Marc Marquez stand bei den Trainings der MotoGP in Spielberg der Crew von Repsol Honda mit seiner Expertise zur Seite. Die Präsenz des sechsmaligen Weltmeisters am Rennwochenende in Österreich wird unter Fans und Experten nicht nur als Vorbote für ein Comeback gedeutet. Die anhaltende Krisensituation beim Team lässt vermuten, dass er die Dinge mit seinem direkten Input wieder in die richtigen Bahnen leiten soll. Honda-Testfahrer Stefan Bradl stand aber nicht nur an diesem Freitag im intensiven Austausch mit dem Teamleader.

"Es war schön, ihn da zu haben und er hat sich auch sehr mit uns befasst und auseinandergesetzt. Aber er wird mir jetzt nicht sagen: mach das mal so, dann bist du eine Zehntel schneller", stellt Bradl klar, dass der Besuch von Marquez kaum zu einem schnellen Fix der seit langem bestehenden Defizite der RC213V führen konnte. "Das wäre schön, wenn es so ist", so Bradl weiter. "Aber auf dem Level der MotoGP gibt es keinen Fahrer, der die Ideallinie nicht findet oder so."

Marquez ist seit dem Abschied von Dani Pedrosa der einzige Fahrer, dem es gelang, mit der Honda konstant Top-Resultate abzuliefern. Die Performance von Bradl ist als Testfahrer naturgemäß auf einem anderen Level. "Er ist halt in der Lage, das Motorrad noch mehr über das Limit hinaus auszuquetschen. Klar, er geht mehr Risiko, das ist sein Instinkt und sein Naturell", erklärt er.

Das Feedback über die RC213V deckt sich dennoch. "Wir sind sehr auf einer Linie", so Bradl. "Die Entwicklung voranzutreiben und das Team zurück in die Erfolgsspur zu bringen, können wir schon schaffen. Aber HRC muss natürlich dafür sorgen, dass wir die Werkzeuge dazu haben."

Den Trainingsfreitag beendete Bradl als 21. Auf den schnellsten Honda-Fahrer in Person von Takaaki Nakagami fehlte ihm eine knappe Sekunde. Der Japaner in Diensten von LCR lag als Zwölfter seinerseits fast eine halbe Sekunde hinter der Bestzeit von Ducati-Mann Johann Zarco. In Sachen Konkurrenzfähigkeit war bei Honda dementsprechend auch mit dem Input von Marquez alles beim Alten.

Für Bradl kam das nicht überraschend, denn der Wissensaustausch ist am Wochenende in Spielberg nur die Fortsetzung der ohnehin schon angeregten Zusammenarbeit. "Wir hatten uns in der Vergangenheit auch viele Sprachnachrichten hin und her geschickt und waren in Kontakt", erklärt er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Jetzt ist es nur so, dass es durch seine Präsenz sehr öffentlich war."

Neben der gemeinsamen Analyse der Trainings behandelten die beiden in erster Linie, in welche Richtung die Entwicklung bei Honda langfristig gehen soll. "Wir hatten ein Gespräch unter vier Augen, was wir für die Zukunft haben wollen. Ich will ihm helfen, so gut ich kann, damit er bei seinem Comeback etwas vorfindet, womit wir arbeiten können, sodass er wieder um den WM-Titel fahren kann", sagt Bradl.