Valentino Rossi ist eine MotoGP-Legende - daran zweifelt nun wirklich niemand. Dennoch gibt es immer noch jemanden, der in der ewigen Bestenliste vor dem Doktor steht: Giacomo Agostini. Seinem Landsmann hat er trotz seiner langen und von Erfolgen geprägten Karriere nicht das Wasser reichen können. Liegt das vielleicht an den Entscheidungen, die Rossi im Laufe seiner Zeit in der MotoGP getroffen hat? Hätte er als Honda-Pilot Agostini an der Spitze des Sports ablösen können?

Genau diese Frage stellt sich der Yamaha-Pilot hin und wieder, wie Rossi am Donnerstag in Sepang gegenüber der italienischen 'Gazzetta dello Sport' zugab. "Ich denke manchmal schon daran, was ich noch alles hätte gewinnen können, wenn ich bei Honda geblieben wäre", gesteht Rossi. "Vielleicht hätte ich Giacomos Rekord brechen können."

Agostini thront immer noch unangefochten an der Spitze der MotoGP-Bestenlisten: 15 Weltmeistertitel hat er im Laufe seiner Karriere eingefahren sowie 122 Siege. Rossi hält zwar vor Angel Nieto und Marc Marquez den zweiten Platz in dieser ehrwürdigen Tabelle, liegt aber mit neun WM-Titeln und 115 Siegen hinter Agostini zurück. Zwar ist Rossis Karriere noch nicht beendet, aber um Agostini noch einzuholen, müsste schon mehr als ein Wunder geschehen.

So kann sich der Doktor nur fragen, was hätte sein können. Wenn er andere Entscheidungen im Laufe seiner MotoGP-Karriere getroffen hätte, würde dann Rossi vor Agostini in den Rekordbüchern stehen? Erfahren wird der Italiener es nie - und ungeschehen machen würde er seine Entscheidungen ohnehin nicht wollen. "Zum Zeitpunkt meines Wechsels zu Yamaha war ich sicher auf dem Höhepunkt meiner Karriere", führt Rossi aus.

Im Jahr 2003 feierte Valentino Rossi noch Erfolge mit Honda, Foto: Milagro
Im Jahr 2003 feierte Valentino Rossi noch Erfolge mit Honda, Foto: Milagro

Der Italiener war zur Saison 2004 zu Yamaha gewechselt, nachdem er zuvor drei WM-Titel in Folge mit Honda gewinnen konnte. Und das sogar auf unterschiedlichen Maschinen des japanischen Herstellers - im Jahr 2001 noch mit der NSR500 und in den zwei folgenden Jahren mit der RC211V. Rossi jagte also einen Erfolg nach dem Nächsten, mit seinem plötzlichen Wechsel ins problemgeplagte Yamaha-Lager überraschte also die komplette MotoGP-Welt.

"Ich habe Honda verlassen - die zu diesem Zeitpunkt klar stärker als der Rest waren - und bin zu Yamaha gegangen, die eine echte Krise durchlebt haben", resümiert Rossi heute. "Ich würde diese Entscheidung in meiner Karriere niemals ändern. Es war der entscheidendste Schritt."

Denn auch dort gingen Rossis Erfolge weiter. Gleich in seinem ersten Jahr als Yamaha-Pilot gewann er den nächsten Titel - erwartet hatte das niemand. Im der darauffolgenden Saison feierte Rossi den zweiten Triumph mit der Yamaha und half dem Hersteller aus seinem Formtief. In den Jahren 2008 und 2009 krönte Rossi sich und seinen Arbeitgeber erneut zu Weltmeistern.

Unerfolgreich war Rossi auch als Yamaha-Pilot bei weitem nicht, obwohl er selbst sagt, dass er bei Honda mehr Grund zum Feiern hatte. "Bei Yamaha habe ich weniger gewonnen, aber dafür waren es die besten Jahre meines Lebens", stellt Rossi die Gewichtung klar. Ob er nun als Honda-Pilot über Agostini triumphiert hätte, ist angesichts einer solchen Aussage vielleicht gar nicht mehr entscheidend.