Die MotoGP hat in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Wandel durchgemacht. 2013 noch war die Hälfte des Starterfeldes auf CRT-Maschinen unterwegs. Im Wesentlichen leicht modifizierte Superbikes, mit denen man den Grid auf einer ansehnlichen Größe hielt. Mit der Königsklasse auf zwei Rädern hatte das aber wenig zu tun.

In der Folge verschwanden zwar diese CRT-Bikes, das Feld bestand aber dennoch zu einem großen Teil aus Maschinen, die bereits ein oder zwei Jahre auf dem Buckel hatten und aus den Factory-Teams an die Kunden-Rennställe weitergereicht wurden. In der jüngsten Vergangenheit setzte in der MotoGP aber eine Trendwende diesbezüglich ein.

Mehr und mehr Hersteller erkannten einen Nutzen darin, auch Fahrern außerhalb ihrer Werksteams aktuelles Material zu geben. Nicht nur, um denen besserer Resultate zu ermöglichen, sondern auch, um die Entwicklung ihrer neuen Maschinen schneller vorantreiben zu können. Ducati startete diesen Trend bei Pramac, Honda zog bei LCR nach. KTM erhöhte in diesem Jahr bei Tech 3 mit gleich zwei aktuellen Bikes die Schlagzahl. Auch Yamaha rüstet Fabio Quartararo und vor allem Franco Morbidelli mit Maschinen aus, die von der M1, wie sie Maverick Vinales und Valentino Rossi pilotieren, nicht weit entfernt ist. Es gilt wahrscheinlich, dass Super-Rookie Quartararo 2020 materialtechnisch auf dieselbe Stufe wie Morbidelli klettert. "Wenn sie mit ein besseres Bike geben wollen, werde ich sicher nicht 'Nein' sagen", schmunzelt der Franzose.

Aufrüsten bei Ducati, auch bei Honda?

Nächste Saison wird das gesamte Feld aller Voraussicht nach noch enger zusammenrücken. Pramac wird ziemlich sicher zwei Ducati Desmosedici GP20 bekommen. Francesco Bagnaia wurde diese bereits im Vorjahr für 2020 vertraglich zugesichert, dem deutlich erfolgreicheren Jack Miller kann man kaum ein schwächeres Bike geben. Aktuell hakt es noch ein wenig an der Finanzierung, Ducati könnte dem langjährigen verlässlichen Partner aber wohl unter die Arme greifen.

Jack Miller überzeugt 2019 mit starken Leistungen, Foto: Pramac Racing
Jack Miller überzeugt 2019 mit starken Leistungen, Foto: Pramac Racing

Auch bei LCR Honda soll es statt einer zukünftig zwei aktuelle Maschinen geben. Crutchlow hat seine RC213V des Modelljahrgangs 2020 sicher, Teamkollege Takaaki Nakagami kämpft darum. Seine Vertragsverlängerung für nächstes Jahr steht noch aus, Grund ist die Materialfrage. "Wir sind uns mit Honda noch nicht einig geworden", verriet er am Donnerstag in Brünn. "Ich möchte in der gleichen Situation wie Cal sein." In den kommenden beiden Rennen in Tschechien und Österreich will der Japaner seinen zuletzt deutlich erkennbaren Aufwärtstrend bestätigen und so Honda von einer Beförderung überzeugen.

Was macht Avintia?

Ein großes Fragezeichen steht hinter dem Avintia-Team. Dort ist bislang nur Tito Rabat, dessen Vertragsverlängerung bis 2021 am Mittwoch bekanntgegeben wurde, für kommende Saison fix. Karel Abraham hat zwar für 2020 einen Kontrakt, doch ob der wirklich hält ist fraglich. In der Presseaussendung zu Rabats Vertragsverlängerung sprach Teamchef Raul Romero davon, in der kommenden Saison mit aktuellem Material fahren zu wollen. Vom aktuellen Lieferanten Ducati wird er das nicht bekommen, sechs 2020er-Maschinen wird man in Borgo Panigale nicht stemmen können. Bei Avintia träumt man davon, Suzuki-Kundenteam zu werden. Die Japaner liebäugeln seit Jahren mit dem Gedanken, einen Satellitenrennstall zu beliefern. Konkrete Vorbereitungen dafür gibt es bei Suzuki aktuell allerdings noch nicht - oder man konnte sie bisher sehr gut geheimhalten. Viel Zeit bleibt jedenfalls nichtmehr, die ersten Testfahrten für 2020 finden in gut drei Monaten statt.