Platz 16 und 1,082 Sekunden stehen für Marc Marquez nach dem MotoGP-Trainingsfreitag in Jerez zu Buche. Ein Rückschritt im Vergleich zum Comeback vor zwei Wochen in Portimao, als der Repsol-Honda-Mann am ersten Tag sofort in den Top-Sechs landete. Doch wie so oft verrät die Ergebnisliste nur die halbe Wahrheit.

Denn Marquez fuhr in FP2 am Nachmittag als einziger der 23 MotoGP-Fahrer am Ende keine Time-Attack und konnte sich somit auch als einziger Pilot gegenüber dem 1. Training nicht verbessern. Ein Grund zur Sorge? Mitnichten. Viel eher war es ein taktischer Schachzug des achtfachen Weltmeisters.

"Ich habe heute sehr genau darauf geachtet, wie sich mein körperlicher Zustand entwickelt", erklärte er am Freitagabend. "In FP1 habe ich mich gut gefühlt. Ich konnte fahren wie ich wollte und mit meinem Körper spielen. Am Nachmittag habe ich aber sofort eine Veränderung erkannt. Mir hat es an Kraft gefehlt, vor allem im Trizeps und dem hinteren Schulterbereich. Dadurch konnte ich meinen Ellbogen nicht wie gewohnt einsetzen. Hier braucht es einfach noch Zeit, bis sich die Muskeln wieder an diese Belastungen gewöhnen."

Deshalb war Marquez am Nachmittag im Schongang unterwegs. "Das war ungewohnt für mich, denn normalerweise pushe ich immer", gestand er. Statt wie geplant drei Runs mit jeweils fünf schnellen Runden fuhr er nur vier, vier und schließlich drei Umläufe. Mit neuen Reifen und dementsprechend größerem Grip ging es Marquez besonders behutsam an: "Da brauche ich nämlich am meisten Energie."

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Diese will er sich nun für die entscheidenden Sessions, also das Qualifying am Samstag und vor allem das Rennen am Sonntag aufsparen. "Wenn ich die Muskeln nutzen will, dann kann ich das. Wenn ich pushen will, dann kann ich das", stellt Marquez klar. "Ich habe aber meine Lehren aus dem Portimao-Wochenende gezogen. Dort habe ich vom Freitag an richtig Gas gegeben, hatte am Sonntag aber keine Energie mehr. Hier will ich mir meine Ressourcen besser einteilen, um dann ein besseres Rennen fahren zu können."

Unglücksort kein Problem für Marc Marquez

Das Rennwochenende in Jerez bedeutet für Marquez auch die Rückkehr an den Ort, der ihm im vergangenen Juli diese so schwere Oberarmverletzung bescherte. Mental hat er dieses persönliche Drama aber bereits aufgearbeitet und bolzt wie gewohnt durch Turn 3 und 4, wo das Unglück im Vorjahr seinen Lauf nahm. "Ich habe nach FP1 die Daten abgeglichen. Ich war in Kurve drei und vier schnellster Honda-Fahrer. Dort kann ich absolut normal fahren", wischt Marquez jegliche Zweifel sofort vom Tisch.