Es war die Szene des Samstags beim MotoGP-Wochenende in Silverstone. Aleix Espargaro wurde im vierten freien Training bei einem heftigen Highsider Ausgangs Kurve 12 von seiner Aprilia geschleudert und knallte hart auf den Asphalt der Auslaufzone. Der WM-Zweite war sichtlich mitgenommen und musste von den Streckenposten gestützt werden. Der Spanier kam humpelnd im Medical-Center an, immer noch von Teammitgliedern gestützt. Angesichts dieser Bilder waren Zweifel an einer Teilnahme am Qualifying aufgekommen.
Die Untersuchung im Medical Center ergab jedoch, dass der Katalane zwar starke Schmerzen im rechten Fuß verspürte, sich aber keine Brüche oder sonstige schwerere Verletzungen zugezogen hatte. Die Ärzte erteilten ihm daher die Freigabe für einen Start im weiteren Verlauf des Wochenendes. Dass dies nicht immer der Fall ist, zeigten die Fälle der Moto2-Piloten Pedro Acosta und Sam Lowes. Acosta wurde für keine Session zugelassen, Lowes entzog man nach einer Schulterverletzung in FP1 die Starterlaubnis.
Espargaro begeistert die Fans: Von P12 auf P1!
Somit saß Espargaro nicht einmal eine Stunde nach seinem heftigem Unfall wieder auf der Aprilia und bestritt das Qualifying. Dass er direkt für Q2 qualifiziert war, brachte ihm zumindest ein paar Minuten der Erholung ein, da er nicht sofort nach FP4 ausrücken musste. Als er dann erstmals hinausfuhr, sah es nicht danach aus, als ob der 32-Jährige im Vollbesitz seiner Kräfte wäre. Espargaro reihte sich mit über 1,5 Sekunden Rückstand auf dem zwölften und damit letzten Platz im Q2 ein.
Doch der Aprilia-Pilot absolvierte wohl nur eine Art Check-Run, um Körper und Motorrad zu überprüfen. Was er dann ablieferte, versetzte die Zuschauer ins Staunen. Auf dem Zeitenmonitor leichtete eine beste Sektorenzeit nach der anderen auf und Espargaro schoss mit seiner Aprilia auf Platz 1. Dabei unterbot er den alten Rundenrekord von Marc Marquez aus dem Jahre 2019 und fuhr als erster MotoGP-Pilot auf dem Silverstone Circuit eine Runde unter 1:58 Minuten. Das Publikum feierte die Leistung des Katalanen mit stehenden Ovationen.
Nach Platz 6 im Rekordqualifying: Espargaro zieht sich zurück
Am Ende des Qualifyings reichte Espargaros Heldentat trotzdem 'nur' zu Platz 6. In einer spannenden Schlussphase unterboten fünf weitere Piloten seine Rekordrunde. Am Ende sicherte sich Johann Zarco auf Ducati die Pole-Position und den neuen Rundenrekord. Bei Aprilia wurde trotzdem gejubelt. Zum einen für Espargaros Husarenritt und zum anderen für den zweiten Platz von Maverick Vinales.
Nach seinem Kraftakt im Qualifying zog sich Aleix Espargaro zurück, um sich zu erholen. Das Aprilia-Team bat um Verständnis, dass er am Samstag keine Interviews mehr geben werde. Die Situation des Spaniers, insbesondere seine Schmerzen, würden am Sonntag erneut bewertet werden. Ein Start des WM-Zweiten im Rennen ist damit weder sicher, noch auszuschließen. Es ist anzunehmen, dass die Eindrücke des Warm Ups am Sonntagmorgen eine entscheidende Rolle in dieser Frage spielen werden.
Am Samstagabend lieferte sein Aprilia-Team ein kurzes Statement Espargaros: "Diesen Sturz habe ich wirklich nicht gebraucht. Ich habe mich auf dem Motorrad wohlgefühlt und mächtig gepusht. Der Highsider war ziemlich brutal. Ich habe starke Schmerzen und es wird schlimmer, weshalb wir zusammen mit dem Team und den Ärzten beschlossen habe, dass ich mit für den restlichen Tag ausruhe und wir die Situation dann nach dem Warm Up noch einmal bewerten. Ich werde natürlich alles versuchen, um morgen starten zu können, aber da es sich um einen beim Fahren stark belasteten Körperteil handelt, müssen wir sehen, ob es möglich ist."
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