Der WM-Kampf in der MotoGP spitzt sich zu. Marc Marquez und Andrea Dovizioso trennen vor dem drittletzten Saisonlauf auf Phillip Island nur elf Punkte. Das Duo hat gemeinsam die letzten sieben Rennen gewonnen und lieferte sich zuletzt in Motegi ein spektakuläres Duell um den GP-Sieg. Am Ende war es Dovizioso, der Marquez abzockte und ihm wichtige Punkte wegschnappte. Was ist von den beiden Titelkandidaten in Australien zu erwarten?

MotoGP 2017: Die aktuellen News vor Phillip Island (00:45 Min.)

Phillip Island: Schicksalsstrecke für Marquez

Marquez meinte in der Pressekonferenz auf Phillip Island am Donnerstag: "Ich mag diese Strecke und komme hier normalerweise besser zurecht als in Motegi." Die Statistik spricht aber eine andere Sprache: Denn bei vier Versuchen in der MotoGP sah der Weltmeister auf dem Insel-Kurs nur ein einziges Mal die Zielflagge.

Wir erinnern uns zurück: 2013 wurde er auf Podestkurs disqualifiziert, nachdem er zu spät zum verpflichtenden Boxenstopp gekommen war. 2014 stürzte er in der 18. Runde in Führung liegend, das gleiche Schicksal ereilte ihn 2016 in der 10. Runde. Einzig 2015 konnte er sich in einem spektakulären Vierkampf mit Lorenzo, Rossi und Iannone durchsetzen. Dieser Erfolg steht also drei weggeworfenen Rennen gegenüber, von denen er alle hätte gewinnen können.

"Ja, ich hatte hier meine Höhen und Tiefen", gesteht Marquez, der sich nur ungern an seine Vergangenheit in Australien zurück erinnert. "2014 und 2016 hatte ich schon einen soliden Vorsprung von ein paar Sekunden, als ich jeweils gestürzt bin. Mal sehen, ob ich nach dem Qualifying hier den Sieg ins Auge fassen kann oder lieber an die WM denken sollte."

Noch spielt Vinales mit

Denn noch kann sich Marquez nicht nur auf einen Gegner konzentrieren. "Dovi ist zwar der gefährlichste Konkurrent, aber mit einem halben Auge behalte ich meinen Blick auch auf Maverick. Er liegt weit zurück, aber noch nicht weit genug", führte der WM-Leader aus. Nur noch drei Rennen zu fahren, aber immer noch bleibt kein Raum für taktische Überlegungen.

"Die Herangehensweise an dieses Wochenende bleibt die gleiche: Ordentlich Gas geben und wenn wir die Chance bekommen, auch nur einen Punkt mehr zu erobern, dann müssen wir es versuchen. Wie schon zuletzt in Motegi in der letzten Kurve", sagte Marquez.

Dort hatte er wieder einmal mit einem riskanten Manöver alles auf eine Karte gesetzt und einen Sturz riskiert, um Dovizioso den Sieg noch wegzuschnappen und ihn damit um satte zehn WM-Punkte zu schwächen. Das Manöver ging aber nicht auf und so kommt Marquez nur mit elf statt mit 21 Zählern Vorsprung nach Phillip Island.

Dovi: Der neue Meister der letzten Runde?

Nach dem zweiten Letztrunden-Sieg über Marquez binnen drei Monaten kommt Dovizioso mit Rückenwind nach Australien. "Dieser Sieg hat einen großen Effekt. Nicht nur auf mich, sondern auf unser gesamtes Team", gesteht der Italiener. "Wir stehen nun voll im Endkampf um den WM-Titel - das hatte niemand erwartet."

"In Motegi war ich über den erkämpften Sieg zwar glücklich, aber mehr noch freute mich mein genereller Speed im Rennen. Im Hinblick auf die WM ist es wichtig, auf allen Strecken stark zu sein", so Dovizioso. Phillip Island zählte zuletzt nicht zu den stärksten Rennen des Italieners. In der MotoGP gab es bei neun Starts erst einen einzigen Podestplatz.

Allerdings war Dovi mit drei vierten Plätzen in den letzten fünf Jahren mehrfach knapp dran. Und: 2017 ist für ihn ohnehin nichts mehr gültig, was einst war. So hatte er vor Saisonstart in neun Jahren MotoGP nur zwei Rennen gewonnen. Alleine von den letzten fünf Läufen gewann Dovizioso drei. So sind sich die beiden WM-Rivalen zumindest bei einer Aussage einig: Dass man im Vorfeld eines Rennens keine Aussagen mehr treffen kann.

"Ob du stark sein kannst, hängt von der jeweiligen Strecke ab. In Motegi war er (Dovizioso) in den Bremszonen viel besser als ich, daher musste ich dort alles riskieren", sagt Marquez. Sein Rivale stimmt ihm zu: "Jedes Rennen, jede Strecke und jeder Reifen sorgt für eine unterschiedliche Situation. Im Grunde haben wir beide aber ein ähnlich starkes Paket am Start." Damit sollte einem neuerlichen Showdown auf Phillip Island nichts im Wege stehen. Der Rennstart am Sonntag erfolgt um 7.00 Uhr unserer Zeit.