Im Vorjahr wurde Pol Espargaro auf der KTM RC16 zum Stammgast bei MotoGP-Siegerehrungen. In 14 Saisonrennen landete er gleich fünf Mal auf dem Podium. Die letzten vier Grands Prix 2020 beendete er allesamt in den Top-Vier. In der Endabrechnung bedeutete das Gesamtrang fünf, nur vier Zähler fehlten auf P3.

Kein Wunder, dass Espargaro im Winter mit breiter Brust in seine neue Herausforderung bei Honda startete. Und tatsächlich fühlte sich der Katalane auf der RC213V auch direkt wohl. "Als ich das Motorrad zum ersten Mal gefahren bin, hat es sich sofort angefühlt als wäre es 'mein' Bike. Es passt zu meinem Fahrstil. Ich mag es, ein Motorrad richtig am Limit zu bewegen, auch wenn das bedeutet, hin und wieder zu stürzen", erklärt Espargaro.

Stürze sammelte der HRC-Neuling in diesem Jahr bereits zur Genüge. An den bislang neun Rennwochenenden ging er insgesamt 13-mal zu Boden. Damit führt er diese Rangliste der MotoGP an. "Ich gebe eben immer alles und gehe in jedes Wochenende so, als wäre es mein letztes. Da kann es auch passieren, dass ich drei Mal in einem Event stürze. Das war mir aber schon im Vorhinein klar. Ich habe meiner Crew gleich zu Beginn gesagt, dass sie in diesem Jahr viele Bikes reparieren werden", lacht Espargaro. "Als Fahrer kannst du dich nur verbessern, wenn du das Limit kennst. Und das findest du erst, wenn dir das Vorderrad einklappst oder du einen Highsider hast."

Trotz Espargaros Einsatz bleiben die Resultate bislang aber größtenteils aus. Zwei achte Plätze in Katar und im Flag-to-Flag-Chaos von Le Mans waren das höchste der Gefühle. In der WM liegt Espargaro damit bereits hinter Teamkollege Marc Marquez, der ja die ersten beiden Saisonrennen verletzungsbedingt auslassen musste.

MotoGP-Fahrernoten - Teil 1: Unser Zeugnis zur Saisonhalbzeit (17:10 Min.)

"Hoffentlich können wir das Ruder bald herumreißen", so der 30-Jährige. "Ich will in der zweiten Saisonhälfte nicht noch einmal so leiden. Ich bin nicht hier, um es gerade so in die Top-Ten zu schaffen. Das ist nicht das was ich erwartet habe, nicht das was ich will und weder ich noch Honda gehören hier hin. Ich will da weitermachen, wo ich mit KTM aufgehört habe und das bedeutet, regelmäßig in den Top-Five zu landen."

Um das zu erreichen, braucht er aber die Unterstützung seines Arbeitgebers. Espargaro nimmt Honda daher auch in die Pflicht. "Wir haben ziemlich große Probleme, was die Traktion betrifft, vor allem in Schräglage. Seit der Einführung der neuen Hinterreifen im Vorjahr hat es Honda nicht geschafft, sich so gut anzupassen wie die Konkurrenz. Die Entwicklung diesbezüglich war sehr langsam beziehungsweise ist praktisch stillgestanden, während unsere Gegner aufgeholt haben. Honda hat da einfach nicht so hart gearbeitet, wie die anderen Hersteller."