Elf Mal in Folge hatte Honda zuletzt das MotoGP-Rennen am Sachsenring gewonnen. An diesem Wochenende schlitterte man in eines der übelsten Debakel in der eigenen Geschichte. Pol Espargaro und Alex Marquez mussten aufgeben, Takaaki Nakagami stürzte, Stefan Bradl kam als 16. und Letzter ins Ziel, mehr als 21 Sekunden hinter dem Vorletzten.

Nach dem Rennen kam Bradl sichtlich frustiert zu seiner Medienrunde ins Pressezentrum, am rechten Fuß einen dicken Verband. "Ich habe mir die Fußsohle komplett verbrannt. Die Bremse konnte ich schon nach zwei Runden nicht mehr ziehen, weil der Hebel so heiß wurde, dass es durch die Handschuhe gebrannt hat", schimpfte Bradl, als Motorsport-Magazin.com ihn nach den Ursachen für sein Abschneiden fragte.

Bradl setzte anschließend zu einer echten Wutrede an: "Das Motorrad ist bei diesem Wetter unfahrbar. Das kann man als Fahrer nicht akzeptieren. Ich bin das Rennen zu Ende gefahren, aber ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Es war ein reiner Kampf ums Überleben. In einem Pulk mit anderen Fahrern hätte ich überhaupt nicht fahren können. Das habe ich schon nach zwei Runden gemerkt. Das ist menschlich nicht vertretbar. Ich bin das Rennen irgendwie zu Ende gefahren, frag mich aber bitte nicht wieso."

Gerade vor seinem Heimpublikum wollte Bradl natürlich eine andere Leistung abliefern. "Vielleicht bin ich nur für die deutschen Fans zu Ende gefahren. Es fühlt sich in der Auslaufrunde aber einfach nur beschissen an, wenn du mehr als 20 Sekunden auf den Vorletzten verlierst. Das war ein heute ein ganz, ganz bitteres Rennen."

Bradl drehte am Sachsenring einsam seine Runden, Foto: LAT Images
Bradl drehte am Sachsenring einsam seine Runden, Foto: LAT Images

Bradl war, wie eingangs erwähnt, nicht der einzige Fahrer, der am Sonntag mit der Honda RC213 zu kämpfen hatte. "Das Ergebnis spricht für sich. Außer mir ist kein Honda-Fahrer ins Ziel gekommen", verweist Bradl auf die Ausfälle von Pol Espargaro, Takaaki Nakagami und Alex Marquez. "Wir müssen jetzt versuchen, Lösungen zu finden."

Die Honda-Fahrer plagten unterschiedliche Probleme. Pol Espargaro kämpfte wie Bradl gegen die Hitze des Motorrads, gleichzeitig aber auch mit Schmerzen im Bereich der Rippen. Er sprach am Sonntag nicht zur Presse, Hondas Presseabteilung schickte aber ein Statement des Katalanen: "Seit dem Sturz in FP1 war es ein hartes Wochenende. Auch eine Injektion vor dem Rennen hat nicht geholfen. Ich konnte nicht normal atmen und mir ist schwindelig geworden. Dazu kam noch die Hitze am Fuß. Das ist ein Problem der Honda, seit ich hier bin. Auch das war schmerzhaft. Ich habe mich dann dazu entschlossen, aufzugeben. Es war zu extrem."

Nakagami stürzte in Runde sieben. Für den Crash hatte er keine Erklärung: "Fehler habe ich keinen gemacht. Ich bin einfach nur ans Gas gegangen und habe die Front verloren. Auch anhand der Daten können wir den Sturz nicht wirklich verstehen." Schon zuvor war es aber ein schwieriges Rennen für den Japaner. "Ich hatte von der ersten Runde an null Grip auf der linken Seite. Der Grip am Hinterrad war furchtbar. Ich konnte nicht bremsen. Ich hatte kein Turning. Das Gefühl auf dem Motorrad war furchtbar." Alex Marquez nahm wie Pol Espargaro seinen Medientermin nicht wahr.

Honda befindet sich freilich nicht erst seit dem Sachsenring-Wochenende in der Krise. Seit mittlerweile mehreren Jahren klagen die Fahrer über das Motorrad. Verbesserung scheint sich aber keine einzustellen. Motorsport-Magazin.com hakte bei Bradl nach, wo die Ursache für die ausbleibenden Steigerungen liegen könnten. "Keine Ahnung", antwortete ein sichtlich ratloser Test- und Entwicklungsfahrer.