Crash-König in seiner Moto2-Debütsaison 2014 mit 25 Abflügen, Rang zwei in der Sturzstatistik mit 19 Bauchlandungen im Folgejahr. Zahlen, die Sam Lowes trotz seines zweifelsohne vorhandenen Speeds nicht gerade zum idealen Kandidaten für die furchteinflößenden MotoGP-Raketen machen. Und doch war man sich bei Aprilia schon 2015 sicher, dass man den Briten bald im MotoGP-Werksteam haben will. 2016 wurde er noch bei Gresini in der Moto2 zwischengeparkt, in diesem Jahr folgte der Aufstieg in der Königsklasse.

Auch im Vorjahr hatte sich Lowes mit einem persönlichen Bestwert von 30 Stürzen wieder die Spitzenposition in der Crash-Bilanz, was schon vor seinem MotoGP-Debüt Kritik an der Verpflichtung laut werden ließ. Doch bei Aprilia hielt man an der Entscheidung fest, Lowes ist 2017 zweiter Pilot neben Aleix Espargaro.

Lowes 2018 schwächster Stammfahrer

Lowes Rookie-Saison in der MotoGP entwickelte sich bislang aber genau so, wie es viele Beobachter erwartet und befürchtet hatten. Viele Stürze, neun an der Zahl nach dem Katalonien-Grand-Prix paarten sich mit mangelndem Speed. Mit nur zwei WM-Punkten nach sieben Saisonrennen ist Lowes der schlechteste aller MotoGP-Stammpiloten.

Sam Lowes am Boden - leider ein gewohntes Bild, Foto: Milagro
Sam Lowes am Boden - leider ein gewohntes Bild, Foto: Milagro

Das war wohl auch für die wagemutigen Aprilia-Bosse zu viel. In Barcelona machten erstmals im Fahrerlager Gerüchte die Runde, dass Lowes trotz Vertrages für 2018 bereits vor dem Abschuss zu Saisonende stehe. Andrea Iannone, der bei Suzuki aktuell ebenfalls alles andere als glücklich ist, wird als aussichtsreicher Kandidat auf den Platz bei Aprilia gehandelt.

Bei den montäglichen Testfahrten am Circuit de Catalunya bezog nun erstmals die Teamführung Stellung zu den Gerüchten. "Wir sind Sams größte Unterstützer und hoffen, dass er sich schnell steigern kann. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch auf die nächste Saison vorbereiten, falls das nicht passiert. Deshalb sprechen wir auch mit anderen Fahrern", gab Aprilia-Rennchef Romano Albesiano ganz offen zu. "Sam muss Fortschritte zeigen, den richtigen Trend. Und das ziemlich bald."

Lowes sauer auf Aprilia

Lowes reagierte auf das möglicherweise frühzeitige Aus in der MotoGP klarerweise wenig erfreut. "Ich höre natürlich, was im Paddock geredet wird. Für mich ist die Situation unfassbar. Ich bin schockiert und enttäuscht", gab er am Samstag in Barcelona zu Protokoll. "Natürlich waren meine Ergebnisse bisher nicht großartig, aber als Rookie auf diesem Motorrad etwas zurückzuliegen, ist nicht außergewöhnlich. Ich finde es sehr eigenartig, dass sie das nicht verstehen."

Dockt Andrea Iannone bei Aprilia an?, Foto: Suzuki
Dockt Andrea Iannone bei Aprilia an?, Foto: Suzuki

Wenn Lowes bei Aprilia mit Saisonende wirklich seine Koffer packen muss und die Italiener dafür Andrea Iannone - vertraglich eigentlich auch noch bis 2018 an Suzuki gebunden - loseisen, könnte in einen in diesem Jahr eigentlich eher unspektakulären Transfermarkt doch noch Schwung kommen. Denn klarerweise müsste sich Suzuki dann auf die Suche nach einem Iannone-Nachfolger machen, wobei der Platz als Werkspilot auf der GSX-RR sicher heiß begehrt ist.