Marc Marquez und Valentino Rossi gerieten im MotoGP-Rennen in Argentinien wieder einmal gehörig aneinander. Der amtierende Weltmeister lieferte ein chaotisches Rennen ab, in dem er den Bogen mehr als einmal überspannte. Eines seiner Opfer war Rossi, der nach einer rüden Attacke zu Boden ging und ohne Punkte blieb. Marquez selbst kassierte für die Aktion eine Strafe, die auch ihn aus den Punkterängen katapultierte.

MotoGP Argentinien: Das Chaos-Rennen in der Analyse (25:04 Min.)

Hoch gingen die Emotionen auch nach der Zieldurchfahrt. Als Marquez sich unter Pfiffen der Fans in der Boxengasse der Box von Yamaha näherte um sich zu entschuldigen, kam er gar nicht bis zu Rossi durch. Als er die Garage betrat, signalisierte ihm Rossi-Freund Uccio, dass er sich vom Acker machen solle.

Manager Emilio Alzamora und Honda-Teamchef Alberto Puig lieferten sich ein kurzes Wortgefecht mit den Yamaha-Verantwortlichen, zogen letztlich aber gemeinsam mit Marquez und ohne Entschuldigung wieder ab. Das zerrüttete Verhältnis der beiden MotoGP-Ausnahmekönner ist somit um ein Kapitel reicher.

Chaotische Leistung von Marquez

Der Grundstein für die Eskalation wurde schon am Start gelegt. Denn Marquez würgte seine Honda in der Startaufstellung ab, schob sie im Anschluss aber nicht auf den Startplatz oder in die Box, sondern versuchte sie wieder anzustarten und fuhr einige Meter gegen die Fahrtrichtung zurück zu seinem Platz.

Für dieses Vergehen erhielt er in der 6. Runde eine Durchfahrtsstrafe, die er unmittelbar antrat. Das warf ihm vom ersten auf den 19. Rang zurück. Marquez musste eine Aufholjagd starten, bei der er mehrere harte Manöver setzte. Schon gegen Aleix Espargaro ging er hart zu Werke und musste sich auf Anweisung der Rennleitung einen Platz zurückfallen lassen.

"Er hat mich sehr hart getroffen", sagte Espargaro nach dem Rennen. "Aber Petrucci hat in Turn 2 genau das Gleiche gemacht, vielleicht noch härter. Die Leute von der IRTA müssen da aufpassen, denn es nicht fair, Marc zu bestrafen, aber Petrucci nicht. Es war eine Rennaktion, aber er sollte ein bisschen vorsichtiger sein. Aber das ist nun einmal Racing", sagte der Spanier.

In der 20. Runde übertrieb er im Kampf um Platz 6 gegen Rossi aber völlig. Er setzte sich in Kurve 13 innen vorbei, berührte Rossi und drückte ihn so weit nach außen, dass der auf die Rasenfläche kam und mit seiner Yamaha stürzte. Rossi konnte zwar wieder aufsteigen, hatte aber keine Chance mehr zu punkten.

Marquez-Strafe: Hart genug?

Marquez sah die Zielflagge zunächst als Fünfter, nachdem er sich auch gegen Maverick Vinales nach einem harten Manöver durchgesetzt hatte. Doch die Freude über seine Position hielt nicht lange, denn die Rennleitung belegte ihn für die Attacke gegen Rossi mit einer Zeitstrafe in Höhe von 30 Sekunden.

Das katapultierte Marquez vom 5. Rang zurück auf Platz 18. Somit bliebt der amtierende MotoGP-Weltmeister beim fünften Antreten in Argentinien zum dritten Mal ohne Punkte. Nicht nur bei Rossi-Fans machte sich Marquez mit dieser Aktion unbeliebt.

Vielen ging die Strafe nicht weit genug. So forderte etwa Ex-MotoGP-Pilot Alex Hofmann auf ServusTV unmittelbar nach dem Zwischenfall lautstark die Schwarze Flagge für Marquez. Rossi und die Yamaha-Führungsebene mit Motorsportchef Lin Jarvis und Teamchef Massimo Meregalli wurden nach dem Rennen persönlich bei der Rennleitung vorstellig, um eine härtere Strafe für Marquez zu fordern.

Renndirektor Mike Webb informierte sie aber darüber, dass die Strafe für Marquez final sei. Eine Sperre für das kommende Rennen oder ähnlich drastische Mittel sind damit vom Tisch. Yamaha-Teamchef Meregalli hatte kein Verständnis für das Verhalten von Marquez. "Ich bin der Meinung, dass Marquez' Verhalten im heutigen Rennen extrem war. Man kann verstehen, dass ein Fahrer temperamentvoll fährt, aber er muss immer die anderen Fahrer respektieren. Marquez hat heute vor niemandem Respekt gezeigt. Er glaubt, dass er alleine auf der Strecke ist und das ist einfach nicht richtig. Wenn jeder Pilot so fahren würde wie Marquez heute, gäbe es viel mehr solcher Zwischenfälle", erklärte Meregalli gegenüber 'As'.

In seiner Pressekonferenz nach dem Rennen teilte dann auch Valentino Rossi mächtig gegen Marquez aus. "Er hat unseren Sport zerstört, denn er hat keinerlei Respekt für seine Gegner. Nie. Heute ist er im Rennen geradeaus in vier Piloten reingefahren. Das war Absicht und kein Missgeschick. Er geht mit 20 km/h Überschuss in die Kurve und könnte sie nie und nimmer erwischen, geht daher vorsätzlich in mich rein. Wenn ich stürze, macht ihn das nur noch glücklicher."

Vorwürfe, die Marquez nicht akzeptieren wollte: "Ich habe nichts absichtlich gemacht. In meiner gesamten Karriere bin ich nie mit einem Fahrer kollidiert in der Hoffnung, dass er zu Sturz kommt. Wenn Valentino das glaubt, dann täuscht er sich." Einen wirklich Fehler seinerseits vor der Kollision mit Rossi wollte Marquez nicht sehen. "Gegen Valentino habe ich meiner Meinung nach nichts Verrücktes gemacht. Die Streckenbedingungen waren einfach schwierig, das hat man auch bei den Zwischenfällen von Zarco und Pedrosa oder Petrucci und Aleix gesehen. An dieser Stelle war die Ideallinie trocken, aber ich bin beim Überholen auf einen nassen Fleck gekommen, das Vorderrad hat blockiert und ich musste von der Bremse. Deshalb ist es zum Kontakt gekommen", erklärte er.

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