Miguel Oliveira hat in Spielberg Geschichte geschrieben. Nicht nur hat er sich selbst zum ersten portugiesischen Sieger eines MotoGP-Rennens gekrönt, sondern Arbeitgeber KTM auch den ersten Triumph auf heimischen Boden geschenkt. Oliveiras Sieg hat aber noch eine zweite, große Auswirkung: Die Concessions sind für den österreichischen Hersteller jetzt gestrichen.

Die Concession-Points waren ursprünglich eingeführt worden, um schwächeren Herstellern im MotoGP-Fahrerfeld einen Vorteil zu verschaffen. Im Falle von KTM hat dies beispiellos geklappt: Im vierten Jahr seit dem Einstieg in die Königsklasse ist man in Mattighofen die Concessions bereits losgeworden, während Konkurrent Aprilia zwei Jahre vorher in die MotoGP wiedereingestiegen ist und momentan nicht mal ansatzweise dicht dran ist, die Vorteile zu verlieren.

KTM ist das beste Beispiel dafür, dass das System der MotoGP funktioniert. Maximal sechs Concession-Points darf ein Werk haben, ohne seine Vorteile zu verlieren. Wer diese Grenze überschreitet, dem werden die Concessions aberkannt. Ein Sieg bringt dabei drei Punkte, ein zweiter Platz zwei Punkte und ein dritten Rang einen Punkt. Nach dem Sieg von Oliveira hat man bei KTM dieses Limit nun überschritten.

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Was bedeutet das genau? Erst einmal ist KTMs Recht auf unlimitierte Testfahrten mit sofortiger Wirkung gestrichen. Die vier Stammfahrer dürfen ab jetzt nur noch an offiziellen Tests teilnehmen, Testpilot Dani Pedrosa darf ab 2021 auf gar keiner GP-Strecke mehr zum Einsatz kommen. Stattdessen muss man sich für drei Strecken entschieden, auf denen die MotoGP-Legende 2021 unterwegs sein wird.

In der Saison 2021 dürfen in den beiden KTM-Teams nur noch sieben statt neun Motoren pro Fahrer verwendet werden, außerdem darf man den Motor über die Saison nicht mehr weiterentwickeln. Auch die Wildcard-Einsätze im kommenden Jahr werden von sechs auf drei reduziert.

Miguel Oliveira feierte in Spielberg seinen ersten MotoGP-Sieg, Foto: MotoGP.com
Miguel Oliveira feierte in Spielberg seinen ersten MotoGP-Sieg, Foto: MotoGP.com

Concession-Verlust: So reagieren die KTM-Piloten

Das österreichische Werk erwarten also eine ganze Menge Änderungen, aber diese Entwicklung wird mitnichten betrauert. Vielmehr beweist der Verlust der Concessions, dass man endgültig in der MotoGP angekommen ist und mithalten kann, nicht umsonst ist man aktuell Dritter in der Konstrukteurs-Wertung. "Ich freue mich total, dass wir die Concession jetzt verloren haben, vor allem für das nächste Jahr", strahlt Pol Espargaro deshalb auch nach dem Rennen in Spielberg.

Oliveira, der maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt war, freut sich ebenfalls für seinen Arbeitgeber: "Wir haben heute die Concessions verloren und das fühlt sich super an", sagt der Tech3-Pilot unmittelbar nach seinem Debütsieg. "Es kommt immerhin nur auf eines an, das wir KTM am Sonntag im Parc Ferme sehen. Die Vorteile aus den letzten Jahren zahlen sich jetzt aus, wir können endlich mit den besten Herstellern im Grid mithalten."

Dass das in so kurzer Zeit alles andere als normal ist, weiß Oliveira und lobt KTM deshalb über alle Maßen: "Wir haben jetzt dieselben Regeln und KTM zeigt damit weiter, dass sie nie verlieren, egal, was sie anfassen. Es ist unglaublich, was sie in so kurzer Zeit geschafft haben. Es geht dabei nicht um Geld, sondern darum, die richtigen Leute für ein Projekt zu finden."

Wie fast alle seiner Kollegen in Orange hebt auch Oliveira eine Person ganz besonders hervor: "Für das alles ist zum großen Teil Mike Leitner (KTM-Teammanager, Anm.) verantwortlich. Er hat viel Erfahrung und hat das Projekt auf den nächsten Level gepusht. Davon profitieren wir Fahrer jetzt. Ab sofort fahren wir wie alle anderen auch", strahlt Oliveira. Und wenn sich aus der aktuellen Lage für KTM auch nur etwas auf die Zukunft schließen lässt, dann hat er auch allen Grund dazu.