Motorsport-Magazin.com liefert euch alle Antworten.

So funktioniert ein MotoGP-Werksteam

Bei einem Werksteam handelt es sich in der MotoGP um einen Rennstall, der vollständig im Besitz eines offiziellen Motorradherstellers ist und sowohl Motorrad als auch Motor selbst konstruiert. Das Reglement der Motorrad-Weltmeisterschaft schreibt dabei natürlich gewisse Rahmenbedingungen [bspw. Motor, Getriebe, Elektronik, Bremsen oder Reifen] vor, ansonsten sind die Hersteller in ihrer Entwicklung aber völlig frei. Damit lässt sich auch erklären, warum die Motorräder der Königsklasse trotz einheitlichem Reglement teils sehr verschieden aussehen können.

Francesco Bagnaia vor Marc Marquez und Fabio Quartararo in Indien
Ducati, Honda und Yamaha sind drei von insgesamt fünf aktiven Herstellern in der MotoGP, Foto: LAT Images

Derzeit treten Honda, Yamaha, Ducati, Aprilia und KTM mit offiziellen Werksteams in der MotoGP an. Ihr großes Ziel ist dabei möglichst viel sportlicher Erfolg, wovon sie sich dann einen Imagetransfer auf ihre Serienmotorräder erhoffen. Generell birgt ein Werksengagement in der MotoGP einem Motorrad-Hersteller großes Marketingpotenzial und kann somit die Absatzzahlen der Werke und folglich auch die Einnahmen erhöhen. Aber auch auf technischer Seite kann ein Hersteller von einem Werkseinsatz profitieren und bestenfalls neue Technologien vom MotoGP-Prototypen auf die Straßenmotorräder übertragen.

Um möglichst erfolgreich zu werden, investieren die einzelnen Hersteller viel Geld in ihre offiziellen Werksteams und die kontinuierliche Entwicklung der Motorräder. Honda, Ducati und Co. verfügen über hunderte Angestellte und ein eigenes Werk, in dem viel Forschung und Entwicklung betrieben wird. Neben den zwei Stammfahrern stellen die Werksteams in der Regel auch einen oder mehrere Testfahrer, die ganzjährig neue Teile testen und einem festgelegten Testprogramm folgen. Je nach Status im Concession-System kann ein Werksteam auch bis zu sechs Mal im Jahr während eines Rennwochenendes eine Wildcard einsetzen.

So funktioniert ein Kundenteam in der MotoGP

Bei einem Kundenteam steht in der MotoGP, anders als bei einem Werksteam, kein offizieller Motorradhersteller hintendran. Vielmehr handelt es sich bei den Teamgründern oftmals um echte Motorsportenthusiasten, die ihre Teilnahme an der Motorrad-Weltmeisterschaft aus eigener Tasche finanzieren. Im Jahr 2024 sind das Pramac Racing, VR46 Racing, Gresini Racing, LCR Honda, Tech 3 [fährt seit 2023 unter dem Namen 'GasGas', Anm.] und Trackhouse Racing, der Nachfolger des RNF-Rennstalls.

Gresini, Pramac und VR46 sind drei der sechs Kundenteams der MotoGP, Foto: LAT Images
Gresini, Pramac und VR46 sind drei der sechs Kundenteams der MotoGP, Foto: LAT Images

Ein Kundenteam entwickelt in der MotoGP kein eigenes Motorrad und absolviert auch keine privaten Testfahrten. Sie greifen vielmehr auf die Maschinen der in der Königsklasse engagierten Hersteller zurück und kaufen bzw. leasen (mieten) diese. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle: Während Gresini und VR46 bspw. gebrauchte Vorjahresmotorräder von Ducati beziehen, erhalten Pramac, Tech3, LCR und (in Teilen) auch Trackhouse Racing aktuelle Maschinen, die denen der Werksteams nahezu baugleich sind.

Je nach Vertragslage erhalten diese vier Kundenteams dann auch sämtliche Updates, die die Hersteller während einer Saison an ihre Werksmotorräder bringen. Der Zeitpunkt kann dabei variieren: Manchmal erhalten die Kundenteams gewisse Updates erst einige Rennwochenenden später, manchmal aber auch mit sofortiger Wirkung oder für Entwicklungstests sogar vor dem Werksteam.

Aufgrund ihrer engen Verbindungen zum jeweiligen Hersteller können gewisse Kundenteams in der MotoGP auch auf Fahrer und anderes Personal zurückgreifen. So stehen die Piloten von Pramac Racing bspw. direkt bei Ducati unter Vertrag und werden praktisch vom Hersteller an den Rennstall 'ausgeliehen'. Das gleiche Prinzip kommt auch bei Tech3 (KTM), LCR (Honda) und Trackhouse (Aprilia) zum Einsatz. Einzig VR46 und Gresini sind aufgrund ihrer lockereren Verbindungen zu Ducati völlig frei in ihrer Fahrerwahl. Einen Testfahrer stellen die Kundenteams allesamt nicht.