Beim Saisonauftakt-Rennen der MotoGP in Katar stahl am Sonntagabend ein Mann die Show: Enea Bastianini. Der italienische Gresini-Pilot feierte auf dem Losail International Circuit einen völlig überraschenden wie ebenso emotionalen ersten Sieg in der Königsklasse. Auch Brad Binder (KTM) und Pol Espargaro (Honda) sorgten für umjubelte Podestplätze. Völlig in Vergessenheit geriet dabei die exzellente Leistung von Aleix Espargaro.

Der 32-jährige Spanier in Aprilia-Diensten fuhr am Sonntag auf Platz vier und bescherte seinem Arbeitgeber damit das bislang beste Resultat im Wüstenstaat. Nur 2,242 Sekunden hinter Rennsieger Bastianini kam Espargaro ins Ziel - und das im schnellsten MotoGP-Rennen in der Geschichte des Losail International Circuit, nochmal 10,7 Sekunden schneller als der bisherige Bestwert aus dem zweiten Rennen im Vorjahr.

Tag der Außenseiter in Katar: Richtungsweisend für MotoGP 2022? (08:37 Min.)

Espargaro: Habe mich wie der Schnellste gefühlt

Dementsprechend groß war die Freude im Aprilia-Lager nach Rennende. Espargaro zeigte sich hocherfreut: "Das Gefühl, das ich heute hatte, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben", beschreibt der Spanier. "Ich habe mich gefühlt, als wäre ich der Schnellste auf der Strecke."

Beinahe wäre für ihn und Aprilia in Katar sogar noch mehr möglich gewesen als 'nur' Platz vier, das Team setzte allerdings auf die falsche Strategie: "Ich war wahrscheinlich zu konservativ unterwegs hinter Marc [Marquez] und Mir. Ich hatte nicht erwartet, dass die Pace der beiden so abstürzen würde. Ich habe durch beide jeweils rund eine Sekunde verloren", beklagt Espargaro.

Hätte der 32-jährige Katalane eine aggressivere Herangehensweise gewählt, hätte es mit einem Podestplatz - es wäre erst der zweite für Aprilia in der MotoGP-Ära gewesen - durchaus funktionieren können. Aleix-Bruder Pol, der das Rennen auf Platz drei beendete, hatte in den letzten Runden mit stark abbauenden Reifen zu kämpfen. Letztlich trennten die beiden lediglich 0,891 Sekunden. "Ich war immer etwas zu spät dran. So hat mir am Ende eine Runde gefehlt, um meinen Bruder noch abzufangen", reflektiert der Aprilia-Werksfahrer.

Selbst Sieg in Katar für Aprilia im Bereich des Möglichen?

Wäre für Aprilia mit einer anderen Strategie sogar ein Sieg möglich gewesen? Immerhin fehlten Espargaro nicht einmal 2,5 Sekunden - so nah kam Aprilia dem Rennsieger in der MotoGP-Ära noch nie. "Ich war einer der Stärksten", meint der Spanier. "Leider war unsere Strategie nicht die Beste, das hat mich Zeit gekostet. Ich will nicht sagen, dass ich hätte gewinnen können, aber Platz zwei oder drei wäre definitiv möglich gewesen."

Aber auch ohne Podestplatz, für Espargaro gibt es nach dem Auftaktrennen genug Grund zur Freude: "Ich hatte heute viel Spaß", erklärt er. "Es ist ein Vergnügen, in der Lage zu sein, mit den Besten kämpfen zu können. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die Waffen dazu." Der 32-Jährige ist sich sicher: "Es wird eine tolle Saison werden."

Vinales enttäuscht in Katar: Weit unter Möglichkeiten

Weniger erfreulich lief es hingegen bei Aprilia-Teamkollege Maverick Vinales. Der 25-fache Grand-Prix-Sieger kam in Katar nicht über Platz 12 hinaus. Und auch den erreichte er nur, weil vor ihm einige Fahrer stürzten und so den Weg in Punkte frei machten. Auf Rennsieger Bastianini fehlten dem Aprilia-Piloten ganze 23,216 Sekunden, auf Espargaro knapp 21 Sekunden. Bei einer Renndistanz von 22 Runden verlor er also knapp eine Sekunde pro Runde auf den Teamkollegen.

"Natürlich ist das ein enttäuschendes Resultat", gesteht Vinales. "Das ist nicht, was wir wollen und auch nicht das, was wir leisten können." Speziell die Front habe dem Spanier am Sonntag zu schaffen gemacht, in den Kurven habe er kein gutes Gefühl gehabt - ganz anders als sein Teamkollege. "Wir müssen das Bike besser kennen lernen", meint Vinales. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns."