Andrea Iannone steckt in der schlimmsten Krise seiner MotoGP-Karriere. Bei Suzuki holte der Neuzugang in den ersten 13 Rennen der Saison nur 33 Punkte und steuert damit auf seine schlechteste Ausbeute in der Motorrad-WM seit zehn Jahren zu.

Zuletzt in Misano gab Iannone mitten im MotoGP-Rennen kampflos auf. Angeblich weil der Regenüberzug seiner Lederkombi zu eng war und ihm deshalb die Blutzufuhr in die Arme abschnürte. Abseits der TV-Kameras wirft man dem Italiener intern schon seit Wochen geringe Motivation und mangelhafte Arbeitsmoral vor.

Iannone sorgt bei Suzuki für Unruhe

Mehrfach soll sich Iannone zudem mit Suzuki-Personal angelegt haben und sein Auftreten in der Box und den Meetings soll alles andere als kollegial sein. So machen im Paddock bereits Gerüchte die Runde, dass mehrere Ingenieure bei Suzuki ihre Kündigung vorbereiten: wegen Iannone und seinem Umgang mit den Teammitgliedern.

Ein langgedienter MotoGP-Experte drückte es zuletzt gegenüber Motorsport-Magazin.com hinter vorgehaltener Hand so aus: "Suzuki zahlt Iannone drei Millionen pro Jahr und er bedankt sich damit, dass er ihr Projekt ruiniert." Mittlerweile soll auch Teamchef Davide Brivio - mitverantwortlich für die Verpflichtung des Italieners - keineswegs mehr sicher im Sattel sitzen, geschweige denn zufrieden mit seinem Schützling sein.

Iannones Hauptproblem: Die Suzuki verlangt einen völlig anderen Fahrstil als die Ducati, bislang gelingt es dem Italiener aber nicht seinen Fahrstil entsprechend anzupassen. Seit der Sommerpause sieht der Spielberg-Sieger des Vorjahres sogar gegen seinen Rookie-Kollegen Alex Rins alt aus. Und das, obwohl Rins im Frühjahr fünf Rennen verletzungsbedingt verpasste.

Rea aus der Superbike-WM als Ersatz?

Iannone steht bei Suzuki wohl nicht mehr allzu hoch im Kurs, sitzt allerdings auf einem wasserdichten Zwei-Jahren-Vertrag. Wie "Motorcycle-News" nun aber berichtet, könnte die Dorna höchstpersönlich intervenieren. Der MotoGP-Vermarkter möchte demnach Superbike-Dominator Jonathan Rea in die MotoGP lotsen und würde ihn gerne auf einer Suzuki sehen.

Die Dorna erhofft sich davon mehr Spannung in der - ebenfalls von ihr vermarkteten - Superbike-WM. Im Gegenzug würde bei Suzuki mehr Ruhe einkehren und das Team käme aus den Negativschlagzeilen. Doch die Sache hat mehrere Haken: Neben Iannone verfügt auch Rea über einen gültigen Vertrag für 2018 beim Suzuki-Rivalen Kawasaki. Zudem kann die Dorna Iannone für die kommende Saison kaum Optionen vermitteln, denn in der MotoGP ist mit einer Avintia-Ducati nur noch ein einziges Motorrad frei - für das zudem eine finanzielle Mitgift gesucht wird. Moto2-Fahrer Xavier Simeon soll mit einem Geldkoffer aus Belgien bereits unmittelbar vor einem Vertragsabschluss stehen.

Die Redaktion meint: Iannone und Suzuki - das passt überhaupt nicht. Weder liegt das Motorrad dem brachialen Fahrstil Iannones, noch stimmt die Chemie zwischen dem aufbrausenden Italiener und den biederen japanischen Ingenieuren. Die schwachen Ergebnisse sprechen Bände. Doch Iannone vor die Tür zu setzen und im Gegenzug Jonathan Rea aus seinem Vertrag beim Suzuki-Konkurrenten Kawasaki loszueisen - daran könnte sich sogar die Dorna die Zähne ausbeißen. Massiver Geldeinsatz wäre nötig, zudem müsste man im Anschluss mit einer Schlammschlacht der extrovertierten Iannone-Entourage rechnen. Denn sportlich attraktive Alternativen zu seinem gültigen Vertrag kann man Iannone nicht anbieten.