14 Runden spulte die MotoGP am Sonntag im strömenden Regen von Valencia ab, ehe die Rennleitung ein Einsehen hatte und das Rennen abbrach. Zu diesem Zeitpunkt, der gerade einmal etwas mehr als die halbe Renndistanz von 27 Umläufen darstellte, waren bereits zehn der 24 Fahrer gestürzt. Viel stehendes Wasser an einigen neuralgischen Punkten wie Kurve drei oder zwölf machten den Circuit Ricardo Tormo praktisch unfahrbar, schlechte Sicht durch die Gischt vorausfahrender Motorräder erschwerte den Piloten die Arbeit zusätzlich.

Glücklicherweise kamen alle gestürzten Fahrer am Sonntag - nach dem Restart schraubten Alvaro Bautista und Valentino Rossi diese Zahl auf zwölf von 24 - glimpflich davon. Der Ärger war bei einigen Piloten dennoch groß.

"Es war ein Witz", echauffierte sich Jack Miller, der normalerweise immer für eine Regenschlacht zu haben ist. Er war etwa einer von ganz wenigen Fahrern, die für einen Start beim schließlich abgesagten Grand Prix von Großbritannien in Silverstone plädierten. "Sie hätten das Rennen viel früher abbrechen müssen. Sicher fünf Runden früher. Die Menge an Wasser war nicht mehr normal."

Aquaplaning als größte Sturzursache

Miller selbst war nach vier Runden in Kurve drei abgeflogen. "Ich war auf meiner üblichen Linie und habe wie gewohnt Gas gegeben, bin aber in eine Pfütze geraten, hatte Aquaplaning und bin abgeflogen, so wie alle anderen auch. Ich suche nicht nach Ausreden. Maverick ist mehr oder weniger auf der Geraden gestürzt", verdeutlicht Miller die Tatsache, dass die Hinterräder der MotoGP-Maschinen mit Leistungszahlen von knapp 300 Pferdestärken bei derartigen Wassermengen kaum zu kontrollieren waren. "Ich glaube es gab keinen einzigen Sturz über das Vorderrad, jeder hatte Aquaplaning am Hinterrad."

Maverick Vinales stürzte besonders heftig, Foto: Screenshot/MotoGP
Maverick Vinales stürzte besonders heftig, Foto: Screenshot/MotoGP

Was Miller besonders ärgerte war die Tatsache, dass die Piloten am Freitag noch extra vor derartigen Situationen gewarnt hatten. Im Meeting der Safety Commission trifft sich an jedem Rennwochenende das Fahrerfeld mit den Sicherheitsverantwortlichen. "Nach den zwei Roten Flaggen am Freitag haben wir gefordert, dass sie das Rennen abbrechen sollen, wenn es zu schlimm wird. Für mich sah es aber so aus, als wollten sie einfach nur Dreiviertel der Renndistanz schaffen", findet Miller.

Hätte man Dreiviertel der Renndistanz durchgepeitscht, hätte der Valencia-GP laut Reglement nicht mehr neu gestartet werden müssen und wäre dennoch mit vollen Punkten beendet worden. Vor allem für MotoGP-Promoter Dorna natürlich die angenehmste Situation, hätte man so schließlich die berichtenden TV-Stationen nicht mit unvorhergesehenen Übertragungszeiten verärgern müssen.

Aleix Espargaro: Später Abbruch unverständlich

Rückendeckung erhält Miller von Aleix Espargaro, den es ebenfalls in Turn 3 erwischte. "Ich hatte da einen schönen Flug", kommentierte er im Gespräch mit MotoGP.com-Boxengassenreporter Simon Crafer sarkastisch. "Ein Highsider an dieser Stelle ist sehr eigenartig und Jack ist eine Runde nach mir genau dasselbe passiert. Es war starkes Aquaplaning. Wir hatten sehr viel Wasser auf der Strecke und die Sicht war extrem schlecht. Für mich ist es unverständlich, dass sie nicht früher die Rote Flagge gezeigt haben."

Aleix Espargaro ging ebenfalls hart zu Boden, Foto: LAT Images
Aleix Espargaro ging ebenfalls hart zu Boden, Foto: LAT Images

Doch nicht nur gestürzte Fahrer kritisierten den späten Abbruch. Auch Johann Zarco, der das Rennen auf dem siebten Platz beendete, hätte sich die Rote Flagge zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht. "Ich habe mir schon drei Runden zuvor gedacht, dass man abbrechen müsste", verriet er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Als die Rote Flagge dann rausgekommen ist, war das für mich nur logisch. Der Regen ist immer noch stärker geworden und die Runde zurück zur Box nach dem Abbruch war verrückt. Es war ein richtiger Fluss auf der Strecke."

Triumphator Andrea Dovizioso und Valentino Rossi, der ebenfalls um den Sieg gekämpft hatte, beschrieben die Verhältnisse auch als prekär, äußerten aber keine Kritik an der Rennleitung. "Meiner Meinung nach haben sie gut gehandelt", meinte Rossi. "Es war aber schon ziemlich gefährlich, denn wir hatten viel stehendes Wasser auf der Strecke. Der Abbruch war definitiv die richtige Entscheidung." Sieger Dovizioso hatte im Rennen ebenfalls Probleme: "Wir haben heute sehr viele Stürze gesehen. Ich bin wirklich froh, das Rennen beendet zu haben, denn in den letzten Runden vor dem Abbruch war es praktisch unfahrbar."