Die Situation von Jorge Lorenzo bei Honda ist seit vielen Wochen verfahren, wurde zuletzt aber von Rennen zu Rennen schlimmer. Auf Phillip Island schnitt der dreimalige MotoGP-Weltmeister so schlecht wie nie zuvor ab und erntete dafür erneut Kritik und Hohn.

In Sepang markierte Lorenzo allerdings den starken Mann: "Mit meinen 32 Jahren und allem, was ich bereits erlebt habt, treffen mich solche Dinge nicht. Ich bin enttäuscht und traurig. Die Wahrheit ist, dass ich mich auf dem 2019er-Motorrad nie wohlgefühlt habe. Auch nicht in den besten Momenten dieser Saison."

Radikale Maßnahmen im Gespräch

Am Donnerstag plauderte Lorenzo auch aus, dass man intern diskutiert hatte, zurück auf das Motorrad aus der Saison 2018 zu wechseln. "Zu einem gewissen Zeitpunkt der WM haben wir darüber nachgedacht", bestätigte Lorenzo. Er wollte aber weder einen exakten Termin nennen (er sagte nur "vor einigen Monaten"), noch wer sich letztlich gegen diese radikale Maßnahme entschieden hatte (Schweigen auf die Nachfrage).

Ein direkter Umstieg auf das Motorrad, mit dem Marc Marquez im Vorjahr Weltmeister wurde und das aktuell Taka Nakagami bzw. dessen Ersatzmann Johann Zarco im Einsatz haben, wäre ohnehin nicht möglich gewesen. Denn zum Saisonstart müssen die Hersteller laut Paragraf 2.4.3.1 des Technischen Reglements eine Motorspezifikation homologieren lassen, die über die gesamte Saison zum Einsatz kommen muss.

Jeder Verstoß gegen diesen Paragrafen hätte eine Disqualifikation aufgrund eines Verstoßes gegen das Technische Reglement zur Folge gehabt: So wie etwa zuletzt bei Suzuki-Wildcardfahrer Sylvain Guintoli, der in den beiden Freitagstrainings von Motegi bereits den nächstjährigen Motor der GSX-RR ausführte.

Halbgare Notlösung

Lorenzo hätte somit in jedem Fall den in Katar homologierten Motor für die Saison 2019 einsetzen müssen, lediglich ein Umbau des Chassis wäre möglich gewesen. Ausgerechnet der Charakter des aktuellen Motors stellt aber seit Saisonbeginn den größten Kritikpunkt von Crutchlow und Lorenzo dar, denn dieser veränderte das Verhalten der RC213V vor allem im Kurveneingang komplett. Dieser Umstand raubte Lorenzo, der ein ruhiges Vorderrad benötigt, den letzten Nerv.

Dass die Möglichkeit eines Wechsels auf Teile aus 2018 bei Honda überhaupt diskutiert wurde, zeigt das volle Ausmaß der Verzweiflung, die auf Lorenzos Seite der Box vorherrscht. Mittlerweile kursieren unzählige Gerüchte, von einer baldigen Bekanntgabe des Rücktritts bis hin zu einer Entscheidung nach den Valencia-Tests. Vertraglich ist für 2020 alles fix, es müsste sich also eine Seite - entweder Lorenzo selbst oder Honda - zu einem viele Millionen teuren Rückzieher entschließen.