Es war eine kuriose Situation. Jorge Lorenzo verpasste verletzungsbedingt den Grand Prix von Österreich, und doch war er in Spielberg der Pilot, über den am meisten gesprochen wurde. Gerüchte machten die Runde, Lorenzo würde seinen Vertrag mit Honda brechen und schon 2020 zu Ducati zurückkehren, ins Kundenteam von Pramac. Lorenzos Management war bei Gesprächen mit den Ducati-Bossen gesehen worden, war aus italienischen Medien zu hören.

Lorenzo hätte bei Pramac demnach den Platz von Jack Miller einnehmen sollen, der den Gerüchten zunächst nicht viel Beachtung schenkte, im Laufe des Wochenendes darunter aber zunehmend zu leiden schien. Am Mittwoch nach dem Spielberg-GP wurde Millers Vertragsverlängerung mit Pramac schließlich offiziell verkündet, der Lorenzo-Deal war somit zumindest für 2020 vom Tisch.

Der dreifache MotoGP-Weltmeister wird seinen Honda-Vertrag erfüllen, was freilich nicht bedeutet, dass Lorenzo nicht 2021 zu Ducati zurückkehren kann. In der Pressekonferenz vor dem Silverstone-Wochenende wurde er auf die Gerüchte um seine Person angesprochen. "Nach den zwei wirklich heftigen Stürzen in Assen und zuvor bei den Testfahrten in Barcelona hatte ich Zweifel. Zweifel, was mein Leben und meine Karriere angehen. Ich war davor noch nie so schlimm gestürzt. Ich denke es ist nur normal und menschlich, dass man sich da Gedanken macht", führte er aus. "Im Zuge meiner Genesung sind die Zweifel aber verschwunden. Ich habe mich dazu entschlossen, die Herausforderung, die ich bei Honda angenommen habe, fortzusetzen. Ich will hier stark sein und als erster Fahrer in der MotoGP Rennen mit drei Herstellern gewinnen. Als mir das klar war, habe ich Alberto (Teamchef Puig, Anm.) und Honda das mitgeteilt."

Jorge Lorenzo weicht Ducati-Fragen aus

Auf die Nachfrage, ob es Kontakt mit Ducati gegeben und wie man dort darauf reagiert habe, sagte Lorenzo folgendes: "Es gab zu diesem Thema viele Gerüchte. Ich habe dazu nie etwas gesagt, denn ich habe einen Zweijahresvertrag mit Honda. Die Situation hat aber sehr eigenartige Züge angenommen und die Gerüchte wurden wirklich wild. Deshalb habe ich mich entschlossen, Alberto anzurufen und ihm mitzuteilen, dass ich bei Honda bleiben will."

Diese Antwort sorgte für eine erneute Nachfrage, ob es also keinen Kontakt mit Ducati gegeben habe. Darauf reagierte Lorenzo ausweichend. "Ich bin hier, um über die Zukunft zu sprechen. Ich habe schon gesagt, wie ich mich nach dem Crash gefühlt habe und dass ich mir jetzt sicher bin, was ich will", so seine Worte.

Lorenzo wird seinen Vertrag bei Repsol Honda erfüllen, Foto: Repsol
Lorenzo wird seinen Vertrag bei Repsol Honda erfüllen, Foto: Repsol

Die Art und Weise, wie Lorenzo auf die Fragen zu seiner Zukunft reagiert, legen doch nahe, dass es Kontakt zwischen Ducati und ihm, respektive seinem Management für 2021 gab. Wäre an den Gerüchten nichts dran, wäre es für Lorenzo schließlich ein leichtes gewesen, Gespräche völlig zu dementieren. Weiter befeuert wird die Gerüchteküche wohl auch die Tatsache, dass Lorenzo nicht wie ansonsten üblich nach der englischsprachigen Pressekonferenz noch in seiner Muttersprache zu den spanischen Medienvertretern sprach. Das fand auch Teamkollege Marc Marquez eigenartig: "Man muss in guten und in schlechten Zeiten zur Verfügung stehen. Natürlich will er gewissen Fragen ausweichen, wie man in der Pressekonferenz schon gesehen hat."

Dass Lorenzo bei Ducati mit Gigi Dall'Igna einen großen Fürsprecher hat, ist kein Geheimnis. Und dass die Partnerschaft zwischen Honda und Lorenzo wohl zu keiner sportlichen Traumehe mehr wird, scheint auch absehbar.

Lorenzo vor Comeback skeptisch

In Silverstone gibt Lorenzo nun nach vier verpassten Rennen jedenfalls sein Comeback. Mit großen Erwartungen geht er aber nicht in das Großbritannien-Wochenende: "Ich werde nicht in der Lage sein, um den Sieg, das Podium oder auch nur die Top-Five zu kämpfen. Ich habe immer noch leichte Schmerzen im Rücken, glaube aber, dass ich bereit bin, hier zu fahren. Umso eher ich wieder auf dem Motorrad sitze, umso eher kann ich an die guten Leistungen anschließen, die ich vor meiner Verletzung gezeigt habe, etwa in Barcelona." Dort lag Lorenzo im Rennen auf Platz drei, ehe er mit einem Fehler sich selbst und auch Valentino Rossi, Maverick Vinales sowie Andrea Dovizioso aus dem Katalonien-GP nahm.