Für Fabio Quartararo geht es im Grand Prix von Valencia um alles. Er muss zwingend gewinnen, um noch MotoGP-Weltmeister 2022 werden zu können. Dementsprechend aggressiv wird der Franzose im Rennen agieren müssen, um von Startplatz vier aus in Führung gehen zu können. Allerdings haben auch die Top Drei des Qualifyings nichts zu verlieren. Wie werden sie sich im Zweikampf mit Quartararo verhalten - oder mit Francesco Bagnaia, sollte dieser im Rennverlauf zur Spitze aufschließen?

"Das ist keine leichte Situation", weiß Polesitter Jorge Martin. "Ich werde versuchen, mein eigenes Rennen zu fahren. Sollte Fabio an mir vorbeikommen, werde ich ihn mir anschauen. Ist er schneller, versuche ich zu folgen. Ist er langsamer, werde ich natürlich versuchen, ihn zu überholen", fährt er fort. Schließlich wolle er die Saison bestenfalls mit dem ersten Saisonsieg abschließen.

Sollte es zu einem Zweikampf kommen, weiß der Pramac-Pilot aber um die Bedeutung und um mögliche Folgen eines Fehlers. "Ich will vorsichtig sein, mit Fabio und auch mit Pecco", sagt er. "Du versuchst immer, sauber zu fahren, aber morgen passe ich besonders auf. Wäre die Situation andersrum, würde ich ja das Gleiche von ihnen erwarten."

Miller: Niemand crasht absichtlich

Dieser Ansicht schließt sich auch Jack Miller an, der seinen letzten Grand Prix als Ducati-Fahrer von Startplatz drei aus in Angriff nehmen wird. Dass der Australier gerne Teamkollege Bagnaia triumphieren sehen würde, ist hinlänglich bekannt. Trotzdem will er sich gegenüber Quartararo fair verhalten: "Am Ende des Tages willst du nie jemanden treffen. Keiner hat das als Ziel. Letztlich ist es ein Individualsport, jeder fährt als wäre es das letzte Rennen. Aber du versuchst immer, vorsichtig zu sein - egal gegen wen."

Besondere Brisanz bietet natürlich die erste Kurve, weil es im weiteren Rennverlauf erfahrungsgemäß schwierig werden könnte, Positionen gutzumachen. Dementsprechend könnte es dort sehr eng werden. "Wir werden alle aggressiv sein", ist sich auch Martin sicher. "Es wird natürlich auf den Start ankommen. Ich hoffe, gut zu starten. Fabio wird viel riskieren. Ich wünsche mir nur, dass er niemanden abräumt."

"Wenn er mich abräumt, kann ich das verstehen", entgegnet Marc Marquez etwas überraschend. Der Honda-Pilot und achtfache Champion geht von Platz zwei ins Saisonfinale. "Natürlich will ich das nicht", fährt er fort, "aber ich könnte es verstehen, weil er um eine Weltmeisterschaft kämpft und nicht um einen Rennsieg."

Dass Quartararo folglich aggressiv fahren müsse, sieht der Spanier beinahe als Selbstverständlichkeit an. Dennoch gelte das natürlich auch für sämtliche Ducatisti. "Auch sie werden aggressiv sein, weil das der beste Weg ist, um Pecco zu helfen", weiß Marquez. "Ich will ein gutes Rennen fahren, aber morgen geht es um Fabio und Pecco. Jeder wird auf diese beiden schauen."