Jorge Lorenzo hat vor eineinhalb Jahren mit seinem Wechsel zu Ducati hoch gepokert - und sich bislang ordentlich verzockt. Für Ducati wiederum war Lorenzo in erster Linie eines: teuer. Am Ende der laufenden Saison wird man in Bologna 24 Millionen Euro in den Spanier investiert haben, der bislang nur drei Podestplätze holte.

Die Zukunft von Lorenzo bei Ducati ist daher mehr als ungewiss. Ein Umstand, aus dem beide Seiten gar keinen Hehl machen. Gespräche über einen neuen Vertrag sind noch nicht einmal angelaufen, denn für Ducati hatte die Verlängerung mit Andrea Dovizioso Priorität. Die ist nun über die Bühne und war für die Italiener nicht billig.

Motorsportchef Paolo Ciabatti erklärte in Le Mans daher: "Jorge ist seit vielen Jahren einer der bestbezahlten Fahrer. Das könnte zum Hindernis werden, denn wir müssen eine Lösung finden, in der wir einen bezahlbaren Fahrer unter Vertrag nehmen können, ohne im Gegenzug unser Entwicklungsbudget kürzen zu müssen."

Petrucci und Miller: Bedrohung für Lorenzo

"Jeder weiß, dass wir mit Danilo Petrucci und Jack Miller zwei weitere Optionen haben", stelle Ciabatti klar. Beide liegen in der WM-Wertung aktuell vor Lorenzo und sind zudem günstiger zu haben als der fünffache Weltmeister. Bei dem ist Geld aber längst nicht mehr die größte Motivation, denn die schwachen Ergebnisse seit seinem Wechsel liegen auch ihm im Magen.

So steht Lorenzo bereits unter Zugzwang, wie er selbst gesteht: "Für beide Seiten werden besonders die nächsten beiden Rennen in Le Mans und Mugello wichtig sein. Die Resultate müssen sich verbessern und wir brauchen Podestplätze. Beide Seiten müssen miteinander zufrieden sein, um gemeinsam weitermachen zu können."

Le Mans und Mugello als Deadline? Eine Strategie, die Ciabatti stützt: "Wir wollen die Ergebnisse der nächsten beiden Rennen abwarten und dann unsere Entscheidung treffen. Die Verpflichtung von Dovizioso hatte oberste Priorität, nach Mugello denken wir über den zweiten Fahrer nach."

Dovizioso hat seine Meinung zu diesem Thema bereits abgegeben, wollte aber keine Details verraten: "Ich habe dem Team mitgeteilt, was ich für die beste Lösung für Ducati halte. Ich bin aber nicht die Art Fahrer, die versucht, bei der Fahrerwahl groß dreinzureden, denn das ist nicht meine Entscheidung." Wenig später erklärte der MotoGP-Vizeweltmeister gegenüber italienischen Medien allerdings, dass er eine Beförderung von Petrucci oder Miller für wahrscheinlicher halte als eine Verlängerung mit Lorenzo.

Suzuki + Monster = Lorenzo?

Wo sich eine Tür schließt, geht meist eine andere auf. So könnte im Hintergrund an einem neuerlichen Wechsel gebastelt werden, in dem Lorenzo die wichtigste Komponente darstellt: Mit Sponsormillionen von Monster könnte der Spanier zu Suzuki gelotst werden. Der Energydrink-Hersteller unterstützt Lorenzo aktuell per Sponsoring und fädelte unter anderem vor Jahren auch einen F1-Abstecher des Spaniers in den Mercedes von Lewis Hamilton ein.

MotoGP-Transfergelüster: Wie macht Suzuki weiter? (04:02 Min.)

Nachdem man im kommenden Jahr als Hauptsponsor bei Tech3 ausscheidet, ist man auf der Suche nach einem konkurrenzfähigen Ersatz, der das grüne Logo auf schwarzem Hintergrund regelmäßig in Podestnähe bringen kann. Suzuki wiederum sucht seit dem MotoGP-Comeback vergeblich nach einem Hauptsponsor. Denn "Ecstar" - aktuell Titelsponsor der Japaner - ist Suzukis hauseigene Schmiermittelmarke.

Die Monster-Millionen könnten genau die nötige Summe aufbringen, die Suzuki aus eigener Kraft für die Verpflichtung des nicht gerade billigen Lorenzo benötigt. In trockenen Tüchern ist das aber noch lange nicht, denn Teamchef Davide Brivio gab in Le Mans zu: "Wir können uns wieder für einen erfahrenen Piloten entscheiden, aber auch einem jungen Fahrer die Chance geben." Neben Lorenzo gilt auch Joan Mir als heißer Tipp auf einen Wechsel in Suzukis MotoGP-Mannschaft. Und schließlich spricht man nach wie vor mit Andrea Iannone, der in Le Mans klarstellte: "Am liebsten würde ich mit Suzuki weitermachen."

Die starken Ergebnisse - zuletzt zwei dritte Plätze in Folge - stärken seine Position im Team. Muss Jorge Lorenzo am Ende komplett durch die Finger schauen? Entscheiden sich sowohl Ducati als auch Suzuki gegen den dreifachen MotoGP-Weltmeister, scheint dieses Szenario nicht mehr ausgeschlossen.