Bevor die MotoGP-Saison 2019 offiziell beginnt, hatten die diesjährigen Rookies der Königsklasse bei den Testfahrten ihre erste Chance zu zeigen, was in ihnen steckt. Motorsport-Magazin.com hat sich die Vorsaison von Fabio Quartararo, Joan Mir, Francesco Bagnaia und Miguel Oliveira genau angeschaut.
Fabio Quartararo
In Sepang hielt sich Yamahas Rookie Fabio Quartararo noch bescheiden zurück, erst in Katar drehte der Franzose richtig auf. Sein bestes Ergebnis in Malaysia fuhr er an Tag zwei ein, indem er sich den 14. Rang sicherte. An den zwei anderen Tagen wurde er jeweils 18. und 16. und ließ damit immerhin seine Rookie-Kollegen Joan Mir und Miguel Oliveira zweimal hinter sich. Seine beste Zeit spulte Quartararo am dritten Tag auf dem Sepang International Circuit ab, indem er mit einer 1:59.497 erstmals die 2-Minuten-Marke knackte. Bis auf Francesco Bagnaia war diese Leistung allen Rookies erst am letzten Tag geglückt. Von Tag eins auf drei verbesserte Quartararo seine Bestzeit um knapp 1.5 Sekunden.
Wirklich aufmerksam wurde die MotoGP-Welt auf den Franzosen aber erst beim letzten Vorsaison-Test in Katar. Denn wo Quartararo in Sepang noch im Mittelfeld unterwegs gewesen war, legte er in Katar nach. Keinen der drei Trainingstage beendete er außerhalb der Top-7. An Tag zwei wurde er Dritter und am letzten Tag sogar Zweitschnellster hinter Maverick Vinales. Damit waren ihm Lobeshymnen, unter anderem von Teamkollege Franco Morbidelli, sicher.
Quartararo verkleinerte an allen drei Testtagen auf dem Losail International Circuit kontinuierlich seinen Rückstand auf den tagesschnellsten Piloten. Auf Vinales, der die absolut schnellste Zeit des Tests fuhr, fehlten Quartararo nur 0.233 Sekunden. Vom ersten auf den letzten Testtag drückte der Franzose seine eigene Bestzeit um 1.3 Sekunden. Natürlich sind Testfahrten nur ein Indikator für die kommenden Leistungen in der Saison und keine Garantie. Zu Denken sollte Quartararos Konkurrenten jedoch geben, dass der Franzose sowohl im Longrun, als auch auf eine schnelle Runde eine gute Figur machte.
Joan Mir
Nicht ganz so stark wie Quartararo zeigte sich Suzuki-Rookie Joan Mir. Von den Platzierungen in der Gesamtwertung beider Tests schlug sich der Spanier in Katar deutlich besser als auf dem Sepang International Circuit. Während Mir die drei Tage in Sepang auf den Rängen 23, 21 und 15 abschloss, wurde er in Katar zweimal Elfter und einmal Zwölfter. Wie bereits Quartararo gelang es Mir in Malaysia erst am letzten Tag, eine Zeit unter zwei Minuten zu fahren. Als Bestzeit setzte er eine 1:59.486. Damit beendete der Spanier den Sepang-Test als der zweitschnellste Rookie und lag trotzdem deutlich hinter Bagnaia (1,184 Sekunden) und der allgemeinen Test-Bestzeit von Danilo Petrucci (1,247 Sekunden) zurück.
Am Ende der Katar-Tests konnte Mir die Lücke auf den schnellsten Piloten der Tests um einiges verkleinern. Während ihm auf Petruccis Bestzeit in Sepang über eine Sekunde fehlte, lag er in Katar nur 0.644 Sekunden hinter Vinales' Bestzeit zurück. Auch blieb Mir in Katar konstant zweitbester Rookie hinter Quartararo und konnte Bagnaia und Oliveira somit an allen drei Tagen hinter sich zurücklassen. Seine Bestzeit vom ersten Tag der Tests unterbot er an Tag drei um knapp 1.2 Sekunden.
Auf Quartararos Level schaffte es der Suzuki-Pilot auf dem Losail International Circuit also nicht. Dennoch, seine Konkurrenten Bagnaia und Oliveira ließ er hinter sich und auch seinen Teamkollegen Alex Rins konnte er mit seiner Zeit vom letzten Testtag toppen. Rins selbst zeigte sich in Katar ebenfalls sehr stark. Auch im Jahr 2019 dürfte die GSX-RR also nichts an ihrer starken Performance verloren haben.
Francesco Bagnaia
Während Quartararo in Katar aufdrehte und es in Malaysia ruhig angehen ließ, machte es Bagnaia genau anders herum. Auf dem Sepang International Circuit wurde er 15., 12. und am letzten Tag Zweiter. In Katar reichte es für zwei 15. Plätze und einen 13. Platz. Während der ersten Vorsaison-Tests setzte Bagnaia seine schnellste Zeit offensichtlich am letzten Tag. Seine 1:58.302 reichte aus, um ihn auf Platz zwei hinter Ducati-Werkspilot Petrucci zu katapultieren. Mit Teamkollege Jack Miller und Andrea Dovizioso hinter ihnen bildeten die vier Piloten die Ducati-Vormacht.
Bagnaia war in Sepang außerdem der einzige der vier Rookies, dem es gelang, die 2-Minuten-Marke schon am zweiten Tag der Testfahrten zu knacken. Während Quartararo und Co. erst an Tag drei den Sprung von einer 2-Minuten-Zeit in die 1:59er-Zeiten schafften, steigerte sich Bagnaia von einer 2-Minuten-Zeit auf eine 1:59 und schlussendlich auf eine 1:58. Damit verbesserte er sich über die Dauer der Testfahrten hinweg um knapp 2.3 Sekunden.
Im Rookie-Ranking von Sepang hatte Bagnaia also ganz klar die Nase vorn. Die Vormachtstellung musste er in Katar jedoch an Quartararo abtreten, der es nicht nur einmal auf Platz zwei schaffte, sondern am Tag zuvor auf den dritten Rang fuhr. Trotzdem zeigte Bagnaia Leistungen, die ihn konstant im Mittelfeld der Tests hielten und schaffte es, sich von Tag auf eins auf Tag drei um knapp 1,7 Sekunden zu verbessern.
Miguel Oliveira
Den schwierigsten Start in seine MotoGP-Karriere hatte von den vier Rookies des Jahres wahrscheinlich Miguel Oliveira. Im Vergleich zu seinen Kollegen kam der Portugiese nur langsam in Schwung. Sein bestes Ergebnis in Sepang erreichte der Portugiese an Tag eins mit Platz 16. Es folgten ein 20. und ein 19. Rang. Seine schnellste Rundenzeit von 1:59.949 fuhr Oliveira am letzten Testtag, zuvor konnte er wie Quartararo und Mir die Zwei-Minuten-Marke nicht knacken.
Doch Oliveiras Rookie-Kollegen gelang es, ihre Rückstände auf die MotoGP-Elite in Sepang kleiner zu halten als der KTM-Pilot. Gemessen an Danilo Petruccis absolut schnellster Zeit in Sepang von 1:58.239 lag Oliveira 1.7 Sekunden hinter dem Ducati-Piloten zurück. Quartararos und Mirs Rückstände lagen bei nur 1.2 Sekunden und Bagnaia fehlten nur 0.063 Sekunden auf Petruccis Zeit. Seine eigene Bestzeit von Tag eins unterbot Oliveira am Ende der Tests um 0.9 Sekunden.
Auch in Katar änderte sich an Oliveiras Platzierungen in der Test-Gesamtwertung nicht viel. An den jeweils drei Tagen auf dem Losail International Circuit wurde er 17., 21. und 18. Wieder einmal erreichte er seine beste Position am ersten Tag der Tests. Doch wo Oliveira in Sepang hier und da einen Rookie-Rivalen hinter sich lassen konnte, bildete er in Katar konstant das Schlusslicht in dieser Wertung. Auch war er der einzige Rookie, dem es erst am dritten Testtag gelang, seine 1:56er-Zeit zu unterbieten. Bagnaia und Mir war dies bereits an Tag zwei gelungen, Quartararo sogar an Tag eins.
Fazit
Den größten Eindruck haben in der Vorsaison 2019 wohl Quartararo und Bagnaia gemacht. Der Italiener zeigte in Malaysia wirklich starke Leistungen, Quartararo legte dafür in Katar nach. Kann der Yamaha-Pilot diesen Level beim Saisonauftakt auf dem Losail International Circuit halten, dürfte sein Teamkollege Morbidelli wohl recht behalten und Quartararo sich zwischen den Top-Piloten widerfinden. Aber auch Bagnaia machte in der Vorsaison alles andere als eine schlechte Figur. Selbiges gilt für Mir. Auch wenn ihm der Sprung an die Tabellenspitze bisher verwehrt geblieben ist, hält sich der Suzuki-Pilot fast durchgehend im Mittelfeld. Schwierig dürfte es nur für Oliveira werden, wenn er seine Leistungen über die Saison nicht noch steigern kann.
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