In den vergangenen beiden Saisons stürzte Honda in eine tiefe MotoGP-Krise. Für die Saison 2022 entschloss man sich deshalb zu einer radikalen Neugestaltung der RC213V - in der Hoffnung, damit wieder an die Spitze der Königsklasse zurückzukehren. Die ersten Testfahrten verliefen auch vielversprechend, Platz drei beim Saisonauftakt in Katar durch Pol Espargaro gab ebenfalls Mut.

Doch seither hat Honda wieder zu kämpfen. In den folgenden vier MotoGP-Rennen gelang keine einzige Podiumsplatzierung. Ende 2021 schien Speerspitze Marc Marquez mit dem alten Motorrad wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden. Seine letzten vier Saisonrennen beendete er mit zwei Siegen, einem zweiten und einem vierten Platz und holte damit in dieser Phase mehr Punkte als alle anderen Fahrer im Feld.

Im Oktober 2021 jubelte Marquez noch über den Sieg in Misano, Foto: MotoGP.com
Im Oktober 2021 jubelte Marquez noch über den Sieg in Misano, Foto: MotoGP.com

2022 war ein fünfter Rang in Katar für ihn bislang das höchste der Gefühle. Ist die neue Honda also doch keine Verbesserung und sogar ein Rückschritt? Marquez relativierte am Samstagabend in Jerez: "Das Motorrad ist anders. Du musst es anders fahren. Wir haben hier am Freitag versucht, das Bike mit einer radikalen Änderung an meinen Stil anzupassen, aber ich kann dieses Bike einfach nicht mit meinem Stil fahren. Deshalb sind wir heute wieder einen Schritt zurückgegangen."

Marquez verfolgte im Qualifying Francesco Bagnaia und Fabio Quartararo, die klar schnellsten Männer an diesem Wochenende in Jerez. So reichte es zu Startplatz fünf. Die Probleme mit dem neuen Motorrad bleiben aber. "Ich habe nach wie vor Probleme mit der Front und dem Turning. Sobald ich pushe, wird das Bike sehr schwierig zu fahren. Ich verliere sowohl beim Bremsen als auch in den schnellen Kurven Zeit", so Marquez.

Der dreifache MotoGP-Sieger in Jerez macht sich deshalb keine Hoffnungen auf ein Spitzenergebnis am Sonntag: "Die besten Fahrer sind hier klar schneller als wir - in allen Bereichen. Ein Startplatz in der zweiten Reihe ist natürlich gut, aber das Rennen ist eine ganz andere Geschichte. Da kann ich nicht so fahren, wie ich es für eine schnelle Runde mache. Um das Podium können wir nicht kämpfen. Unsere Pace liegt irgendwo zwischen Platz fünf und zehn. P5 muss deshalb das Ziel sein."

Ein Marc Marquez, der sich mit fünften Plätzen zufriedengeben muss. Eine frustrierende Situation für den achtfachen Weltmeister? "Frustrierend ist es nur, wenn die Erwartungen zu hoch sind", stellt Marquez klar. "Ich bin mit der zweiten Reihe heute zufrieden. Du musst deine Ziele realistisch stecken, nicht optimistisch. Die Vergangenheit ist die Vergangenheit und die Gegenwart die Gegenwart."