Der ehemalige Moto3-Pilot Carlos Tatay hat seit einem schweren Sturz im Rahmen der Moto2-Europameisterschaft in Portimao Anfang Juli, bei dem er sich an der Wirbelsäule verletzte, mit schweren körperlichen Folgen zu kämpfen. Der junge Spanier kam an der Algarve in Kurve eins zu Sturz und brach sich in Folge den Rücken, wodurch auch Teile des Rückenmarks beschädigt wurden. Tatay musste sich nach dem Unfall einer Notoperation unterziehen und zehn Tage im Krankenhaus in Portugal ausharren.

Tatay hat seit diesem tragischen Unfall mit Lähmungserscheinungen zu kämpfen, kann seine Beine kaum bewegen und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. An eine Rückkehr auf ein Rennmotorrad ist aktuell nicht zu denken, viel mehr kämpft der 20-Jährige darum, den Weg in ein normales Leben zu finden. Derzeit unterzieht sich Tatay einer umfangreichen Reha-Behandlung im spanischen Toledo.

Wer kommt für die Behandlung auf?

Auch Monate nach dem verhängnisvollen Crash, kommt es rund um Carlos Tatay immer noch zu Streitigkeiten, wer für die Arztkosten des 20-Jährigen aufkommt. Außerhalb Spaniens ist Tatay durch die internationale Versicherung der FIM abgesichert. Nach der Rückführung Tatays nach Spanien, muss nun allerdings die nationale und regionale Versicherung Tatays für die Rechnungen aufkommen. "Alle spanischen Fahrer haben ihre Verbände", erklärte der 20-Jährige im Interview mit den Kollegen von 'The Race'. "Ich habe den valencianischen und den spanischen Verband. Seit 1993 sind die Versicherungen für Fahrer gesetzlich vorgeschrieben. Es ist also ein altes Gesetz, wenn du im Krankenhaus ankommst, beträgt die Versicherungssumme nur 6.000 Euro - damit kann ich nicht viel anfangen", beschwerte sich Tatay.

Seit seinem Unfall in Portimao ist Tatay an einen Rollstuhl gebunden, Foto: andaluciainformacion.es
Seit seinem Unfall in Portimao ist Tatay an einen Rollstuhl gebunden, Foto: andaluciainformacion.es

2023 gab es zwar bereits eine Anpassung dieses Gesetzes, welche die Versicherungssumme deutlich erhöht, allerdings findet diese Anpassung bisher keine Anwendung, wie Tatay verriet. "Am 1. Januar trat dieses neue Gesetz in Kraft, aber weder der spanische Verband noch der valencianische Verband haben ihre Versicherungen an dieses neue Gesetz angepasst." Somit kommt momentan keiner der beiden Verbände für die hohen Arztrechnungen des Spaniers zu stehen. Tatay steht damit vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten, schließlich wird seine Genesungsphase noch auf unbestimmte Zeit andauern.

2022 startete Tatay für PruestelGP in der Moto3-WM., Foto: CF Moto Racing Prüstel GP
2022 startete Tatay für PruestelGP in der Moto3-WM., Foto: CF Moto Racing Prüstel GP

So kostet allein der Rollstuhl, an den Tatay momentan gebunden ist, mehr als die Versicherungssumme, die er bisher ausgezahlt bekam. "Ein neuer Rollstuhl kostet 10.000 Euro, aktuell habe ich einen vom Krankenhaus, den ich wieder zurückgeben muss", zeigte sich Tatay besorgt.

MotoGP-Stars wollen helfen

Das Schicksal des jungen Spaniers sorgt auch im MotoGP-Paddock für Entsetzen, über das spanische Versicherungssystem. Aprilia-Pilot Aleix Espargaro unterstützt seinen Landsmann und versucht vor allem die Situation nachhaltig zu verbessern, um zukünftige Fälle von schwerverletzten Piloten, die auf hohen Arztkosten sitzen bleiben, zu vermeiden. Espargaro erklärte gegenüber 'The Race'. "Ich spreche viel mit ihm [Carlos Tatay, Anm.]. Wir werden ihm auf jeden Fall helfen, die Hilfe besteht aber nicht nur darin, für ihn zu zahlen. Es könnte jederzeit wieder zu solchen Fällen kommen."

Aleix Espargaro will Carlos Tatay unterstützen., Foto: LAT Images
Aleix Espargaro will Carlos Tatay unterstützen., Foto: LAT Images

Auch weitere spanische MotoGP-Stars sind vom Tatays Schicksal berührt und wollen helfen. "Es ist traurig, ihn in dieser Situation zu sehen. Ich war vor kurzem in einer ähnlichen Lage", erinnerte sich GasGas-Pilot Pol Espargaro an seine Verletzungsphase, nachdem er ebenfalls in Portimao schwer gestürzt war. Auch MotoGP-Kollege Joan Mir pflichtet den Espargaro-Brüdern bei. "So etwas kann uns allen passieren, da haben wir alle großes Mitgefühl. Carlos bekommt nicht die Hilfe, die er benötigt. Das ist eine Situation, die wir nicht akzeptieren können. Wir müssen sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert", kündigte Mir Konsequenzen an.