Das zweite MotoGP-Rennen in folge lieferten sich die beiden zukünftigen Teamkollegen im Werksteam von Ducati Francesco Bagnaia und Enea Bastianini einen Zweikampf um den Sieg, der bis zur Ziellinie ging. Diesmal war es Bastianini, der die Nase um 42 Tausendstel vorne hatte und damit Bagnaias fünften Sieg in Serie verhinderte. Mit ihrem erneuten Doppelsieg für Ducati sicherten die beiden außerdem den Konstrukteurs-Titel für die Italiener.

'La Bestia' konnte den Seriensieger Bagnaia knacken und feierte seinen vierten Saisonsieg. Dabei sah es zu Rennbeginn noch gar nicht danach aus: "Das war ein schwieriges Rennen für mich. Am Start hatte ich Kontakt mit Aleix [Espargaro, Anm. d. Red.] und ich verlor ein paar Positionen." Danach brannte der Gresini-Pilot jedoch ein Feuerwerk ab, obwohl er sich das Leben selbst schwer machte: "Ich konnte aufholen und in Führung gehen, aber dann machte ich einen Fehler und ging weit in Kurve 10. Danach habe ich hart gepusht, um wieder an Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] ranzukommen. In der letzten Runde war ich nah an ihm dran und ich entschied mich, das Überholmanöver in Kurve 7 zu setzen. Ich kam vorbei und konnte gewinnen. Ich bin sehr glücklich."

Bagnaia stellt klar: Punkte aufholen wichtiger als der Sieg

Der WM-Vierte legte sich seinen Landsmann nicht zurecht, sondern griff spontan an: "Ich habe mich erst in der letzten Runde entschieden, es dort zu probieren. Ich war in Kurve 5 schon ganz nah an Pecco dran. Ich war gut beim Rausbeschleunigen und beim Richtungswechsel wusste ich, dass das die Gelegenheit war." Bagnaia hatte dies schon erwartet, doch leistete im Gegensatz zum Rennen in Misano keinen Widerstand: "Ich war mir sicher, er würde angreifen und darauf war ich gefasst. Ich habe schon vor dem Rennen entschieden, dass ich Konkurrenten ziehen lassen werde, wenn das Risiko zu hoch wird. Heute war es sehr einfach, wieder einen Fehler zu machen. 20 Punkte aufzuholen ist wichtiger, als einen weiteren Sieg zu holen."

Bagnaia war von seinem Team über den Sturz des WM-Führenden Fabio Quartararo informiert worden, daher verteidigte er seine Entscheidung, Bastianini ziehen zu lassen: "Es ist wichtiger die Gelegenheit zu nutzen, die Fabio durch seinen Sturz ermöglicht hat, um Punkte aufzuholen. Ich war am Limit und ein Überholversuch gegen Enea wäre zu riskant gewesen. Dennoch darf ich sehr glücklich sein, mit diesem Resultat." Die Ducati-Speerspitze liegt in der Meisterschaft nur noch 10 Punkte hinter dem Titelverteidiger aus Frankreich.

WM-Chancen für zwei Ducati-Piloten?

Bisher hatte der Italiener jegliche Aussagen in Richtung Weltmeistertitel verweigert. Seine aktuelle Form spricht für ihn auch weiter für diese Herangehensweise: "Jetzt sind wir dran und könnten über die Meisterschaft reden. Eigentlich will ich das aber gar nicht. Ich will in Japan mein normales Wochenende abliefern, so wie ich es in der zweiten Saisonhälfte bisher getan habe." Im Gegensatz zum Rennen in Aragon, bei dem er im Vorjahr seinen Premierensieg in der MotoGP feierte, ist Motegi ein Flug ins ungewisse: "Ich weiß um unser Potential, aber wir waren seit drei Jahren nicht dort, also wird das hart werden. "

Theoretische Chancen auf die Weltmeisterschaft sind auch beim Sieger des Aragon Rennens von 2022 vorhanden. Bastianini sieht trotz seiner guten Form aber kaum noch die Möglichkeit, in die vergabe der MotoGP-Krone einzugreifen: "Das Team hat mir nach dem Rennen gesagt, dass Fabio gecrasht ist. Ich bin jetzt näher dran, aber ich denke 48 Punkte Rückstand sind zu viel. Das wird sehr schwer, denn ich habe drei Konkurrenten vor mir." Auch er will erst einmal von Rennen zu Rennen denken, denn es warten neue Herausforderungen: "Ich will die nächsten Rennen wieder um Spitzenplätze kämpfen. Ich komme auf Strecken, die für mich in der MotoGP noch neu sind. Da werde ich noch lernen müssen."