Die MotoGP zeigte zum Abschluss der Saison 2018 ein denkwürdiges Rennen auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia. Im zweigeteilten Regenrennen setzte sich am Ende Andrea Dovizioso durch und bescherte Ducati damit den ersten Erfolg dort nach zehnjähriger Durststrecke. Den Grundstein dafür legten Dovizioso bereits im Warm Up!

Dovizioso mit vorausschauendem Reifen-Poker

Im Aufwärmtraining am Sonntagmorgen verzichtete er nämlich auf einen frischen Satz Regenreifen. "Es war die richtige Entscheidung, keinen neuen Reifen im Warm Up zu verwenden. So hatte ich zwei frische Sätze für das Rennen. Ich habe für den Neustart dann die frischen Reifen aufgezogen", verriet Dovizioso in der Pressekonferenz nach dem Valencia-GP seinen cleveren Schachzug.

Dovizioso, der sich vor dem Abbruch im Kampf um die Spitzenposition mit Alex Rins und Valentino Rossi befand, hatte dadurch den entscheidenden Performance-Vorteil auf seiner Seite. Rins' Vorderreifen hatte beim Restart schon 13 Runden auf dem Buckel, der Hinterreifen war bereits zehn Runden alt. Rossis Reifen waren beide schon 13 Runden unterwegs zum Zeitpunkt des Neustarts. Welchen Unterschied das in den Rundenzeiten ausmacht, zeigt das folgende Diagramm deutlich.

Rossi konnte vor seinem Sturz die Pace von Dovizioso nur zwei Runden lang halten - eine Runde bevor und nachdem der Doktor Rins den zweiten Platz abgenommen hatte. Ansonsten war Dovizioso im Schnitt rund eine halbe Sekunde schneller als der Yamaha-Pilot. "Ich war etwas besorgt, denn Vale war der schnellste bei starkem Regen. Zum Glück war der Regen im zweiten Regen nicht mehr ganz so stark und Vale hat einen Fehler gemacht", war sich Dovizioso der "blauen Gefahr" durchaus bewusst. Rins fiel noch stärker ab.

Anpassungen an der Ducati in der Pause

Dovizioso hat zudem die Zwangspause noch für finale Anpassungen an seiner Ducati genutzt, um in den Bremszonen stärker aufgestellt zu sein. Für ihn zusammen mit den brandneuen Reifen der Schlüssel zum Sieg. "Vale war auf der Bremse und am Kurveneingang viel schneller. Ich konnte da einfach nicht so stark sein wie er, also haben wir hinten alles ein kleines bisschen härter eingestellt", argumentierte Dovizioso.

Dovizioso und seine Crew hatten in der Pause nochmals an der Ducati gearbeitet, Foto: Ducati
Dovizioso und seine Crew hatten in der Pause nochmals an der Ducati gearbeitet, Foto: Ducati

Rossi verzichtete auf Änderungen am Setup: "Ich hatte mich gut gefühlt. Das einzige Problem war, dass ich keine neuen Reifen mehr übrig hatte." So konnte ihm Dovizioso jedoch gleich in zweierlei Hinsicht den Schneid abkaufen: Durch die Reifen hatte der Ducati-Pilot besseren Grip und die Anpassungen verbesserten sein Gefühl für die Bedingungen. Rossi dagegen schlitterte auf seinen gebrauchten Reifen ins Kiesbett und musste sich mit Platz 13 begnügen.

Pol Espargaros Schlüssel zum Podium

Natürlich wollen wir in dieser Analyse auch einen Blick auf den dritten Platz von Pol Espargaro und KTM werfen, schließlich ist es für beide das erste Podium in der MotoGP-Klasse. Ähnlich wie Dovizioso konnte auch Espargaro auf einen frischen Satz Reifen beim Neustart zurückgreifen, da man im Warm Up mit gebrauchten Pneus unterwegs war. "Wir hatten heute Morgen eine gute Strategie mit dem gebrauchten Reifen. So hatten wir einen zusätzlichen weichen Reifensatz für das zweite Rennen", freute sich Espargaro hinterher.

Somit hatte der Spanier einen entscheidenden Trumpf im Kampf gegen Dani Pedrosa und später auch Michele Pirro, der nur hinten einen frischen Reifen aufzog. Hinzu kam bei Espargaro noch die "Alles oder nichts"-Devise, nach der er das Rennen anging. Espargaro war nach seinem Sturz eigentlich schon geschlagen, bekam aber durch den Neustart aber eine zweite Chance. "Das war einfach eine Fügung. Zuerst ist das Bike nicht ausgegangen beim Sturz und dann kam auch noch die rote Flagge. Da habe ich mir gesagt: Das ist deine Chance, also nutze sie!" Und Espargaro hat sie bravourös genutzt.

Fazit

Die Reifen-Sparer hatten beim MotoGP-Rennen am Sonntag in Valencia das bessere Ende für sich. Sowohl Andrea Dovizioso, als auch Pol Espargaro, hatten beim Neustart einen Satz frischer Reifen übrig. Der Ducati-Pilot spielte diesen Vorteil perfekt aus, hinzu kam auch noch die Fähigkeit, in der Pause die nötigen Anpassungen vorzunehmen. So war Dovizioso im zweiten Teil des Rennens nicht mehr aufzuhalten, auch nicht von seinen ärgsten Verfolgern Valentino Rossi und Alex Rins.