Sportlich steht die Laune bei Aprilia nach dem ersten offiziellen Testtag von Sepang auf Party: Das Debüt der neuen RS-GP ist mehr als vielversprechend gelaufen, das komplett neue Motorrad hat im Team alle Erwartungen übertroffen. Aleix Espargaro landete damit am Freitag auf dem siebten Rang, nur 0,482 Sekunden hinter der Bestzeit von Fabio Quartararo (Yamaha). Seine persönliche Bestzeit war Espargaro am Freitag auf seiner vierten von 43 Runden gelungen.

"Ich fühle mich besser, das ist ein großer, großer Schritt vom letzten Motorrad", gab der große Espargaro am Abend in Sepang zu Protokoll und versuchte sich selbst in seinen Emotionen zu bremsen. "Im Shakedown konnte ich 20, 25 Runden fahren, weil wir ein paar kleine Probleme hatten, aber heute waren es schon fast 50 Runden. Ich fühle mich mit dem neuen Motorrad großartig und das ist ein großer Schritt nach vorn. Das war eine Revolution und in Noale haben die letzten Monate alle richtig, richtig hart gearbeitet."

Doch der Spanier hat - wie vermutlich jeder Rennfahrer - auch jetzt wieder und noch Verbesserungswünsche. Bei ihm dreht es sich vor allem um mehr Leistung. "Uns fehlt noch etwas Drehmoment im unteren Bereich und bei der Beschleunigung, das sind eigentlich meine großen Forderungen, aber das fehlt uns immer noch", bemängelte er. "Ich war ein paar Runden hinter den Hondas und es ist unglaublich - jedes Jahr zieht die Honda auf der Gerade davon. Mein Motorrad ist aber bei Stabilität und Agilität besser geworden, das Einlenken geht jetzt viel, viel besser."

Dennoch unterstrich er noch ein Mal die fehlende Leistung. "Das ist in dem Bereich, wo wir uns jetzt bewegen, unglaublich wichtig. Honda und KTM sind in der Beschleunigung richtig stark und da können wir nicht mit denen kämpfen oder sie überholen, wenn wir da nicht auf ein ähnliches Level kommen."

Angriff auf weiter vorn

Aber die Fortschritte seien dennoch klar erkennbar - besonders wenn Espargaro darüber nachdenkt, wie leicht jetzt die Zeiten zusammenkommen. "Mit dem alten Motorrad konnten wir nicht an der Spitze mitmischen, auch, wenn ich alles versucht habe. In den letzten drei, vier Jahren hatte ich viele gute Teamkollegen und auch die haben alles gegeben und probiert."

Die Zeichen stehen also auf Neuanfang. "Wir öffnen jetzt ein neues Buch. Mit diesem Motorrad fühle ich mich viel besser. Das war jetzt erst der erste Testtag, aber der war schon vielversprechend, ich bin insgesamt zufrieden und Aprilia ist ein richtig großer Schritt nach vorn gelungen. Das ist erst der Anfang, aber ich denke, uns steht ein richtig gutes Jahr bevor."

Aprilia-Chefs begeistert: Können endlich mit spielen

Ähnlich sieht das auch die Chefetage. "Nach diesem ersten Test kann ich sagen, dass wir allen Grund haben, positiv in die Saison und in unsere Zukunft in der MotoGP zu blicken", frohlockte Aprilia Racing Manager Romano Albesiano. "Wir haben erwartet, dass wir besser werden - aber so, das hat uns überrascht. Wir sind richtig gespannt. Jetzt können wir mit den anderen spielen."

Albesiano blickt auf ein anstrengendes letztes halbes Jahr zurück. "Wir mussten etwas ganz anderes aufstellen, damit uns große Sprünge gelingen", weiß er zu berichten. "Mitte letzter Saison haben wir mit dem Design des neuen Motors angefangen. Das Ziel war, mehr Freiheiten zu bekommen - zum Beispiel mit einer anderen Auspuffanlage für mehr Motorbremse. Wir können jetzt mit allen Parametern mehr spielen und haben von Grund auf mehr Potenzial."

Wie auch sein Top-Fahrer Espargaro, berichtete Albesiano von großen Fortschritten beim Chassis. "Das Bike ist viel stabiler und einfacher zu fahren. Das Motorrad ist ganz anders." Die letztjährige Schwäche der Stabilität beim Bremsen sei auch ausgemerzt. "Die Balance ist besser geworden, durch den mittigeren Schwerpunkt ist das Motorrad stabiler." Auch sei das Funktionsfenster für die Reifen nun breiter aufgestellt, Chattering-Probleme aber bestünden weiterhin. "Das bekommen wir im Saisonverlauf aber hin", ist sich Albesiano sicher.

Wie sehen nun die Ziele in Zahlen aus? "Auf dem Level, hier, in der MotoGP, wäre es für uns ein gutes Ziel, konstant in die Top-Ten zu fahren. Das ist ein vernünftiges Ziel. Ich denke, dass wir auch in manchen Rennen vor Saisonende um die Top-Fünf kämpfen können."

Da Andrea Iannone wegen mutmaßlichen Dopings weiter gesperrt bleibt, testet Aprilia in Sepang neben Aleix Espargaro mit dem Italiener Lorenzo Savadori und Test-Pilot Bradley Smith. Savadori hat praktisch keine MotoGP-Erfahrung und wurde auf Rang 26 mit 4,205 Sekunden Letzter. Smith kam am Freitag nicht zum Einsatz.