Der Freitag in Silverstone war ein großer Tag für Pol Espargaro und das GASGAS-Team. Erstmals seit seinem schweren Unfall im Training des Saisonauftaktes in Portimao Ende März saß der Spanier wieder auf einem MotoGP-Bike. Während sein Bruder Aleix Bestzeit fuhr, kam Pol 'nur' auf Rang 21. Der 32-Jährige muss nach schweren Verletzungen und langer Reha erst wieder lernen, was es heißt, ein MotoGP-Bike am Limit zu bewegen.
Hatte er in Portugal schwere körperliche Verletzungen, u.a. mehrere Brüche und eine Lungenquetschung, erlitten, so musste er in Silverstone mit etwas anderem kämpfen. "Heute Morgen war es die mentale Komponente, ich war am Boden zerstört. Ich habe bisher nie zwischen den Sitzungen geschlafen und musste zwischen den Sitzungen ein einstündiges Nickerchen machen, weil ich überfordert war. Das Gehirn war am Ende", erklärte der erschöpfte Katalane.
Portimao-Sturz noch in Espargaros Hinterkopf
Die MotoGP ist nicht umsonst die Königklasse des Motorradsportes. Espargaro wurde dies nach mehrmonatiger Abstinenz sofort wieder klargemacht: "Ich wollte mehr machen, aber im ersten Training war mein Kopf nicht schnell genug für all die Informationen, die er verarbeiten musste. Dann merkt man, wie schnell dieses Motorrad ist und wie schnell alles kommt. Es ist der Wahnsinn."
Doch auch rein körperlich ist der jüngere der Esparagaro-Brüder noch nicht ganz bei der Sache. Umso dankbarer war er für sein gutes Material: "Heute Nachmittag war ich dann mit einer natürlicheren Fahrweise unterwegs, körperlich konnte ich die Richtungswechsel aber nicht ausreichend vollziehen. Zum Glück ist das Motorrad eine Rakete, selbst beim langsamen Richtungswechsel auf die Gegengerade war ich einer der Schnellsten bei der Höchstgeschwindigkeit, was unglaublich ist."
Dabei war sein Kopf wohl nicht nur zu langsam, sondern es fuhr im Hinterkopf auch der Unfall von Portimao mit: "Mit den kalten Reifen und dem Wind hatte ich auf der Outlap Probleme, die Reifen zu spüren, denn mein Sturz [in Portimao] passierte auf der Outlap. Ich wollte also keinen Fehler machen." Eine schnellere Runde gelang ihm daher nur auf einer der beiden Reifenmischungen: "Zum Glück war mit dem weichen Reifen alles ziemlich gut, aber mit dem harten Reifen, den ich am Morgen ausprobiert habe, musste ich pushen, um den Reifen [auf Temperatur] zu bringen, aber das habe ich nicht. Ich drehte zwei Runden und kam rein, weil ich Angst hatte. Aber das ist etwas, das ich durch das Fahren lernen muss."
Herve Poncharal überglücklich: Espargaro hat Erwartungen übertroffen
Auch wenn Espargaros Weg zurück zu alter Stärke wohl noch einige Hürden für Körper und Geist zu bieten hat, so war die Stimmung beim GASGAS-Team hervorragend. Tech3-Boss Herve Poncharal zeigte sich begeistert: "Nach all dem, was er durchgemacht hat, ist es für das ganze Team ein großer Moment, ihn wieder hier zu sehen." In der Box gebe sich Espargaro bereits wie früher: "Er spricht schon wieder zu seiner Crew wie ein echter Rennfahrer."
Von Seiten des Teams gibt es keinerlei Erwartungsdruck. Poncharal weiß, in welcher Lage sich Espargaro befindet: "Dieses Wochenende in Silverstone ist für ihn da, um sich einfach wieder zurück auf das Bike zu setzen und wieder zu verstehen, wie er es fahren muss." Und obwohl das am Freitag in Silverstone am Ende nur zu Rang 21 führte, so ist der Franzose hochzufrieden mit seinem Schützling: "Er hat seine Hausaufgaben gemacht und wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann war es besser, als ich erwartet hatte."
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