Valentino Rossi wird am heutigen 16. Februar 42 Jahre alt. Die meisten Motorsport-Stars befinden sich in diesem Alter bereits im wohl verdienten Ruhestand oder vertreiben sich die Zeit als Teamchefs, Teambesitzer, Verbandsfunktionäre oder TV-Experten. Doch nicht so Rossi, in dem auch nach einem Vierteljahrhundert in der Motorrad-WM noch immer das Feuer für diesen Sport brennt.

Längst hat sich der neunfache Weltmeister als erfolgreicher Geschäftsmann (u.a. VR46 Racing Apparels) und Nachwuchsförderer (VR46 Racing Academy) zwei weitere Standbeine aufgebaut. Und doch fährt er auch nach 414 Rennen gegen drei komplette Generationen der besten Motorrad-Fahrer der Welt noch immer auf dem höchsten Niveau mit. Max Biaggi, Casey Stoner, Jorge Lorenzo - sie alle sind längst von der Bühne verschwunden, auf der Rossi auch im Alter von 42 Jahren noch immer der Star ist.

Doch Rossi wird sich 2021 neu erfinden müssen: In der Box des malaysischen Petronas-Teams muss er auf den kurzen Dienstweg zu Yamaha-Sportchef Lin Jarvis verzichten und sich darauf einstellen, dass man künftig auf das Feedback von Maverick Vinales und Fabio Quartararo eher hört als auf seines. Im Gegenzug ist er aber von jeglichem Druck eines Werksfahrers befreit.

Das dürfte Rossi gerade recht kommen, denn 2020 erlebte er sein bisher schlimmstes Jahr in der Motorrad-WM: Nur ein Podestplatz, eine Sturz-Serie, eine Corona-Zwangspause sowie am Ende nur P15 in der Gesamtwertung stellen traurige Meilensteine in seiner beeindruckenden Karriere dar. Dass er sich aus diesem Loch wieder aus eigener Kraft nach oben ziehen kann, muss man einem Mann seines Kalibers auch im Alter von 42 Jahren noch zutrauen.

Neuerlicher Reset nach einem Tief?

Es wäre nicht der erste Neustart seiner Karriere, die viele schon nach den unsäglichen Ducati-Jahren beendet sahen. Immerhin war Rossi am Ende dieses Intermezzos bereits 33 Jahre alt und damit durchaus im rücktrittsfähigen Alter. Doch auch fast ein Jahrzehnt später fährt er noch immer mit. Und vielleicht kann ihm ja ausgerechnet Ziehsohn Franco Morbidelli, der es als erster Fahrer aus Rossis Akademie zu einem WM-Titel und anschließend in die MotoGP schaffte, als neuer Teamkollege wieder Flügel verleihen.

Rossis aktueller Vertrag läuft nur für die Saison 2021, die wohl zum größten Teil erneut ohne Zuschauer über die Bühne gehen wird. Auf Bäder in gelben Menschenmengen, die er seit über zwei Jahrzehnten so sehr genießt, wird Valentino Rossi in Mugello oder Misano somit verzichten müssen. Ob er unter diesen Umständen einen Rücktritt in Erwägung zieht, ohne sich von seinen treuen Anhängern mit Stil verabschieden zu können?

Nach eigenen Angaben will er nach sechs bis sieben Rennen über seine weitere Zukunft entscheiden. Vielleicht ist bis dahin ja auch geklärt, ob er ab 2022 mit einem eigenen VR46-Team an den Start gehen wird. Erfindet er sich in den kommenden Monaten tatsächlich neu, ist nicht ausgeschlossen, dass der nächste Teamchef, der Valentino Rossi unter Vertrag nimmt, Valentino Rossi selbst ist. Man muss auch als neutraler MotoGP-Fan gestehen, dass diese Vorstellung einen gewissen Reiz hat, oder?