"Als ich die Lücke sah, war ich überrascht", beschwört Marc Marquez nach dem Qualifying der MotoGP in Spielberg. Das beendete er einmal mehr auf der Pole, und einmal mehr brannte er den Gegnern fast eine halbe Sekunde auf.

0.434 trennten Marquez am Samstag in Österreich vom zweitplatzierten Fabio Quartararo. Während Quartararo, Andrea Dovizioso, Maverick Vinales, Francesco Bagnaia, Takaaki Nakagami, Alex Rins, Jack Miller, Cal Crutchlow, Valentino Rossi und Pol Espargaro sich alle innerhalb von 0.405 Sekunden befinden.

Die Konkurrenz verzweifelt - und resigniert. "Das ganze Wochenende war das die Lücke", sagt Quartararo. "Vom ersten Training bis zum Qualifying konnte ich Marc nie näher als 0,4 Sekunden kommen."

Die MotoGP staunt: Wo findet Marc Marquez die Zeit?

"Ich gab 100 Prozent, gab alles", versichert Quartararo. "0,4 ist auf dieser Strecke sehr viel." Genau das erstaunt: Der Red Bull Ring in Spielberg gehört mit 4,318 Kilometern zu den kürzeren Rennstrecken. Was gepaart mit den wenigen Kurven eigentlich sehr enge Abstände bedeuten müsste.

Und das sind sie auch - nur eben nicht ganz vorne. Die MotoGP will Antworten, doch die sind schwer zu finden. "Ich habe keine Ahnung, momentan ist er eine halbe Sekunde weg", gesteht Maverick Vinales, der Vierte des Österreich-Qualifyings. "Von jedem", betont der Yamaha-Pilot noch einmal extra.

"In meinen Augen hat er überall Tricks, wie ein verdammter Houdini", flucht Cal Crutchlow. "Verschwindet einfach im Nichts. In einem Moment sehe ich ihn, im nächsten ist er weg. Das ist kein Trick im ersten Sektor, es sind alle Sektoren."

Die MotoGP verzweifelt: Können gegen Marquez nichts machen

"Er fährt unglaublich, ganz einfach", stellt Crutchlow nach dem Spielberg-Qualifying klar. "Sogar als Fahrer kann ich nicht oft genug sagen, wie gut er ist. Mit dem Bike, das er hat. Das ist besonders. Wir fahren alle härter, weil er so schnell ist." Crutchlow ist schließlich ebenfalls auf einer aktuellen Honda unterwegs. "Aber ich kann dir sagen: Wenn du die meisten von diesem Grid auf dieses Motorrad setzt, werden sie so schnell wie ich sein."

Marc Marquez in Spielberg, Foto: Tobias Linke
Marc Marquez in Spielberg, Foto: Tobias Linke

Auch im Ducati-Lager herrscht das Staunen. "Ja, er war so schnell, bei so hohen Temperaturen ist so eine Zeit sehr schwierig zu fahren", sagt Andrea Dovizioso, der Dritte. "Er hat etwas Besonderes abgeliefert, wie so oft." Und Petrucci fügt an: "Ich bin ihm für zwei Runden im 4. Training gefolgt - meine Pace hat nicht gereicht. Er war immer 0,2 bis 0,3 Sekunden schneller. Da ist es schwierig, an ihm dranzubleiben."

"Wenn er bremst, kann er das Tempo so gut in die Kurve mitnehmen", erklärt Petrucci. "Das geht bei uns momentan nicht." Marquez selbst führt weiter aus: "Die Strecke war in FP4 und im Qualifying sehr rutschig. Das ist eine meiner Stärken, da kann ich beim Bremsen über zwei Räder driften und später bremsen als andere."

Hier in Spielberg, auf einer Strecke mit vielen harten Bremspunkten, ist das besonders von Vorteil. Die meisten Fahrer wollen sich also für das Rennen zu keinen großen Kampfansagen hinreißen lassen. Schließlich soll es über Nacht regnen. Die Konsequenz wäre wieder: Eine rutschige Strecke.