Marc Marquez wechselt für die MotoGP-Saison 2024 zu Gresini Ducati. Das ist gut für Marquez, der endlich wieder auf einem konkurrenzfähigen Motorrad sitzt. Das ist gut für das Team von Gresini Racing, das sich als kleiner Privatrennstall einen der größten Stars in der 75-jährigen Historie der Motorrad-Weltmeisterschaft sichern konnte. Und es ist gut für die MotoGP, die ihren aufregendsten Fahrer endlich wieder regelmäßig im Kampf um Spitzenpositionen zeigen kann.

Einziger Verlierer in diesem Transferdeal scheint Honda zu sein. In den elf gemeinsamen Jahren wurde Marquez mit sechs Fahrerweltmeisterschaften, 59 Grand-Prix-Siegen, 101 Podiumsplatzierungen und 64 Pole Positions zum erfolgreichsten Motorradfahrer der Honda-Geschichte und übertrumpfte Legenden wie Mike Hailwood oder Mick Doohan. Marquez stieg in dieser Zeit nicht nur zu einer Allzeit-Ikone der Honda Racing Corporation auf, sondern wurde auch immer mehr zum alleinigen Erfolgsgaranten des Unternehmens.

Marc Marquez zu Gresini: Auswirkungen auf die gesamte MotoGP (06:08 Min.)

In den jüngsten fünf MotoGP-Saisons konnte nur ein Honda-Fahrer außer Marc Marquez einen Sieg in der Königsklasse einfahren: Alex Rins 2023 in Austin. Die übrigen 15 Grand-Prix-Erfolge besorgte Marquez im Alleingang. Nun ausgerechnet ihn zu verlieren, wirkt wie ein harter Schlag für Hondas MotoGP-Projekt. Und das ist er zweifelsohne auch. Allerdings einer, der sich im Nachhinein doch als Segen herausstellen könnte.

Denn Honda wird auch 2024 in der MotoGP nicht konstant um Spitzenpositionen kämpfen, egal ob mit oder ohne Marc Marquez. Das lässt sich nach dem enttäuschenden ersten Test mit dem nächstjährigen Prototypen bereits sagen. 2024 wird für Honda ein weiteres Lehrjahr sein. Ein Jahr, in dem die Rennwochenenden zu großen Teilen auch Testfahrten sein müssen. Eine mögliche Abänderung des Concession-Reglements könnte HRC beispielsweise häufigere Updates an der Aerodynamik ermöglichen, was weitere Entwicklungsarbeit bedeuten würde.

Honda muss in Ruhe einen Neustart wagen können. Nur so können die einstigen MotoGP-Dominatoren wieder an die Spitze zurückkehren. Geordnete Aufbauarbeit, die auch schlechte Resultate und zahlreiche Niederlagen mit sich bringt, ist aber nicht möglich, wenn diese ständig mit der Krise des ultimativen MotoGP-Superstars einhergeht und Honda so ununterbrochen im Rampenlicht steht.

Marc Marquez' Abgang mag Honda das ein oder andere Erfolgserlebnis in der MotoGP-Saison 2024 kosten. Betrachtet man das große Ganze, sind solche vereinzelten Highlights aber bedeutungslos. Für Honda zählt nur die langfristige Rückkehr zum einstigen Glanz. Und die scheint ohne die Aufmerksamkeit, die ein Marc Marquez mit seiner Strahlkraft generiert, leichter möglich.