Es war ein Schock für die gesamte MotoGP, als vor knapp einem Jahr bekannt wurde, dass Suzuki die Königsklasse mit Saisonende 2022 verlassen würde. Wenige Monate zuvor hatte der japanische Hersteller erst einen neuen Fünfjahresvertrag mit MotoGP-Promoter Dorna über eine Teilnahme bis Ende 2026 abgeschlossen. Der vorzeitige Ausstieg kostete Suzuki mehrere Millionen Euro, die in Form einer Strafzahlung fällig wurden.
In der laufenden Saison fehlt Suzuki nun erstmals seit 2014 wieder in der MotoGP-Startaufstellung. Doch FIM-Präsident Jorge Viegas deutete am vergangenen Wochenende im Rahmen des Superbike-WM-Events in Assen an, dass das Weltmeisterteam von 2020 schon bald wieder in die Königsklasse zurückkehren könnte.
"Ich hatte die Gelegenheit, mit Herrn Suzuki persönlich in Japan zu sprechen und er hat mir gesagt, dass sie ihr gesamtes verfügbares Budget in die Entwicklung eines neuen Motors investieren werden. Ich glaube, dass sie zurückkommen werden", so der Chef des Motorradweltverbandes. Was wie ein Hoffnungsschimmer für ein Suzuki-Comeback wirkt, ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn Viegas fiel in den vergangenen Jahren immer wieder mit gleichermaßen unbedachten wie unbelegbaren Äußerungen auf. So kündigte er etwa im Vorjahr einen Wechsel des VR46-Teams von Ducati zu Yamaha an, obwohl der Rennstall von Valentino Rossi vertraglich an den Hersteller aus Borgo Panigale gebunden ist. Die von Viegas gestreuten Gerüchte wurden dementsprechend von allen Seiten dementiert.
Auch eine Präzisierung, um welchen 'Herrn Suzuki' es sich in diesem Gespräch gehandelt haben soll, bleibt Viegas schuldig. Denn sowohl Vorstand Osamu Suzuki als auch sein Sohn und Präsident Toshihiro Suzuki bekleiden im Konzern wichtige Positionen. Was gegen Viegas' Spekulationen spricht ist die Tatsache, dass Suzuki mit dem überraschenden Ausstieg - dem zweiten seit 2011 - Promoter Dorna mächtig verärgerte und dort jede Menge verbrannte Erde hinterließ. Viegas erklärt seine Vermutungen aber mit dem Werbewert, den die MotoGP Suzuki liefern würde. "Sie können keine Motorräder verkaufen, wenn sie an keinem Wettbewerb teilnehmen", ist der Portugiese überzeugt.
Braucht Suzuki die MotoGP?
Richtig ist, dass Suzuki als einziger großer Motorradhersteller sämtliche werksseitige Motorsportaktivitäten eingestellt hat. 2015 stieg man aus der Superbike-WM aus, 2019 aus der Motocross-WM und im Vorjahr zog man schließlich den Stecker in der MotoGP und der Langstrecken-WM. Andere Hersteller wie etwa BMW verfügen aber auch nur über minimal öffentlichkeitswirksamere Motorsportprojekte und sind damit wirtschaftlich sehr erfolgreich. Die Münchner beschränken sich seit Jahren auf ein wenig erfolgreiches Engagement in der WSBK und sind zusätzlich in der nicht gerade populären Langstrecken-WM EWC mit dabei, haben 2022 aber 202.895 Motorräder verkauft und damit ein neues Rekordergebnis in der Firmengeschichte erzielt.
"In der MotoGP fehlen uns aktuell Kawasaki und BMW. Sie wollen aber nicht einsteigen", gesteht Viegas, der dennoch mit neuen Herstellern rechnet. "Hinter uns liegen zwei harte Jahre durch die Pandemie, aber die Lage bessert sich nun wieder deutlich und ich glaube, dass neue Hersteller sowohl in die MotoGP als auch in die Superbike-WM einsteigen werden. Einfach ist das aber natürlich nicht, denn vor allem in der MotoGP bedeutet das gewaltige finanzielle Investitionen." Welche Marken sich auf die große Bühne wagen sollen, verriet Viegas nicht.
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