Die MotoGP hat in den vergangenen Jahren viele chaotische Rennen erlebt, aber der Argentinien-Grand-Prix 2018 war definitiv die Krönung. Verschiebungen am Start, eine Strafe für Marquez nach dem Abwürgen seiner Maschine im Grid, zwei Kollisionen von Marquez mit Aleix Espargaro und Valentino Rossi sorgten für jede Menge Gesprächstoff.

Der Sieg ging aber an Cal Crutchlow vor Johann Zarco und Alex Rins.

MotoGP Argentinien 2018: Die Schlüsselszene

In der vorletzten Runde kommt Crutchlow mit super Drive aus Kurve drei raus und kann Zarco auf der langen Gegengeraden ausbeschleunigen. Die Führung gibt er bis zur Zielflagge nicht mehr ab.

MotoGP Argentinien 2018: Der Rennfilm

Vor dem Start: Schon im Grid herrschte Chaos. Alle Fahrer außer Jack Miller waren nach einem kurzen Schauer auf Regenreifen in die Startaufstellung gefahren, doch die Strecke trocknete extrem schnell. Deshalb entschlossen sich die 23 Piloten auf Regenreifen wenige Minuten vor dem Start mit ihren Motorrädern in die Boxengasse zurückzukehren und auf die Ersatz-Bikes zu wechseln. Da nun 23 Fahrer aus der Box losfahren hätten müssen, wurde der Start aus Sicherheitsgründen um 15 Minuten verschoben und das Rennen um einen Umlauf auf 24 Runden verkürzt.

Miller behielt für den Start seine Pole Position und alle anderen Fahrer wurden um 24 Plätze zurückversetzt, wodurch Miller einen Vorteil von rund 50 Metern erhielt. In der Startaufstellung würgte Marquez seine Honda ab, musste sich durch Anschieben neu starten und konnte seinen Startplatz wieder einnehmen.

Start: Am Start konnte Miller seinen Vorsprung souverän verteidigen, Pedrosa behielt Rang zwei und Zarco P3. Dahinter reihte sich Marquez von Startplatz sechs aus ein, es folgten Rins, Crutchlow und Dovizioso.

1. Runde: Zarco kommt beim Herausbeschleunigen aus Kurve drei auf eine nasse Stelle und hat einen starken Rutscher. Marquez nutzt diesen Fehler und übernimmt Rang zwei. In Kurve neun geht Marquez mit einem harten Manöver auch an Teamkollege Pedrosa vorbei und ist bereits Zweiter.

In Turn13 versucht sich Zarco innen an Pedrosa vorbeizubremsen. Es kommt zum Kontakt, Pedrosa muss auf den feuchten Teil der Strecke und wird per Highsider von seiner Honda katapultiert. Sein Rennen ist vorüber, er kommt aber ohne Verletzung davon.

2. Runde: Auf der langen Gegengeraden geht Marquez ohne Probleme an Miller vorbei und übernimmt die Führung.

4. Runde: Marquez führt bereits mit mehr als anderthalb Sekunden Vorsprung vor Miller. Die Rennleitung gibt aber bekannt, dass sein Start untersucht wird. Ihm wurde eigentlich signalisiert, dass er in die Box muss, nachdem er seine Honda abgewürgt hatte. Er kehrte aber auf seinen Startplatz zurück. Wenig später kommt die Bestätigung: Ride-Through-Penalty für Marc Marquez. Er muss durch die Boxengasse fahren.

6. Runde: Das Feld hat sich nach dem Chaos der ersten Runden und der Ride-Through-Strafe für Marquez sortiert. Miller führt knapp eine Sekunde vor Rins, dahinter liegen in geringem Abstand Zarco und Crutchlow. Dovizioso ist sieben Sekunden dahinter Fünfter vor Rabat, Iannone und dem Yamaha-Duo Vinales und Rossi. Marquez kehrt als 19. auf die Strecke zurück.

9. Runde: Marquez ist auch nach seiner Strafe der mit Abstand schnellste Mann auf der Strecke. Er kann hier immer noch viele Punkte holen. Der erste Fahrer, den er überholen muss, ist Aleix Espargaro. Marquez wagt ein extrem riskantes Manöver, berührt Espargaro und beide Fahrer können einen Sturz nur mit Mühe vermeiden. Marquez ist vorbei, entschuldigt sich bei Espargaro, muss sich aber nach einem Hinweis der Rennleitung dennoch wieder einen Platz zurückfallen lassen.

10. Runde: Ehe Marquez den Hinweis auf seinem Dashboard sieht, hat er bereits auch Nakagami, Lüthi und Morbidelli überholt. Er lässt dann Morbidelli vorbei.

11. Runde: Marquez geht an Morbidelli wieder vorbei. Er ist jetzt 15. An der Spitze hat sich das Führungsquartett mit Miller, Rins, Zarco und Crutchlow bereits über 13 Sekunden Vorsprung auf Dovizioso herausgefahren. Der führt eine Gruppe mit Vinales, Rossi, Rabat und Syahrin an.

14. Runde: Marquez fährt rund eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes. Er ist bereits Zwölfter. Rins greift Miller an, muss aber weitgehen. Der Australier schlüpft wieder durch und behält die Führung.

15. Runde: Vinales und Rossi gehen innerhalb weniger Kurven an Dovizioso vorbei. Vinales nun Fünfter vor Rossi und Dovizioso.

Am Ende der Gegengeraden versucht Rins wieder Miller auszubremsen, übertreibt es aber erneut und Miller kann zum zweiten Mal kontern.

Marquez hat es bereits in die Top-Ten geschafft.

16. Runde: Dieses Mal schafft es Rins. Nach dem gleichen Spiel wie in den zwei Runden zuvor kontert er erneut gegen Miller und holt sich die Führung. Er liegt nun vor Miller, Zarco und Crutchlow. Marquez ist schon Achter.

17. Runde: Schwerer Fehler von Rins! Er geht weit und muss Miller, Crutchlow und Zarco durchlassen. Crutchlow hatte zuvor Zarco überholt. Miller führt wieder.

Marquez geht an Dovizioso vorbei und ist Siebter. Ein harter Schlag für den Ducati-Piloten.

18. Runde: Auch Miller macht einen Fehler! Er verbremst sich in Kurve 13, Crutchlow, Zarco und Rins schlüpfen wieder durch. Crutchlow führt das Rennen nun an.

19. Runde: Miller muss nun abreißen lassen. Er kann die Pace von Crutchlow, Zarco und Rins nicht mehr mitgehen und verliert schnell zwei Sekunden.

20. Runde: Unfassbar! Marquez will in Kurve 13 Rossi überholen und kollidiert mit dem Yamaha-Piloten. Rossi muss ins nasse Gras und stürzt. Er kann das Rennen zwar fortsetzen, ist aber nur noch 19. Der Zwischenfall wird von der Rennleitung untersucht.

21. Runde: Zarco übernimmt die Führung von Crutchlow!

22. Runde: Auch Rins geht an Crutchlow vorbei. Der LCR-Honda-Pilot kontert aber sofort und heftet sich wieder an das Hinterrad von Zarco.

23. Runde: Crutchlow beschleunigt Zarco auf der Gegengeraden aus und führt wieder.

Ziel: Crutchlow kann Zarco abwehren und gewinnt sein drittes MotoGP-Rennen! Rins holt sich dahinter Rang drei und steht zum ersten Mal in der Königsklasse auf dem Podium. Miller fährt auf P4. Marquez fängt noch Vinales ab und wird zunächst Fünfter, erhält für die Kollision mit Rossi aber 30 Sekunden Strafe und landet damit auf Rang 18. Dovizioso fährt auf Rang sechs vor Rabat, Iannone und Syahrin. P10 geht an Petrucci vor Pol Espargaro, Redding, Nakagami und Morbidelli. Lorenzo holt als 15. den letzten Punkt.

Tom Lüthi 18., Rossi nach der Kollision mit Marquez 19.

So lief der Argentinien-GP für Tom Lüthi

Tom Lüthi war im Chaosrennen zunächst gut unterwegs und lag in Reichweite der Top-Ten. Im Laufe des Grands Prix ging es für ihn aber stetig rückwärts. Bei schwierigen Verhältnissen konnte der MotoGP-Rookie die Pace der anderen Fahrer nicht mitgehen und blieb am Ende als 17. ohne Punkte. Gut eine Sekunde fehlte ihm auf einen WM-Zähler.

MotoGP Argentinien 2018: Stimmen vom Podium

Cal Crutchlow (Sieger, LCR Honda): "Es ist toll, zu gewinnen. Ich habe das aber auch ein bisschen erwartet. Ich bin hierhergekommen, mit dem Gedanken, dass ich vielleicht Erster oder Zweiter hinter Marc werden könnte. Am Ende habe ich gewonnen. Ich habe mit Fahrern gekämpft, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Aber ich habe ein tolles Rennen abgeliefert und das Team hat super gearbeitet. Jetzt gehen wir nach Austin, ich hoffe auf ein Top-5-Ergebnis. Es war eigentlich kein schwieriges Rennen, es gab nur diese eine nasse Stelle. Wir haben eine gutes Rennen abgeliefert. Das haben Johann, Alex und Jack aber auch."

Johann Zarco (Zweiter, Tech3 Yamaha): "Ich werde bald siegen, ich muss nur weiter so pushen wie heute. Das ganze Rennen war wirklich hart. Freitag haben wir schon angefangen zu arbeiten, aber ich glaube, heute war ich stärker. Ich habe versucht, mich zu konzentrieren und keine Fehler zu machen. Am Ende habe ich dann einfach nur einen Platz gesucht, um an Crutchlow vorbeizukommen, aber es ging einfach nicht. Ich freue mich auch für ihn. Er war das ganze Wochenende stark. Er verdient es. Ich nehme heute die Punkte und der Sieg kommt hoffentlich bald."

Alex Rins (Dritter, Suzuki): "Ich habe keine Worte, um dieses Podium zu beschreiben. Danke ein mein Team, es bedeutet mir so viel. Sie haben tolle Arbeit geleistet. Ich war vor dem Rennen so nervös, auch durch die ganze Verzögerung. Ich war mir nicht sicher, ob ich Miller schlagen könnte, aber am Ende sind wir ein tolles Rennen gefahren."

Die Lehren aus dem Rennen

  • Marquez schlägt in Ausnahmesituationen immer noch über die Stränge
  • Der persönliche Krieg zwischen Rossi und Marquez ist wieder ausgebrochen
  • Crutchlow bleibt einer der besten Piloten bei schwierigen Verhältnissen