Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia hat den Italien Grand Prix auf dem Mugello Circuit gewonnen. Der 25-Jährige siegte mint 0,635 Sekunden Vorsprung auf Weltmeister Fabio Quartararo auf Yamaha. Mit unter zwei Sekunden Rückstand kam Aprilia-Pilot Aleix Espargaro ins Ziel. Die Top-Drei fuhren eine ähnliche Pace, doch nachdem Bagnaia in der neunten von 23 Runden die Führung übernommen hatte, konnte ihm keiner mehr wirklich gefährlich werden - Quartararo nahm dem Italiener zwar noch ein paar Zehntel ab, doch der konnte seinen Vorsprung verwalten. Vor nur 43.661 Zuschauern am Sonntag - einem unglaublichen Rückgang - feierte Bagnaia seinen zweiten Saisonsieg.

"Unglaublich! Ich habe schon gar keine Stimme mehr, ich habe zu laut und zu viel geschrien schon", so der Ducati-Pilot direkt im Parc-Ferme. "Ich denke, das ganze Team und ich verdienen dieses Wochenende diesen Sieg! Wir haben sehr viel gearbeitet." Besonders nachdem "Pecco" in Le Mans in Führung liegend gestürzt war und keine Punkte mitnehmen konnte, war dies vor Heimpublikum nun mehr als Balsam für die Seele. "Letzte Woche hatten wir richtig Probleme und hatten auch etwas Pech. Mein Start heute war nicht der beste, da war ich etwas spät dran. Ich bin aber froh, dass ich dieses Rennen hier zuhause, vor unseren Fans, gewinnen konnte, das ist wirklich großartig!"

Ob das für ihn als Italiener, auf einem italienischen Motorrad in Italien der besonderste Tag seiner GP-Karriere gewesen sei? "Vielleicht", sagte er bedacht und war sichtlich gerührt. Dabei hatte er sich aber das Leben zunächst selbst schwer gemacht. "Ich habe einfach versucht, einen guten Start hin zu bekommen - aber das habe ich nicht. In der ersten Kurve war ich schon zurück gefallen", kommentierte er, dass er vom fünften Startplatz aus nur als Achter aus der ersten Runde zurück kam. "Es war wichtig, die anderen so schnell es geht zu überholen. Ich hatte vorn den Medium-Reifen genommen und wusste, dass das ein Problem werden könnte."

Reifenwahl anders als geplant

Denn mit dem Medium-Reifen hatte er eigentlich gar nicht fahren wollen, die Entscheidung dazu bezeichnete er als "richtig schwierig". Er habe sich auf dem Medium-Reifen in den Trainings nicht so wohl gefühlt und seine schnellste Zeit auf dem harten gefahren. "Aber heute in der Startaufstellung habe ich gefroren, weil es so kalt war", sagte er - und hatte dabei die Lacher der versammelten Presse auf seiner Seite. "Ich wollte ihm schon eine Jacke bringen", kommentierte Quartararo lachend. "Mir war kalt und ich habe zu meinem Michelin-Mann gesagt: ich nehme den Harten", fuhr der Sieger fort. "Sein Gesicht hat aber alles zu mir gesagt. Medium ist vielleicht besser. Ich hatte viel mit dem Medium gearbeitet gehabt. Das Feeling war nicht das beste, aber der Grip war großartig."

Nach seinem nicht so guten Start, musste er sich durch das Feld kämpfen. " Ich habe einfach versucht, zu überholen. Als ich zu Bezzecchi kam, wollte ich es auf der Gerade probieren, denn ich wusste, dass er hart bremsen kann. Dann wollte ich einfach meine Pace gehen und etwas Abstand zu den anderen raus fahren und das halten. Heute war der Grip nicht der beste, ich hatte etwas Probleme mit dem Hinterreifen - ich habe aber mit Fabio und Aleix gesprochen und bei denen war es das gleiche. Vielleicht hat der Regen von heute Nacht etwas weg gespült."

Nach einem durchwachsenen Saisonstart war es für Bagnaia nach Jerez nun der zweite Saisonsieg - und in Le Mans stürzte er in Führung liegend. Der heutige Sieg in Mugello sei aber im Vergleich zu dem in Spanien nicht einfach gewesen. "Die Pace war zwar ähnlich, aber in Jerez konnten wir vom Start weg pushen. Auf dieser Strecke ging es mehr darum, alles zu managen und das war nicht einfach, weil ich hinten viel gerutscht bin, immer. Mir ist das Hinterrad richtig oft weggerutscht." Ein Fakt, den auch die anderen Beiden auf dem Podest immer wieder betonten.

Am Sonntagabend fiel Bagnaia "ein großer Stein vom Herzen", dass er in Mugello mal wieder das Treppchen erreichen konnte. Das letzte war nun schon ein paar Jahre her. "Das ist erst mein zweites Podest hier in Mugello, das erste hatte ich 2016", erinnerte er sich. "Ich hatte hier immer meine Mühe, wieder auf das Podium zu kommen. Letztes Jahr war es aufgrund der Emotionen schwierig", spielte er auf Jason Dupasquiers tödlichen Unfall vor einem Jahr an. "Aber dieses Jahr war es wichtig, dass wir das schaffen. Davon habe ich schon als Kind geträumt, denn Mugello ist Mugello. Misano ist mein Heimrennen, aber Mugello ist der Italien-Grand-Prix. Es war wichtig, das beste Ergebnis zu holen und besser als das geht es ja nicht."

Bagnaia, Quartararo, Aleix Espargaro - Die Titelfavoriten 2022?

In der WM-Tabelle liegt Quartararo mit 122 Punkten weiterhin in Führung, hat acht Punkte Vorsprung auf Aleix Espargaro. Bagnaia ist Vierter, hat noch Markenkollege Enea Bastianini zwischen sich und dem Aprilia-Piloten auf zwei. Bagnaia verliert derzeit 41 Punkte auf den amtierenden Weltmeister aus Frankreich. Doch der Frage, ob die Top-Drei aus Mugello nun auch die Favoriten auf die MotoGP-Krone seien, wollte er zunächst ausweichen. "Das müssen die anderen beiden beantworten", sagte er. Quartararo intervenierte: "Nein, nein, das kannst du auch beantworten!" Nachdem sich das Gelächter gelegt hatte, sagte der Italiener: "Ich habe mehr Fehler gemacht. Ich muss jetzt mehr wie eine Maschine funktionieren. Aber ich kann sagen: ja, wir drei sind die Favoriten. Aber ich würde auch Enea noch in den Kreis aufnehmen.