In den vergangenen MotoGP-Saisons zog sich ein großes Problem wie ein roter Faden durch das Projekt von Honda. Die RC213V hatte stets ausreichend Leistung, verhielt sich auf der Bremse und auch in den Kurven gut. Kopfzerbrechen bereitete Ingenieuren und Fahrern gleichermaßen aber die Beschleunigung aus engen Kurven.

In diesem Bereich neigte die Honda stets zu massiven Wheelys, was einerseits einer zu aggressiven Motorenkonfiguration, andererseits im Vergleich zu etwa Ducati einem zu wenig ausgereiften Aerodynamikkonzept geschuldet war. Marc Marquez, Dani Pedrosa oder auch Cal Crutchlow verloren dadurch in den Beschleunigungsphasen wertvolle Zeit, die sie beim Anbremsen zu kompensieren versuchten. Unzählige Stürze waren die logische Folge.

Spätestens beim fünften Saisonrennen der MotoGP 2018 scheint Honda aber beide Problemfelder - Motor und Aerodynamik - gelöst zu haben. Was das Triebwerk der RC213V betrifft leistete man bereits im Winter ganze Arbeit, entschloss sich dieses Mal im Gegensatz zu den letzten Jahren für die goldrichtige Lösung und ließ die Motoren vor dem Saisonauftakt in einer Spezifikation homologieren, die an allen Rennwochenenden sehr gut zu funktionieren scheint. Das zeigen gute Resultate sowohl auf schnellen, flüssigen Kursen wie Katar, als auch auf engen, technischen Strecken wie zuletzt Jerez.

Honda homologiert neue Verkleidung für Le Mans

Nach dem Spanien-GP in Jerez testete Honda am Montag ebendort und später in dieser Woche auch noch in Mugello eine neue Verkleidung mit deutlich größeren Flügeln an der Front, die die RC213V in der Beschleunigung zusammen mit dem 2018er-Motor noch schlagkräftiger machen sollte. Die Tests verliefen positiv und Honda entschloss sich, die neue Verkleidung sowohl für Marquez als auch Pedrosa schon zum Frankreich-GP in Le Mans homologieren zu lassen und so das eine im Reglement erlaubte Update in dieser Saison zu nutzen.

Die neue (l.) und alte (r.) Verkleidung im direkten Vergleich, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Die neue (l.) und alte (r.) Verkleidung im direkten Vergleich, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Marquez beendete damit den ersten Trainingstag in Le Mans, einer der für ihn zuletzt schwierigsten Strecken im Kalender, auf dem zweiten Gesamtplatz, nur 0,168 Sekunden hinter Spitzenreiter Andrea Dovizioso. Dani Pedrosa wurde nur Achter, was aber größtenteils seinen körperlichen Beschwerden nach dem Jerez-Highsider geschuldet war, wie er selbst am Freitagabend erklärte. Er fuhr auch nur einen Run mit der neuen Verkleidung.

Marquez: Deutlich weniger Wheelys

"Mit der neuen Verkleidung haben wir weniger Wheelys", stellte ein zufriedener Marquez nach den ersten beiden Sessions fest. "Wir haben schon im Winter sehr intensiv in diesem Feld gearbeitet und das Setup dafür vollkommen umgestellt. Ich fühle mich damit aber jetzt sehr wohl." Pedrosa stimmte seinem Teamkollegen vollkommen zu: "Vor allem auf Strecken wie hier ist es ein großer Vorteil, weil man entspannter fahren kann und nicht so sehr gegen die Wheelys ankämpfen muss, wenn man aus engen Kurven heraus Gas gibt."

Dani Pedrosa erkannte deutliche Fortschritte, Foto: Tobias Linke
Dani Pedrosa erkannte deutliche Fortschritte, Foto: Tobias Linke

Honda hat nun die Möglichkeit, zwischen den beiden Verkleidungen, also der bisher verwendeten und der für Le Mans neu homologierten, hin- und herzuwechseln. "Damit sollten wir über die gesamte Saison konkurrenzfähig sein", glaubt Marquez. Worte, die für die Konkurrenz wie eine Drohung klingen müssen, hatte er doch schon an den vergangenen drei Wochenende in Argentinien, den USA und Spanien die mit Abstand beste Pace aller Piloten.