Die Wintertests der MotoGP sind Geschichte. Bei der dreitägigen Testfahrt in Katar hatten die Teams und Fahrer die letzte Gelegenheit, ihre Motorräder vor dem 1. Training am 8. März zu verbessern.

Die äußeren Bedingungen schränkten die Möglichkeiten der MotoGP-Teams auf dem Losail Circuit aber massiv ein. Die Strecke war täglich nur für sechs Stunden offen und damit um zwei Stunden weniger als normalerweise bei Tests üblich. Da zum Start um 16.00 Uhr Ortszeit noch Sonnenschein herrschte, gab es an allen drei Tagen in den ersten beiden Stunden kaum Betrieb auf der Strecke.

Erst nach Sonnenuntergang ging es unter Flutlicht ab 18.00 Uhr richtig los. Mit dem Einbruch der Nacht sanken aber auch die Temperaturen rasch ab, was wiederum zu Kondensation auf dem Asphalt führte, die einige Stürze auslöste. In der letzten Teststunde sanken Asphalt- und Lufttemperatur auf unter 20 Grad ab. Somit war nach 21.00 Uhr Ortszeit kaum Fahrbetrieb. "Im Grunde hatten wir hier nur drei Stunden echte Testzeit pro Tag", führte Katar-Vorjahressieger Andrea Dovizioso aus.

MotoGP-Tests 2019: Die finale Analyse nach Katar (15:34 Min.)

Die Testbestzeiten aus Katar

Die schnellsten Rundenzeiten wurden in der "Kernzeit" des Katar-Tests zwischen 19.30 und 20.30 Uhr erzielt. Bereits am Sonntag durchbrachen mit Alex Rins un Maverick Vinales die ersten beiden Piloten die Marke von 1:55 Minuten. Die schnellsten Zeiten wurden allerdings am Schlusstag erzielt.

Die schnellsten zehn Einzelzeiten des Katar-Tests:

P Fahrer Team Zeit Gefahren am
1. Maverick Vinales Yamaha 1:54,208 Montag, 19:44 Uhr
2. Maverick Vinales Yamaha 1:54,401 Montag, 20:28 Uhr
3. Fabio Quartararo Petronas Yamaha 1:54,441 Montag, 19:46 Uhr
4. Maverick Vinales Yamaha 1:54,448 Montag, 20:40 Uhr
5. Fabio Quartararo Petronas Yamaha 1:54,511 Montag, 19:48 Uhr
6. Maverick Vinales Yamaha 1:54,555 Montag, 19:42 Uhr
7. Alex Rins Suzuki 1:54,593 Sonntag, 19:56 Uhr
8. Marc Marquez Repsol Honda 1:54,613 Montag, 19:33 Uhr
9. Maverick Vinales Yamaha 1:54,650 Sonntag, 19:41 Uhr
10. Valentino Rossi Yamaha 1:54,651 Montag, 20:33 Uhr

Yamaha setzte es in Katar mit mehreren Pole-Runs zur besten Zeit am Montag auf die absolute Bestzeit an. Diese Taktik hatte in Sepang bereits Ducati angewandt und damit die vordersten vier Plätze eingenommen. Yamaha gelang "nur" ein Doppelerfolg durch Maverick Vinales und dem überzeugenden Rookie Fabio Quartararo. Dieses Duo sicherte sich allerdings die sechs besten Einzelzeiten, während in den Top-10 auch Valentino Rossi seinen Platz behauptete und somit acht der schnellsten zehn Runden des Katar-Tests auf einer Yamaha erzielt wurden.

Der japanische Hersteller gab auch bei der Dichte der Spitzenzeiten den Ton an. Insgesamt gab es 33 Runden unter 1:55,000 Minuten, von denen 18 auf das Konto der vier Yamaha-Piloten gingen. Den Löwenanteil trug Maverick Vinales bei, der neun dieser Zeiten beisteuerte. Aber auch Rossi (4), Quartararo (3) und Morbidelli (2) hatten ihren Anteil.

Ducati, in Sepang noch schnellste Marke auf eine Runde, legte es diesmal nicht auf die Bestzeit an. MotoGP-Vizeweltmeister und Vorjahres-Sieger Andrea Dovizioso erzielte keine einzige Zeit unter 1:55 Minuten und schrieb als einer von nur fünf Piloten (die anderen waren Crutchlow, Aleix Espargaro, Zarco und Abraham) seine Zeit vom Sonntag als Bestzeit dieser Testfahrten an. "Wir haben hier nicht auf eine Rundenzeit hingearbeitet, aber unsere Pace stimmt. Daher bin ich entspannt", sagte der Italiener nach Ende der Testfahrten mit einem Augenzwinkern.

Pace und Longruns

Ein Blick auf die Longruns zeigt, dass Ducati im Hinblick auf die Pace voll dabei ist. Danilo Petrucci absolvierte am Montag eine volle Renndistanz von 22 Runden am Stück und brachte es dabei auf eine durchschnittliche Rundenzeit von 1:56,0 Minuten. Jack Miller war über 14 Runden etwas schneller, Andrea Dovizioso über 16 Runden etwas langsamer.

Für eine Überraschung sorgte allerdings Fabio Quartararo. Der französische Rookie legte gemeinsam mit Jack Miller die beste Pace an den Tag und konnte in seinem 14 Runden dauernden Stint eine durchschnittliche Zeit von 1:55,9 Minuten fahren. Da alle Longruns am Montag innerhalb eines Zeitfensters von zwei Stunden gefahren wurden und damit unter ähnlichen Bedingungen stattgefunden haben, ist der Vergleich aussagekräftig.

Alle Longruns vom Montag (10 oder mehr Runden am Stück):

Fahrer Team Runden Schnitt pro Runde Gefahren am
Fabio Quartararo Petronas Yamaha 14 1:55,920:17 Uhr
Jack Miller Pramac Ducati 14 1:55,920:02 Uhr
Danilo Petrucci Ducati 22 1:56,020:19 Uhr
Andrea Dovizioso Ducati 16 1:56,120:19 Uhr
Franco Morbidelli Petronas Yamaha 11 1:56,220:56 Uhr
Joan Mir Suzuki 16 1:56,219:21 Uhr
Aleix Espargaro Aprilia 22 1:56,420:04 Uhr
Francesco Bagnaia Pramac Ducati 15 1:56,720:42 Uhr
Hafizh Syahrin KTM Tech3 10 1:57,721:00 Uhr

Ducati ließ alle vier Fahrer des Werksteams und von Kundenteam Pramac einen Longrun absolvieren. Bei Yamaha fuhren nur die Petronas-Piloten Quartararo und Morbidelli mehr als zehn Runden am Stück. Valentino Rossi und Maverick Vinales hielten sich bedeckt, ebenso wie Alex Rins, der Suzukis einzigen Longrun seinem Rookie-Kollegen Joan Mir überließ.

Ein Fragezeichen steht nach wie vor hinter Honda. Aufgrund der mangelnden Fitness von Marc Marquez, Jorge Lorenzo und Cal Crutchlow geht HRC ohne Longrun-Daten seiner Einsatzpiloten in die neue Saison. MotoGP-Weltmeister Marquez fuhr lediglich acht Runden hintereinander, war dabei zwar mit guter Pace unterwegs. Doch acht Runden sind nur etwas mehr als ein Drittel der Renndistanz, die am 10. März zu bewältigen ist.

Die Marathon-Männer

Immerhin konnte Marquez seine Gesamtrundenzahl im Vergleich zu Sepang deutlich steigern. Dort hatte er mit 105 Runden die zweitwenigsten aller Stammfahrer absolviert. In Katar saß Marquez hingegen 144 Laps auf seiner Repsol Honda und landete damit auf Rang sieben der Fahrer mit den meisten Runden.

An der Spitze dieser Wertung landete Tito Rabat mit 161 Runden vor Franco Morbidelli (160) und Johann Zarco (155). Die pfeilschnellen Yamaha-Youngster Maverick Vinales und Fabio Quartararo reihten sich dahinter ein. Am unteren Ende der Skala landete die beiden angeschlagenen Honda-Stars Cal Crutchlow (117) und Jorge Lorenzo (115) sowie der erneut inferiore Andrea Iannone (107), der bereits in Sepang die mit Abstand wenigste Zeit im Sattel absolviert hatte.

Fazit: Wer war am stärksten?

Maverick Vinales war vom Speed auf eine schnelle Runde der dominante Mann und schrieb in vielen Stints Runden unter 1:55 Minuten an. Generell war Yamaha bei den Einzelrunden dominant, doch die Japaner hatten es am Schlusstag auch klar darauf angelegt. In die Karten blicken ließ sich Vinales durch seinen Verzicht auf einen echten Longrun nicht, doch die starke Performance von Fabio Quartararo, der den aktuellen Motor mit etwas weniger Drehzahl nutzt, lässt darauf schließen, dass Yamaha für Katar gut gewappnet ist. Die Werkspiloten übten sich allerdings in Tiefstapelei. So gab Valentino Rossi nach Testende zu Protokoll: "Unsere Pace ist ganz okay, aber wir müssen noch etwas finden, um tatsächlich vorne mitkämpfen zu können."

Ducati strotzte in Katar nur so vor Selbstvertrauen. Dass Andrea Dovizioso auf Zeitattacken verzichtete und seine beste Runde vom Auftakttag am Sonntag und Montag nur um drei Zehntelsekunden unterbieten konnte, ist ein Indiz dafür, dass der Vorjahressieger ausschließlich an der Abstimmung für das Rennen arbeitete. Entsprechend selbstsicher trat der Italiener am Ende der Tests auch auf. Danilo Petrucci und Jack Miller unterstrichen mit ihren Longruns, dass mit Ducati zu rechnen sein wird.

Suzuki präsentierte sich ebenfalls stark. Auch wenn Alex Rins' geplanter Longrun durch einen Sturz zunichte gemacht wurde, so hinterließ der Spanier sowohl in Sepang als auch in Katar einen bärenstarken Eindruck. Die Longrun-Zeit seines Rookie-Kollegen Joan Mir bewies, dass die Suzuki über den Winter eine scharfe Waffe geblieben ist. Rins wird die GSX-RR mit Sicherheit um einige Zehntel schneller bewegen können als Mir.

KTM konnte die Lücke zur Konkurrenz nicht schließen. Zwar belegte Pol Espargaro am Schlusstag den siebenten Rang mit nur einer halben Sekunde Rückstand auf die absolute Bestzeit. Doch diese Zeit war ein klassischer Qualifying-Run und Espargaros zweitbeste Zeit vom Montag war eine Sekunde langsamer. Johann Zarco hat nach wie vor Anpassungsschwierigkeiten an die KTM, weshalb er aktuell die klare Nummer zwei im Team ist.

Auch bei Aprilia fällt die Leistung von einer Seite der Box zur anderen deutlich ab. Während Aleix Espargaro, wie bereits in Sepang, einen passablen Longrun zeigte, brachte es Andrea Iannone, wie bereits in Sepang, nur auf die geringste Rundenanzahl aller Piloten. Der italienische Neuzugang wurde im Hinblick auf Zuverlässigkeit sogar von Testpilot Bradley Smith überflügelt, der in Katar einen Wildcard-Einsatz absolvieren wird.

Die große Wundertüte in Katar war Honda. Alle drei Fahrer, denen das aktuelle Motorrad zur Verfügung steht, waren nach ihren Verletzungen noch nicht so fit, dass sie Longruns absolvieren konnten. Schnelle Einzelzeiten waren aber zumindest für Marc Marquez und Jorge Lorenzo drin, die beide am Schlusstag in den Top-5 landeten. Cal Crutchlow hingegen kam mit dem Motorrad beim gesamten Katar-Test nicht zurecht und erlebte einen der schlechtesten Tests seiner Karriere.