Bei Aprilia ist erneut Feuer am Dach. Seit dem MotoGP-Wiedereinstieg der italienischen Traditionsmarke im Jahr 2015 kommt es immer wieder zu untragbaren Niederlagen. Den jüngsten Tiefpunkt erlebte Aprilia am vergangenen Wochenende in Japan. Andrea Iannone stürzte im Rennen aufgrund eines technischen Problems. Und Aleix Espargaro wurde trotz guter Trainingsleistungen nur 15. - ebenfalls aufgrund eines technischen Problems.

Um eine weitere, öffentliche Eskalation der Situation zu verhindern, entschied man sich am Sonntag bei Aprilia zu einer ungewöhnlichen Kommunikationsstrategie. Espargaro und Iannone traten nicht wie sonst üblich vor die MotoGP-Presse und kamen auch in der Presseaussendung nicht zu Wort.

Stattdessen sprach Aprilia Racing CEO Massimo Rivola zu den versammelten Journalisten. "Wir wollen nicht, dass sich unsere Fahrer Gedanken darüber machen müssen, wie sie diese Situation erklären können", so Rivola. Der Schutz der Piloten stand also im Vordergrund, so die offizielle Version von Aprilia. De facto handelt es sich aber wohl um einen Maulkorb für Espargaro und Iannone, der image-schädigende Äußerungen über Motorrad, Projekt und Marke verhindern soll.

Aprilia-Boss nimmt Schuld auf sich

Rivola gestand zumindest, dass das schwache Ergebnis auf Fehler bei Aprilia zurückzuführen sind: "Es war ein schlechter Tag. Unsere Hoffnungen vor dem Rennen waren relativ groß. Vor allem für Aleix, der zuvor das gesamte Wochenende schnell war. Ich bin hier, um eine Nachricht an uns selbst z senden: Wir müssen konzentriert bleiben. Ja, wir bauen ein völlig neues Motorrad für 2020, aber wir dürfen nicht den Fokus für unsere aktuelle Arbeit verlieren. Wir müssen unseren Job und den Job der Fahrer respektieren. Deshalb stehe ich hier und nicht den Fahrer. Am Ende ist es mein Fehler, denn ich bin der Chef. Ich finde, dass ich allen Leuten sagen muss, dass wir Fehler gemacht haben. Wir fühlen uns als Team schuldig. Für solche Dinge gibt es keine Entschuldigung. Wir müssen besser arbeiten."

Bei Aprilia läuft es seit dem MotoGP-Einstieg 2015 nicht rund, Foto: Aprilia Racing
Bei Aprilia läuft es seit dem MotoGP-Einstieg 2015 nicht rund, Foto: Aprilia Racing

Aprilia setzte bei beiden Fahrern im Motegi-Rennen neue Motoren mit einer veränderten Spezifikation ein. Dieses Recht hat man, da man wie KTM von den Concessions für erfolglose Hersteller profitiert. Diese erlauben unter anderem Updates am Triebwerk während der Saison. Doch die neuen Motoren, die in den Trainings noch problemlos funktioniert hatten, wurden im Rennen zum Problem. Iannone kam aufgrund eines Motordefekts zu Sturz und Espargaro klagte über mangelnde Leistung. "Er hat Öl verloren. Was genau das Problem war, wissen wir aber noch nicht", so Rivola.

Schwelende Konflikte bei Aprilia

Die wachsende Unzufriedenheit in der Aprilia-Box ist aber nicht erst seit Motegi zu spüren. Bereits vor gut einem Monat in Misano gab sich Espargaro mehr als kritisch. Er kritisierte etwa die Tatsache, dass man zum vorangegangenen Test in Misano keinerlei neue Teile zur Verfügung hatte, während die Konkurrenz zu einer wahren Materialschlacht ansetzte.

Für 2020 hat Aprilia eine Revolution seiner RS-GP angekündigt. Ein Versprechen, das man in ähnlicher Form aber schon mehrmals in den vergangenen Jahren gehört hatte. Aprilia war deshalb regelmäßig der letzte Hersteller, der sein neues Motorrad auf die Strecke brachte - nur an der Performance der Maschine änderte sich stets wenig. Auch für das kommende Jahr befindet man sich zeitlich gesehen gegenüber anderen Marken schon wieder im Rückstand. Ob sich diese Strategie dieses Mal auszahlt, wird sich in der nächsten Saison zeigen.