Marc Marquez fuhr das gesamte restliche MotoGP-Feld in der Saison 2019 schon mehrmals in Grund und Boden. In Argentinien brummte er der Konkurrenz zwischenzeitlich fast 13 Sekunden auf, in Barcelona über fünf und am Sachsenring sowie in Aragon waren es sieben. Im Rennen von Motegi betrug sein Vorsprung nie mehr als 2,7 Sekunden. Doch das lag nicht an einer weniger beeindruckenden Pace von Marquez oder nötigen Reifenmanagement. Sein Team hatte sich lediglich bei der getankten Spritmenge verkalkuliert und den Gegner somit eine weitere Demontage erspart.

Marquez' Sorgen mit dem Benzinverbrauch waren während des Rennens für Außenstehende zunächst nicht zu erkennen. Erst auf der Auslaufrunde wurden sie augenscheinlich. Da kam er noch bis Kurve sieben, wo der Tank der RC213V dann endgültig bis auf den letzten Tropfen leergesaugt war. Nur mit Hilfe der Streckenposten und Hafizh Syahrin, der Marquez schließlich anschob, schaffte er es überhaupt zu den Siegesfeierlichkeiten zurück in den Parc ferme.

Marquez selbst wurde aber schon viel früher klar, dass er mit der getankten Spritmenge massiv haushalten würden müsste, um eine Zielankunft sicherzustellen. Denn sein Team war von einer Pace im Bereich niedriger 1:46er-Zeiten ausgegangen, doch in den ersten Runden knackte er mühelos die 1:45er-Marke. Höheres Tempo bedeutet mehr Spritverbrauch, vor allem wenn der Pilot wie Marquez das gesamte Rennen über ohne Windschatten an der Spitze des Feldes unterwegs ist. "Das Team und ich hatten eine Pace im niedrigen 1:46er-Bereich berechnet. Tatsächlich konnte ich aber 1:45er-Zeiten fahren. Das waren grundsätzlich natürlich gute Neuigkeiten für mich, aber eben nicht, was den Spritverbrauch betrifft. Ich wäre mit diesem Tempo nicht ins Ziel gekommen", gestand Marquez.

Marquez muss in Motegi Benzin sparen

Schon nach wenigen Umläufen musste er daher in den Spritsparmodus schalten. Mit seiner schnellsten persönlichen Rennrunde von 1:45.766 Minuten in Lap 5 - gleichzeitig die beste Runde des gesamten Japan-Grand-Prix - hatte er bereits 1,3 Sekunden zwischen sich und seinen ersten Verfolger Fabio Quartararo gebracht, Jack Miller auf P3 lag bereits doppelt so weit zurück. Da nahm Marquez erstmals deutlich Tempo raus und war im nächsten Umlauf fast eine halbe Sekunde langsamer.

Syahrin musste Marquez zurück in den Parc ferme schieben, Foto: LAT Images
Syahrin musste Marquez zurück in den Parc ferme schieben, Foto: LAT Images

Wie spielerisch Marquez das Tempo - das ihm in der zweiten Rennhälfte konstant einen Polster von über zwei Sekunden garantierte - fahren konnte, zeigt ein Blick auf seine Rundenzeiten in Motegi. Kein anderer Fahrer im Spitzenfeld hatte derart große Schwankungen in seinen Zeiten, bei Marquez lagen zwischen fünfter und vorletzter Runde 1,299 Sekunden. Nun wäre es natürlich möglich, dass dies auf Reifenverschleiß oder Reifenmanagement zurückzuführen ist. Dagegen spricht aber zum einen die Tatsache, dass alle Fahrer, die wie Marquez mit dem Medium-Hinterreifen unterwegs waren, in der Schlussphase eine tadellose Pace vorweisen konnten. Und zum anderen ist in Marquez' Pace kein klarer Trend erkennbar. Wenn er es für nötig hielt, konnte er das Tempo immer wieder anziehen. Auf eine seiner schlechtesten Zeiten in Runde 19 (1:46.866) ließ er problemlos wieder zwei 1:45.5er-Laps folgen.

Dieses Auf und Ab steht somit klar im Gegensatz zu den Rennen von Marquez' Gegnern - Quartararo startete stark und ließ deutlich nach, Dovizioso hingegen kam erst in der zweiten Hälfte auf Touren - und lässt sich klar auf das Spritmanagement zurückführen. "Ich habe immer wieder Tempo rausgenommen und versucht, besonders sanft zu fahren. Mein Ziel war es, die Lücke im Bereich von zwei Sekunden zu halten", erklärte Marquez seine Strategie.

Marquez wohl um mehrere Sekunden schneller

Wie schnell der MotoGP-Dominator im Rennen fahren hätte können, wäre er nicht zum Benzinsparen gezwungen gewesen, lässt sich nur erahnen. Die von ihm bereits früh im Rennen erzielten Zeiten von 1:45.8 oder 1:45.9 scheinen aber wahrscheinlich. In diese Region drang außer Marquez überhaupt nur Quartararo vor - und der musste dabei hohes Risiko gehen, wie er selbst gestand: "Ich habe alles gegeben und konnte ihn auch überholen, aber er war dann einfach unglaublich stark. Ich war völlig am Limit, konnte nicht mehr schneller." Quartararo bröckelte in der Folge mit dem Soft-Slick am Hinterrad mächtig, mehrere Sekunden hätte ihm Marquez also wohl ohne größere Schwierigkeiten aufbrummen können.