Honda und Yamaha sind in den letzten Jahren im MotoGP-Entwicklungswettlauf völlig auf der Strecke geblieben. Die einstigen Dominatoren der Königsklasse sind mittlerweile chancenlos gegen ihre europäischen Konkurrenten Ducati, KTM und Aprilia. In der Herstellerwertung belegen die Japaner aktuell abgeschlagen die Ränge vier und fünf.

In der MotoGP und da konkret bei Promoter Dorna geht deshalb die Angst um, dass Honda und Yamaha früher oder später ihr Engagement in der Klasse beenden könnten - so wie es im Vorjahr völlig überraschend und bei deutlich besseren Resultaten schon Suzuki machte. Eine MotoGP ohne einen einzigen großen japanischen Hersteller wäre für das Produkt eine mittlere Katastrophe.

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Die Dorna versucht deshalb alles in ihrer Kraft stehende, um Honda und Yamaha bei Laune zu halten. Das könnte sogar zu einer Anpassung des Concession-Reglements führen, das erfolglosen Herstellern wieder den Anschluss an die Spitze ermöglichen soll - mit mehr Testmöglichkeiten, mehr Motoren und freier Entwicklung. Aktuell können die Zugeständnisse aber nur zurückerrungen werden, wenn in einer Saison von einem Hersteller keine Concession-Punkte gesammelt werden. Ein Sieg bedeutet dabei drei, ein zweiter Platz zwei und ein dritter Platz einen Punkt. Die Japaner müssten somit auch 2024 auf Concessions verzichten, denn Fabio Quartararo fuhr für Yamaha in Austin auf Platz drei und Alex Rins gewann das Rennen in den USA mit der Honda RC213V sogar.

Deshalb will die Dorna mit den Herstellern nun über eine Änderung des Reglements sprechen, wahrscheinlich beim ersten Grand Prix nach der Sommerpause in Silverstone. "Wir versuchen, Honda und Yamaha bestmöglich zu helfen, so dass sie schneller wieder konkurrenzfähig sind", verriet Carlos Ezpeleta, Sportdirektor der MotoGP und Sohn von Dorna-CEO Carmelo gegenüber 'Radio Catalunya'. "Honda und Yamaha waren in der Vergangenheit sehr rücksichtsvoll, was das Concessions-Reglement angeht. Das war wichtig für Ducati, um wieder konkurrenzfähig zu sein. Wichtig für Suzuki, um so schnell zu sein. Und wichtig für KTM und Aprilia, um überhaupt in die MotoGP einzusteigen. Die offizielle Position der Dorna ist daher, dass dieses System erneuert werden muss."

Viel ist in der MotoGP passiert, seit Ducati 2014 in Katar erstmals mit Concessions startete, Foto: Ducati
Viel ist in der MotoGP passiert, seit Ducati 2014 in Katar erstmals mit Concessions startete, Foto: Ducati

Zur Erinnerung: Das Concessions-Reglement verdankt die MotoGP dem listigen Ducati-Technikboss Gigi Dall'Igna. Er meldete Ducati 2014 einfach für die neu geschaffene Open-Class an, die eigentlich für finanzschwache Privatteams gedacht war. Dort durfte man mehr Motoren, mehr Reifen und mehr Sprit einsetzen. Einziger Nachteil: Ein eigenes Elektronikpaket war nicht erlaubt, es musste die heute für alle Teams verpflichtende Einheitselektronik von Magneti Marelli verwendet werden. Ein Opfer, das Dall'Igna bereit war zu bringen. Die MotoGP wäre aber in eine üble Schieflage geraten, hätte ein Hersteller ganz offiziell von einer für Privatiers geschaffenen Regelung profitiert. Deshalb führte man kurzerhand die Concessions ein, die fortan für Neueinsteiger und Hersteller ohne Podiumserfolge im Vorjahr galten, was zufälligerweise auf Ducati zutraf.

Concessions für Honda und Yamaha: Spielt Ducati mit?

Zehn Jahre später könnte der damalige Geniestreich zum Bumerang für Ducati werden. Denn aktuell dominiert man die MotoGP fast nach Belieben. Honda und Yamaha stellen auf jeden Fall keine Gefahr dar. Eine Reihe an Zugeständnissen könnte das schnell wieder ändern. Wie diese genau aussehen könnten und wann sie für einen Herstellern gelten, ist aktuell noch völlig unklar. Aus dem Ducati-Lager ist jedenfalls zu hören, dass man gesprächsbereit sei, aber keine Regelung akzeptieren werde, die auf bestimmte Hersteller zugeschnitten wird.