Nach einem äußert enttäuschenden Saisonstart mit nur einem einzigen Podium in den ersten sechs Rennwochenenden des MotoGP-Jahres 2023 haben sich Fabio Quartararo und Yamaha vor dem Italien-Grand Prix dazu entschieden, keine Experimente mehr zu durchzuführen. Stattdessen will man mit Vorjahres-Setups zurück in die Erfolgsspur finden. Eine Taktik, die am Freitag in Mugello kurzzeitig aufzugehen schien.

Im 1. Training des Italien-GP fuhr Quartararo völlig überraschend auf den zweiten Platz, auf die Bestzeit von Gresini-Pilot Alex Marquez fehlten ihm nur 0,087 Sekunden. Und auch Yamaha-Teamkollege Franco Morbidelli war nur unwesentlich langsamer. Der Lokalmatador sortierte sich am Freitagvormittag auf Platz sieben im Klassement ein und lag 0,279 Sekunden hinter der Spitze.

Wenige Stunden später dann aber die Rückkehr zur Realität: Im 2. Training kamen die Yamaha-Piloten nicht über die Plätze 15 und 16 hinaus und verpassten den direkten Einzug in Q2 deutlich. Während sich der Rest des Feldes um fast eine Sekunde steigern konnte, gelang dem Yamaha-Duo kein Sprung nach vorne. Morbidelli verbesserte sich um 0,162 Sekunden auf 1:46.238 Minuten, Quartararo gelang als einem von nur fünf Piloten keine zeitliche Verbesserung gegenüber dem Vormittag.

Yamaha kämpft mit sommerlichen Temperaturen in Mugello

"Ich hatte mir vom Nachmittag etwas mehr erwartet, auch von meiner Seite. Leider waren die beiden Zeitattacken aber nicht sonderlich gut", berichtet der Franzose sichtlich enttäuscht am Freitagabend in seiner Medienrunde. "Wir müssen uns ansehen, was passiert ist. Ich war ziemlich überrascht, dass ich heute Vormittag eine solche Rundenzeit fahren konnte. Nachmittags hatte ich dann deutlich größere Probleme."

Eine mögliche Erklärung dafür sieht der Yamaha-Pilot im Wetter. Während das 1. Training noch unter 23 Grad Luft- und 33 Grad Asphalttemperatur stattfand, war es im 2. Training mit 28 Grad Luft- und 43 Grad Asphalttemperatur deutlich wärmer. "Das hat bestimmt nicht geholfen", ist sich Quartararo sicher, will das gleichzeitig aber auch nicht als Ausrede gelten lassen: "In Bedingungen mit geringem Grip hatten wir in der Vergangenheit immer wieder Probleme, aber solche heißen Verhältnisse werden wir über das gesamte Jahr hinweg immer wieder haben. Wir müssen also eine Lösung finden."

Fabio Quartararo erlebt eine frustrierende MotoGP-Saison, Foto: LAT Images
Fabio Quartararo erlebt eine frustrierende MotoGP-Saison, Foto: LAT Images

Quartararo 2022 in Mugello noch als Zweiter auf dem Podium

Besonders bitter: Im Vorjahr war der Franzose in Mugello noch auf Platz zwei ins Ziel gekommen, nur 0,635 Sekunden hinter dem damaligen Rennsieger Francesco Bagnaia. 2021 gelang ihm sogar das Doppel aus Pole Position und Rennsieg. Was hat sich seither geändert? "So einiges. Mein Gefühl für Front und Heck ist ganz anders. Selbst wenn wir zu alten Settings zurückgehen, ist das Gefühl nicht bei 100 Prozent", beschreibt Quartararo. "Das Gefühl, mit dem ich in Kurven gehe, ist einfach schwammig. Ich bekomme kein Feedback von der Front. Das nimmt mir mein Selbstvertrauen."

Geändert gegenüber dem Vorjahr hat sich dabei auf dem Papier fast nichts. Yamaha tritt in Mugello mit dem identischen Chassis zu 2022 an, einzig der Motor ist neu. Trotzdem fehlen ihm knapp 0,2 Sekunden auf seine persönlich schnellste Runde aus dem Vorjahr. "Ich weiß nicht, woran das liegt. Wir müssen herausfinden, wo uns etwas verloren geht", klagt Quartararo.

Damit setzt sich der Frust der vergangenen Wochen also auch in Mugello nahtlos fort. Gewiss keine einfache Situation für den zwölffachen Grand-Prix-Sieger und Weltmeister des Jahres 2021, der dennoch bemüht ist, ruhig zu bleiben: "Letztlich hilft es nichts, wütend zu sein. Das wird unsere Performance auch nicht verbessern. Ich glaube daher, dass es am besten ist, geduldig zu bleiben."