Ausfall im Portimao-Sprint, Platz drei im Hauptrennen zum Portugal-GP, Platz zwei im Sprint von Argentinien und schließlich der erste MotoGP-Sieg am Sonntag - Marco Bezzecchis Formkurve in der noch jungen Saison 2023 zeigt konstant nach oben. Er führt die Gesamtwertung mit neun Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger Francesco Bagnaia an.

Ein Fahrer eines Privatteams, der den Factory-Stars zeigt, wo es lang geht - das gab es in der MotoGP immer wieder. In den Anfangsjahren der Klasse kämpften Sete Gibernau oder Marco Melandri auf der Satelliten-Honda um Rennsiege und Weltmeisterschaften, 2020 eroberten Fabio Quartararo und Franco Morbidelli die Königsklasse bei Petronas Yamaha im Sturm.

Die erfolgreichsten MotoGP-Satellitenfahrer:

SaisonFahrerTeamMotorradWMSiege
2022BastianiniGresiniDucati3.4
2021ZarcoPramacDucati5.0
2020MorbidelliPetronas SRTYamaha2.3
2019QuartararoPetronas SRTYamaha5.0
2018ZarcoTech3Yamaha6.0
2017ZarcoTech3Yamaha6.0
2016CrutchlowLCRHonda7.2
2015SmithTech3Yamaha6.0
2014P. EspargaroTech3Yamaha6.0
2013CrutchlowTech3Yamaha5.0
2012DoviziosoTech3Yamaha4.0
2011SimoncelliGresiniHonda6.0
2010SpiesTech3Yamaha6.0
2009EdwardsTech3Yamaha5.0
2008DoviziosoJiRHonda5.0
2007MelandriGresiniHonda5.0
2006MelandriGresiniHonda4.3
2005MelandriGresiniHonda2.2
2004GibernauGresiniHonda2.4
2003GibernauGresiniHonda2.4
2002BarrosPonsHonda4.2

Der ganz große Coup gelang aber bislang nur Piloten der großen Werksteams von Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki. Könnte sich das 2023 ändern? "Ich will noch nicht an die Weltmeisterschaft denken", blockte Argentinien-Sieger und WM-Leader Bezzecchi am Sonntag Fragen nach einem möglichen WM-Titel ab. "Es sind erst zwei Rennwochenenden gefahren. In ein paar Monaten werden wir mehr wissen."

Fakt ist: Die Ausgangsposition für Bezzecchi und einige seiner Kollegen in Kundenrennställen ist besser als je zuvor. Einige? Nun, eigentlich lässt sich die Auswahl auf die Ducatisti von Pramac, VR46 und Gresini beschränken. Denn aktuell gibt es in der MotoGP zwei überlegene Motorräder. Und beide kommen aus Borgo Panigale. Sie tragen die Namen Desmosedici GP22 und Desmosedici GP23. Die Konkurrenz von Aprilia, Yamaha, KTM und Honda beißt sich aktuell an beiden Maschinen die Zähne aus.

Bagnaia & Vinales sind aktuell die einzigen Werksfahrer in den Top-Five der WM, Foto: MotoGP
Bagnaia & Vinales sind aktuell die einzigen Werksfahrer in den Top-Five der WM, Foto: MotoGP

Besonders deutlich wurde das bei zugegebenermaßen nur bedingt aussagekräftigen Bedingungen am Sonntag in Argentinien. Da standen mit Bezzecchi, Johann Zarco und Alex Marquez drei Ducati-Kundenfahrer auf dem Podium. Eine Siegerehrung gänzlich ohne Werkspilot gab es in der MotoGP zuvor erst einmal: In Portimao 2020 gewann Miguel Oliveira für Tech3 KTM vor Jack Miller auf Pramac Ducati und Franco Morbidelli auf der Petronas Yamaha.

Ducati betreut seine Privatiers hervorragend und so sind auch die Kundenmotorräder - egal ob aktuelle Bikes oder Vorjahresmaschinen - extrem stark. "Die größte Herausforderung ist es, allen Fahrern konkurrenzfähiges Material zur Verfügung zu stellen", weiß Pramac-Mann Johann Zarco. "Ducati beweist aber immer wieder, dass sie es schaffen, für acht Fahrer 16 rennfertige Motorräder bereitzustellen. Es ist sensationell, was sie leisten."

MotoGP-Privatiers vs. Werke: Spiel gegen die Zeit?

Es darf erwartet werden, dass das Kräfteverhältnis innerhalb des Ducati-Lagers im Laufe der Saison etwas mehr in Richtung der aktuellen Maschine kippt. Dieses Muster zeigte sich in den vergangenen Jahren immer wieder. Die ausgereiften Vorjahresmaschinen zeigen zu Saisonbeginn auf, später übernehmen die aktuellen Bikes durch Updates das Ruder. Wie Bezzecchi bereits sagte: "In ein paar Monaten wissen wir mehr." Es wäre aber töricht, würden die Ducati-Factory-Stars Francesco Bagnaia und Enea Bastianini deshalb erwarten, dass der MotoGP-Titel 2023 quasi in ihre Hände gespült wird. Denn Bezzecchi und seine Kollegen auf dem 2022er-Bike (Luca Marini, Alex Marquez, Fabio Di Giannantonio) haben aktuell die Chance, das WM-Eisen zu schmieden, solange es heiß ist. Und auch die Pramac-Privatiers auf dem 2023er-Motorrad, Zarco und Jorge Martin, sind für eine Überraschung gut. Zarco zeigte in Argentinien auf, Martin kämpfte in Portimao in puncto Speed auf Augenhöhe mit Triumphator Bagnaia.