Mit 73 Punkten Rückstand auf WM-Leader Francesco Bagnaia startete Marco Bezzecchi in das Thailand-Wochenende der MotoGP. Mit Blick auf das nahende Saisonfinale in Valencia Ende November war der VR46-Pilot daher in Buriram fast gezwungen, WM-Punkte auf Bagnaia und den zweitplatzierten Jorge Martin gutzumachen, wollte er seine Titelhoffnungen am Leben erhalten. Das klappte aber nicht: Nach einem sechsten Platz im Sprint und P4 im Hauptrennen verlässt Bezzecchi Thailand mit 79 Zählern Rückstand auf Bagnaia. Nur 111 Punkte sind 2023 noch zu vergeben.

"Unglücklicherweise habe ich zu Rennbeginn ein paar Fehler gemacht und auch Marc [Marquez, Anm.] berührt, dadurch habe ich etwas Zeit verloren. Hauptsächlich habe ich aber gleich in der ersten Kurve nach dem Start einen Fehler gemacht. Als ich gebremst habe, bin ich fast in Aleix [Espargaro, Anm.] gekracht und musste weitgehen", ärgerte sich der 24-jährige Italiener.

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Die Folge war, dass Bezzecchi trotz ursprünglich gutem Start von Platz vier in der ersten Runde durchgereicht wurde: In Turn 1 gingen Brad Binder, Bagnaia und Alex Marquez vorbei, in Turn 3 Maverick Vinales. Im Infield der Strecke drückte sich dann auch Marc Marquez noch mit einem harten Manöver in T5 vorbei, schob Bezzecchi dabei weit und öffnete beim Richtungswechsel für Turn 6 die Tür für Fabio Quartararo, der ebenfalls durchschlüpfte. Den ersten Umlauf des Thailand Grand Prix beendete der VR46-Pilot dadurch nur auf Platz zehn. "Ich musste in den ersten Runden dann viele Plätze wieder gutmachen", beschreibt Bezzecchi, der in der Folge zu einer sehenswerten Aufholjagd ansetzte. Zur Rennhalbzeit lag er bereits wieder auf Platz fünf, in der Schlussphase schnappte sich der dreifache GP-Sieger dann noch Teamkollege Luca Marini.

Marco Bezzecchi: Thailand-Sieg mit besserem Start möglich?

"Ich war ziemlich stark auf der Bremse und konnte überholen. Wenn du von hinten kommst, ist es zwar nie einfach, den Hinterreifen zu managen, aber ich habe mich glücklicherweise sehr gut auf dem Motorrad gefühlt. Wir haben auch bei der Elektronik gute Arbeit geleistet, daher konnte ich pushen, ohne den Reifen dabei zu stark ranzunehmen", analysiert Bezzecchi und ergänzt: "Ich bin zufrieden, aber es wäre mehr möglich gewesen." Tatsächlich trennten den VR46-Piloten am Ende nur 2,005 Sekunden von Rennsieger Martin, zum Podium fehlten knapp anderthalb Sekunden. Ohne die verkorkste Startphase hätte 'Bezz', der im Thailand-GP mehrfach die schnellste Rennrunde fuhr, also wohl mit seinen beiden WM-Rivalen und Binder um den Sieg kämpfen können.

Marco Bezzecchi im Thailand Grand Prix der MotoGP direkt vor Marc Marquez.
Marco Bezzecchi musste sich nach verpatzter Startphase erst wieder nach vorne kämpfen, Foto: LAT Images

So aber bleibt der vorletzte Triple-Header der MotoGP-Saison 2023 für Bezzecchi ein großes "Was wäre, wenn?" Schließlich hatte er sich erst am 7. Oktober bei einem Trainingssturz einen Bruch des rechten Schlüsselbeins zugezogen. Der VR46-Pilot konnte alle drei Wochenenden in Indonesien, Australien und Thailand erfolgreich absolvieren, wurde durch seine Verletzung aber stark eingeschränkt. "Mein Ziel war es, ein paar Punkte zu retten und das Bestmögliche rauszuholen", erinnert er. "Diese Strecke war für mich die härteste nach drei Wochen auf dem Bike, auch wenn ich zwischendrin ein paar Tage Zeit zur Erholung hatte. Mit ihren harten Bremszonen hat mich diese Strecke körperlich zerstört. Im zweiten Rennabschnitt war ich völlig am Ende."

Bezzecchi glaubt noch an WM-Titel: In Malaysia zurückschlagen

Daher will Bezzecchi das Rennwochenende in Thailand auch nicht als Rückschlag verstanden sehen. Trotzdem haben sich die Chancen auf den MotoGP-Titel nach dem Sonntag in Buriram natürlich nochmal verschlechtert. Ein 79-Punkte-Defizit noch aufzuholen, erscheint bei lediglich 111 noch zu vergebenden Zählern ein Ding der Unmöglichkeit. Der Italiener hat die Hoffnung aber noch nicht verloren: "Malaysia ist eine Strecke, die ich sehr gerne mag. Ich bin froh, jetzt ein paar Tage nach Hause fahren zu können, um mich auszuruhen und zu erholen. Mein Körper ist ziemlich steif auf der rechten Seite, weil ich viel mit den Beinen und allem anderen kompensieren musste. Es wird hart, aber die nächsten Tage werden sehr wichtig für mich, um in bester Verfassung nach Malaysia zu fliegen. Dann versuchen wir, aus den letzten drei Rennen nochmal das Maximum rauszuholen."

Marco Bezzecchi beim Indonesien-GP der MotoGP, wie er seine verletzte rechte Schulter kühlt.
Marco Bezzecchi kämpft noch mit den Folgen eines Schulterbruchs, Foto: LAT Images

Mathematisch gesehen muss Bezzecchi in Sepang (10. - 12.11.) mindestens sechs Punkte auf Bagnaia aufholen und darf maximal acht auf Martin verlieren, um die Titelträume zumindest bis Katar (17. - 19.11.) am Leben zu erhalten. Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti glaubt an seinen Schützling: "Es ist immer noch offen. Natürlich sieht es mehr nach einem Kampf zwischen Pecco und Jorge aus, aber Marco wurde Vierter. Damit ist er immer noch im Spiel. Ich denke, dass wir erst in Valencia herausfinden werden, wer Weltmeister werden wird."