Der Transfermarkt für die MotoGP-Saison 2021 hat noch nicht wirklich Schwung aufgenommen. Das wird sich aber bald ändern. Welche Piloten einen Platz auf dem Fahrerkarussell einnehmen werden, lässt sich bislang nicht genau sagen. Fest steht aber, dass sich das Karussell um Borgo Panigale und die dort beheimatete Kultmarke Ducati drehen wird.

Denn während die anderen großen Werksteams ihre Fahrerpaarungen entweder bereits geschnürt haben oder auf dem besten Weg dahin sind, ist bei Ducati noch gar nichts fix. Das liegt zum einen daran, dass die Transferzeit für die Italiener bislang eher enttäuschend verlief. Ducati machte auf so ziemlich jeden hoffnungsvollen Youngster der MotoGP Jagd, Maverick Vinales und Fabio Quartararo waren die Primärziele. Doch einig wurde man sich mit keinem der Hochkaräter.

Und so wird man bei Ducati seine Fahrerpaarung für das Werksteam 2021 wohl aus dem eigenen Kader rekrutieren müssen. Priorität muss da freilich Andrea Dovizioso haben. Er hat 13 der letzten 17 Rennsiege für Ducati geholt und war zuletzt drei Mal in Serie Vizeweltmeister hinter Marc Marquez. Die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung zwischen Dovizioso und Ducati, immerhin seit 2013 ein Gespann, sollen aktuell aber stagnieren. Die Gehaltsvorstellungen gehen massiv auseinander. Realistisch betrachtet hat Dovizioso aber keine Wahl. Ein Karriereende mit 34 Jahren und in seiner aktuellen Form scheint mehr als unwahrscheinlich und für einen Wechsel kommt eigentlich nur KTM in Frage. Doch dort will man mit den derzeitigen Piloten weitermachen. Außerdem ist es schwer vorstellbar, dass Dovizioso im doch schon höheren Rennfahreralter noch einmal ein MotoGP-Projekt an die Spitze führen will, so wie es ihm in der Vergangenheit mit Ducati gelungen war.

Früher oder später werden sich Dovizioso und Ducati also aller Voraussicht nach einig werden. Die große Frage: Wer wird sein Teamkollege? Sehr viel deutet daraufhin, dass über ein Jahrzehnt nach Casey Stoner 2021 wieder ein Australier auf einer Factory-Ducati sitzen wird. Jack Miller ist haushoher Favorit auf den Platz im Werksteam. Weil er es in der zweiten Saisonhälfte 2019 gleich vier Mal auf das Podium schaffte, während Danilo Petrucci im selben Zeitraum nicht über einen siebten Platz hinauskam. Millers Aufstieg könnte schon in den nächsten Tagen offiziell werden.

2021 voraussichtlich Factory-Pilot: Jack Miller, Foto: LAT Images
2021 voraussichtlich Factory-Pilot: Jack Miller, Foto: LAT Images

Das würde auch bedeuten, dass Danilo Petruccis Traum vom Ducati-Werkspiloten zu einer Sackgasse in seiner MotoGP-Karriere werden könnte. Zum Saisonstart 2021 wird Petrucci 30 Jahre alt und somit alles andere als eine Zukunftshoffnung sein. Eine Rückkehr zu seinem ehemaligen Arbeitgeber Pramac ist deshalb unwahrscheinlich, der Sprung in eine andere Factory-Truppe - wie bereits zuvor bei Andrea Dovizioso erwähnt - praktisch verbaut. Maximal bei Aprilia könnte sich noch eine Chance ergeben.

Bereits vergebene MotoGP-Plätze für 2021:

TeamFahrerVertrag bis
Repsol HondaMarc Marquez2024
Monster Energy YamahaFabio Quartararo2022
Maverick Vinales2022
Team Suzuki EcstarAlex Rins2022
Joan Mir2022
Avintia DucatiTito Rabat2021

Deshalb zeichnet sich ab, dass 2020 Petruccis letzte Saison im MotoGP-Paddock sein könnte - allerdings nicht seine letzte für Ducati. Dort soll man nämlich Interesse daran haben, den einmaligen MotoGP-Rennsieger in die Superbike-WM zu transferieren, wo er ein echtes Dream-Team mit Scott Redding bilden soll. Petrucci würde Chaz Davies ersetzen, der seit der Einführung der neuen Panigale V4 im Vorjahr nicht mehr wirklich auf Touren kommt.

Wen holt Pramac in die MotoGP?

Durch den mehr oder weniger fixen Aufstieg von Jack Miller in das Ducati-Werksteam wird bei Pramac Racing mindestens ein Platz frei. Wenn Francesco Bagnaia im Vergleich zu seiner MotoGP-Debütsaison 2020 nicht zulegen kann, könnte eventuell sogar eine völlig neue Fahrerpaarung zum Zug kommen. Dieses Szenario scheint aber eher unwahrscheinlich. "Ich glaube, wir müssen ihm noch ein Jahr Zeit geben, so dass er mehr Selbstvertrauen in der MotoGP gewinnen kann", so Pramac-Teamchef Francesco Guidotti im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP.

Francesco Bagnaia erhält noch eine Chance bei Pramac, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl
Francesco Bagnaia erhält noch eine Chance bei Pramac, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl

Guidotti hat auf jeden Fall bereits eine ganze Liste von Fahrern erstellt, die er sich auf einem seiner Motorräder vorstellen könnte. "Jorge Martin, Lorenzo Baldassarri, Enea Bastianini oder Jorge Navarro kommen in Frage", so der Teamchef. Klare Präferenzen zeichnen sich aktuell noch nicht ab. Widersprüchliche Meldungen gibt es zu Jorge Martin. Laut 'Sky Sports Italia' sollen sich Ducati und der Moto3-Weltmeister von 2018 bereits über ein Engagement bei Pramac einig sein, nur die offizielle Unterschrift fehle noch. Eine Darstellung, der Teamchef Guidotti widerspricht: "Ducati kümmert sich um die neuen Fahrer und soweit ich weiß, ist da noch nichts beschlossen. Honda hat definitiv ein Auge auf Martin geworfen. Immerhin haben sie vor zwei Jahren zusammen den Moto3-Titel gewonnen. Sie waren verärgert, als er zu KTM gegangen ist, aber ich glaube, dass sie ihn zurücknehmen würden - wenn KTM ihn überhaupt gehen lässt. Es wäre also ein kleines Wunder, wenn es Ducati schafft, Martin unter Vertrag zu nehmen."