Schon im Sprint von Indien zeigte Fabio Quartararo mit dem sechsten Rang eine ansprechende Leistung auf der schwächelnden Yamaha. Im Grand Prix ging es dann als Dritter sogar bis auf das Podest nach vorne. Das hatte er seit der dritten Saisonstation in Austin Mitte April nicht mehr geschafft. Die Freude bei Fahrer und Team war groß, doch die letzte Runde erinnerte den Franzosen auch wieder einmal daran, was Yamaha noch fehlt. Ein angeschlagener Jorge Martin konnte den zweiten Platz gegen den Angriff des Ex-Weltmeisters mit Ducati-Power verteidigen.

"Das war insgesamt ein großartiges Wochenende, besonders was unsere Pace und das Qualifying angeht. Ich bin glücklich über dieses Wochenende und ich hoffe wir können noch einige mehr solcher in diesem Jahr haben. Wir müssen clever agieren. Wenn sich eine kleine Chance auf Ergebnisse wie dieses ergibt, dann müssen wir sie nutzen", jubelte Quartararo nach dem zweiten Podestplatz der Saison. Damit sich diese Chance ergab, brauchte es neben guter Pace aber auch Probleme der Konkurrenz. Zunächst war er im Rennen hinter Francesco Bagnaia und Marc Marquez auf Rang fünf gelegen. Doch seine beiden Weltmeisterkollegen stürzten und Quartararo profitierte.

Francesco Bagnaia vor Marc Marquez und Fabio Quartararo in Indien
Quartararo verfolgte zunächst Bagnaia und Marquez, Foto: LAT Images

Selbst angeschlagener Ducati-Pilot mit der Yamaha nicht zu überholen

In der Schlussphase ergab sich dann sogar die Chance, auf den zweiten Platz vorzurücken. Jorge Martin bekam Probleme, was von Quartararo nicht unbemerkt blieb: "Ich wusste nicht, ob er an Armpump litt oder etwas mit seiner Lederkombi war, aber ich sah seine merkwürdigen Bewegungen durch Kurve 11 und 12." Es handelte sich um einen offenen Reißverschluss an der Lederkombi des Pramac-Piloten. Der Spanier schloss diesen während der Fahrt und verlor so deutlich an Zeit. Außerdem war er körperlich bereits am Ende, kollabierte nach dem Rennen sogar.

In dieser Situation konnte Quartararo während der letzten Runde angreifen. Nach einem Fehler Martins ging der Franzose kurz vorbei, ehe Martin knallhart konterte. War das nicht ein bisschen zu viel gewesen? Quartararo winkte ab: "Das war in Ordnung, nur frustrierend für mich. Ich versuchte bestmöglich aus der Kurve rauszukommen und möglichst gerade zu beschleunigen, aber die haben eine Rakete mit viel Grip." Selbst ein angeschlagener Martin konnte die Überlegenheit seiner Ducati ausspielen. Quartararo musste klein beigeben: "Meine Ausfahrt aus Kurve 5 war superschlecht, das Hinterrad drehte durch wie die Hölle. Ich versuchte es mit dem Gas zu kontrollieren, aber da war nichts mehr auf dem Reifen. Mit weniger Grip und unseren Problemen mit der Motorleistung konnte ich nicht mehr kämpfen."

Defizite bleiben, aber Erfolg für die Yamaha-Moral in hartem Saisonendspurt

Trotz des Podesterfolges wurden einmal mehr die Defizite der Yamaha klar offengelegt. Auch ein erneuter Angriff Quartararos war daher nicht mehr drin: "In Kurve 10 war ich dran, aber der Grip am Kurveneingang und auf der Bremse war erneut schlecht und ich konnte nicht bremsen." Im Prinzip fehlt es der M1 weiterhin an allem. "Wir wissen, wo wir eine Menge Zeit verlieren: Beim Herausbeschleunigen, beim Topspeed und beim Grip. Wir müssen hart arbeiten, um mit diesen Jungs zu kämpfen", konstatierte der Weltmeister von 2021.

Das Yamaha-Team bejubelt Fabio Quartararos Podestplatz
Yamaha durfte endlich wieder ein Erfolgserlebnis feiern, Foto: Monster Energy Yamaha

Doch selbst wenn der technische Rückstand weiterhin real ist, so bewertet Quartararo seinen Podestplatz dennoch als sehr wichtig. Und dabei meint er in erster Linie nicht sich selbst: "Es kommen jetzt eine Menge Rennen am Stück und da mit einem guten Resultat zu starten ist, noch mehr fürs Team als für mich, wichtig. Wir haben 45 Leute an der Strecke, da ist es wichtig, dass die ganze Crew, auch die von Franco [Morbidelli], auch einmal Spaß hat und alle eine gute Zeit erleben." Nach Wochen der Nackenschläge für Yamaha dürfte der Podestbesuch in Indien tatsächlich etwas Balsam auf die geschundene Seele des einstigen Erfolgsteams gewesen sein.

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