Diskussionen über den Zeitplan des Grand Prix von Katar sind so alt wie das Rennen selbst. In den ersten beiden Jahren wurde das Event tagsüber und noch im Oktober ausgetragen. 2004 und 2005 wurden zum MotoGP-Rennen in der Wüste 40 beziehungsweise 39 Grad gemessen - unerträgliche Bedingungen für die Fahrer der Königsklasse.

Der Katar-GP wurde daher ab 2006 jahreszeitlich vom Oktober in den deutlich kühleren März und zusätzlich in den Abend beziehungsweise die Nacht verlegt. Hitze war nun kein Problem mehr, dafür trat ein anderes Problem auf, mit dem man in einer Wüste nicht unbedingt rechnen würde: Feuchtigkeit. So trocken es am Losail International Circuit tagsüber auch normalerweise ist, sammelt sich in den Abendstunden dennoch eine Menge Feuchtigkeit in der Luft, die sich in der Folge wie ein Film über das Asphaltband legt.

Diese Form von Feuchtigkeit ist für die Fahrer besonders tückisch, da sie im Gegensatz zu fallendem Regen oder vorhandenen nassen Flecken nach einem Regenschauer nicht zu sehen ist. Wenn sie die kritischen Stellen erkennen, liegen die MotoGP-Piloten meist schon am Boden. So geschehen am abschließenden Testtag 2019 in Katar, als nicht weniger als zehn Fahrer die Kontrolle über ihre Maschinen verloren. Ein Großteil von ihnen in den späteren Abendstunden.

Lorenzo nimmt MotoGP-Bosse in die Pflicht

Unter ihnen war auch Repsol-Honda-Neuzugang Jorge Lorenzo. "Ich hatte gegen Ende des Tages einen heftigen Sturz, weil die Temperatur stark gesunken und die Luftfeuchtigkeit angestiegen ist", so der sechsfache Katar-Sieger. "Es gab viele Stürze, deshalb möchten wir ein ernstes Wort mit Carmelo (Dorna-Geschäftsführer Ezpeleta, Anm.) über den Zeitplan am Rennwochenende reden."

Lorenzo will vom Sonnenuntergang zum Rennstart nicht viel Zeit vergehen lassen, Foto: HRC
Lorenzo will vom Sonnenuntergang zum Rennstart nicht viel Zeit vergehen lassen, Foto: HRC

In den vergangenen Jahren wurde die Startzeit kontinuierlich nach vorne geschoben. 2010 ging das Rennen noch um 23 Uhr Ortszeit los, von 2011 bis 2014 war 22 Uhr Startzeit, 2015 bis 2017 ging das Rennen planmäßig um 21 Uhr los (2017 musste wegen Regens auf 21:45 verschoben werden) und 2018 einigte man sich sogar auf 19 Uhr. Eine Startzeit, mit der die Piloten höchst zufrieden waren, doch für dieses Jahr wurde das Rennen nun wieder auf 20 Uhr verschoben.

"Wenn wir früher fahren würden, wäre das für unsere Sicherheit auf jeden Fall besser", ist Lorenzo überzeugt. "Eine halbe Stunde oder eine Stunde - je mehr, desto besser. Ein Rennen bei hoher Luftfeuchtigkeit in der Nacht wird gefährlich." Allerdings gibt es auch Argumente gegen einen MotoGP-Start um 19 Uhr. Denn dann muss die Moto2 in der Dämmerung fahren und die Warm Ups unter der brütenden Nachmittagssonne stattfinden - beides alles andere als ideal.

Das letzte Wort ist hier aber wohl nicht gesprochen.