Über etwa zehn der 20 Rennrunden, die die MotoGP-Stars am Sonntag in Brünn zu bewältigen hatten, durften die Fans auf ein spannendes Finale hoffen. Andrea Dovizioso verbiss sich regelrecht in das Hinterrad von Marc Marquez' Repsol Honda. Sein Rückstand in der ersten Rennhälfte war nie größer als eine halbe Sekunde, Dovizioso schien Marquez im Kampf um den Sieg fordern zu können.

Auch, weil der Tschechien-Grand-Prix, wie von den Fahrern schon das gesamte Rennwochenende über prognostiziert, zu einer echten Reifenschlacht wurde. Alle drei Michelin-Slicks am Hinterrad bauten rasant ab, das Management der Pneus schien der Schlüssel zum Erfolg. Ein Fall für Reifenflüsterer Andrea Dovizioso, dachten viele. Doch das war ein Irrtum. Weil er in diesem Bereich 2019 nicht mehr wie in der Vergangenheit klar stärker ist als Marquez. Das galt auch am Sonntag. Marquez verlor mit dem Soft am Hinterrad in etwa gleich viel an Performance wie mit dem Medium.

In puncto Beschleunigung konnte also keiner der beiden Stars einen Stich gegen seinen Rivalen machen. Dovizioso hatte aber keine anderen Mittel, um Marquez zu schlagen. Der im Gegenzug jedoch schon. Dovizioso fuhr das gesamte Rennen in praktisch der gleichen Gangart, Marquez spielte aber in der zweiten Hälfte ein Ass aus: Performance auf der Bremse.

Er riskierte vor jeder Kurve. "Marc hat dann einfach später und härter gebremst als zuvor. Ich konnte das nicht", attestierte Dovizioso im Nachhinein. "Ja, so ab Runde 10, 11, 12 habe ich richtig gepusht", bestätigt Marquez.

Das belegt ein Blick auf die Rundenzeiten ganz klar. In der ersten Rennhälfte waren Marquez und Dovizioso praktisch deckungsgleich unterwegs. Einmal war der eine um eine Zehntelsekunde schneller, einmal der andere. Vom 11. Umlauf an war Marquez aber in jeder einzelnen Runde mit Ausnahme der letzten, als der Rennsieger die Ziellinien auf seiner Repsol Honda stehend überquerte, schneller als Dovizioso.

Vier Runden reichten Marquez, um aus 0,5 satte 2,5 Sekunden Vorsprung zu machen. Dovizioso war gebrochen, das Rennen entschieden.

Fazit

Ducati muss sich etwas einfallen lassen. Der große Trumpf der letzten Jahre, wo man in den letzten Rennrunden mit besseren Reifen die Konkurrenz Schachmatt setzen konnte, existiert nicht mehr. Das liegt zum einen an etwas anderen Reifenkonstruktionen von Michelin, zum anderen an einem anderen Kräfteverhältnis im Vergleich mit Honda, wo man in der Winterpause in den Bereichen Beschleunigung und Topspeed deutlich zulegte. In dieser Saison kam nur zwei Mal eine Ducati vor Marquez ins Ziel, in Losail und Mugello. Extrem lange Geraden spielen der Ducati immer noch in die Hände, ebenso wie die PS-Strecke in Spielberg. Drei Kurse im Jahr werden aber kaum reichen, um einen Marc Marquez im Titelkampf zu schlagen.