Lange wurde darüber spekuliert, seit Mittwochmittag ist es offiziell: MotoGP-Superstar Marc Marquez verlässt das Repsol Honda Team noch mit Ende der Saison 2023, um - aller Voraussicht nach - bei Gresini Ducati anzuheuern. Der achtfache Weltmeister hat sich mit HRC auf eine vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt. Während der letzte frei Platz für die MotoGP-Saison 2024 im Ducati-Lager damit besetzt ist, stellt sich nun natürlich die Frage, welchen Fahrer Honda als Marquez-Ersatz präsentieren wird. Motorsport-Magazin.com liefert einen Überblick über die möglichen Kandidaten.

Die einfachste Option für Honda wäre es wohl, Ducati-Neuzugang Johann Zarco ins Werksteam zu befördern. Der Franzose wird Pramac Ducati mit Ende der Saison 2023 verlassen. Eigentlich sollte er bei LCR Honda die Nachfolge des zu Yamaha gewechselten Alex Rins antreten. Allerdings hat Zarco seinen Vertrag mit HRC unterschrieben und nicht direkt mit dem Rennstall von Teambesitzer Luccio Cecchinello. Das würde es Honda ermöglichen, den Franzosen gleich ins Werksteam zu holen. Eine Lösung, der zumindest Zarco nicht abgeneigt sein dürfte.

Johann Zarco in der Pramac-Box.
Wird Johann Zarco von LCR zu Repsol Honda befördert?, Foto: LAT Images

Ein möglicher Ersatzmann für den achtfachen Polesitter stünde wohl ebenfalls schon bereit: Fabio Di Giannantonio. Der 24-jährige Italiener verliert durch den Marquez-Wechsel seinen Platz im Gresini Team, möchte aber in der MotoGP bleiben. "Wenn Luccio einen Platz für mich hat, würde ich diesen mit offenen Armen empfangen", sagte Di Giannantonio erst am Sonntag nach dem Japan Grand Prix, den er auf einem ordentlichen achten Platz beendet hatte. Alternativ könnte LCR auch auf HRC-Superbike-Fahrer Iker Lecuona setzen, der in diesem Jahr bereits drei Rennen für das Team absolvierte. In Silverstone, Österreich und Barcelona ersetzte er seinen verletzten Landsmann Rins. Auch Moto2-Pilot Jake Dixon wurde von 'TNT Sports' ins Spiel gebracht, scheint aber kaum realistische Chancen zu haben.

Bedient sich HRC im Aprilia-Lager? Vinales und Oliveira auf der Liste!

Will HRC einen gestandenen Rennsieger als Marquez-Nachfolger präsentieren, könnte der Blick der Japaner zu Aprilia gehen. Bereits zu Beginn des Japan-Wochenendes machten im MotoGP-Paddock nämlich Gerüchte die Runde, wonach Maverick Vinales zu Repsol Honda wechseln könnte. 'DAZN' berichtete zuerst davon. Der Spanier hat zwar noch einen Vertrag bis Ende 2024 und erlebt momentan seine stärkste Aprilia-Saison, ist hinter Aleix Espargaro aber nur die Nummer Zwei im Team aus Noale.

Marc Marquez zu Gresini: Auswirkungen auf die gesamte MotoGP (06:08 Min.)

Dass Vinales, immerhin 25-facher GP-Sieger und Moto3-Weltmeister 2013, ein hochwertiger Ersatz wäre, lässt sich nicht bestreiten. Die große Frage lautet hier wohl eher, ob der Spanier bereit ist, seine Sieg- und Podiumsfähige Aprilia RS-GP gegen eine aktuell deutlich schwächere Honda RC213V anbieten. Sollte Vinales tatsächlich zu Honda wechseln, droht die nächste Bombe auf dem MotoGP-Transfermarkt zu platzen. Die Nachfolge des Spaniers könnte Gerüchten zufolge dann nämlich Yamaha-Star Fabio Quartararo antreten.

Maverick Vinales und Miguel Oliveira werden bei HRC als Nachfolge-Kandidaten gehandelt, Foto: LAT Images
Maverick Vinales und Miguel Oliveira werden bei HRC als Nachfolge-Kandidaten gehandelt, Foto: LAT Images

Eine ernsthafte Alternative zu Vinales stellt dessen Markenkollege Miguel Oliveira dar. Auch der Portugiese verfügt bereits über einen gültigen Vertrag für die MotoGP-Saison 2024, fährt aber nicht für ein Werksteam. Vielmehr geht der Portugiese seit seiner Trennung von KTM im Vorjahr 'nur' beim RNF Racing Team von Razlan Razali an den Start. Daher dürfte ein Wechsel ins Honda-Werksteam für ihn äußerst attraktiv sein, auch wenn es sportlich vorerst einen kleinen Abstieg bedeuten würde. Auch Oliveira hat seine Tauglichkeit mit fünf Grand-Prix-Siegen schon unter Beweis gestellt, die Frage ist: Lässt Razali seinen Superstar nach nur einem Jahr wieder gehen?

Verliert KTM Supertalent Pedro Acosta an Repsol Honda?

Abschließend muss an dieser Stelle auch über MotoGP-Supertalent Pedro Acosta gesprochen werden. Schließlich ist die Situation um den Führenden der Moto2-Weltmeisterschaft noch immer nicht final geklärt - zumindest öffentlich. Eigentlich aktivierte KTM bereits im Sommer eine Klausel in Acostas Vertrag, die ihm 2024 einen MotoGP-Aufstieg mit dem Hersteller aus Mattighofen sicherte. Das große Problem: KTM verfügt in Brad Binder, Jack Miller, Pol Espargaro und Augusto Fernandez über vier weitere Piloten mit gültigen Verträgen, aber insgesamt nur vier Bikes.

Liegt die MotoGP-Zukunft von Pedro Acosta bei Repsol Honda?, Foto: LAT Images
Liegt die MotoGP-Zukunft von Pedro Acosta bei Repsol Honda?, Foto: LAT Images

Binder und Miller gelten im Werksteam als gesetzt, weshalb Acosta bei GasGas Tech3 platziert werden soll. Dort streiten wohl Espargaro und Fernandez um den vierten und letzten Platz. Da die Beförderung von Acosta bislang aber nicht kommuniziert wurde, wurde der junge Spanier zuletzt etwas ungeduldig. Könnte er nun zu Honda wechseln? Unwahrscheinlich, denn KTM will sein Supertalent auf keinen Fall verlieren. Eine Ausstiegsklausel besitzt Acosta nicht, somit wäre er auf die Freigabe durch den österreichischen Hersteller angewiesen - und diese wird wohl nicht kommen.