So stark präsentierte sich Jonas Folger in seiner MotoGP-Karriere noch nie zuvor: In Barcelona kämpfte er etliche Runden um die Podestplätze und egalisierte am Ende mit Platz 6 sein bestes Saisonergebnis. Maverick Vinales und Valentino Rossi sahen ihren Markenkollegen an diesem Tag nur von hinten und schafften es gerade einmal so in die Top-10.

"Ich habe fix damit gerechnet, das Rennen hinter Vinales und Rossi zu beenden", sagte Folger nach dem Rennen. "Irgendwie hatten sie an diesem Wochenende aber zu viele Probleme. Wir hingegen haben als Team gezeigt, dass wir selbst unter derart schwierigen Bedingungen gute Lösungen finden."

Neue Sitzposition hilft beim Start

Derer fand die Mannschaft von Folger an diesem Wochenende gleich zwei. Diese waren maßgeblich daran beteiligt, dass es am Sonntag lange Zeit so gut lief. "Zuerst konnten wir schon am Freitag klären, in welche Richtung wir das Motorrad einstellen. Und dann haben wir auch noch meine Sitzposition verändert, die Lenker mehr nach hinten abgewinkelt und einen Abstandhalter auf dem Tank montiert. Dadurch rückt mein ganzer Körper weiter nach hinten."

Vor allem am Start - bislang Folgers Achillesferse - soll die neue Position geholfen haben. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Rennen machte der Deutsche in Barcelona auf der ersten Runde eine Position gut - zuletzt hatte er fast immer Plätze eingebüßt. "Ich hatte zuletzt einfach zu viel Gewicht auf dem Vorderrad. Das haben wir jetzt gelöst."

Kleiner Fehler sorgt für Rückfall

Beim Schlüsselfaktor für das Rennen unterlief Folger dann aber doch ein Fehler: dem Reifen-Management. Bei 33 Grad Luft- und rund 50 Grad Asphalt-Temperatur hatten alle Fahrer mit massivem Abbau der Michelins zu kämpfen. In Folgers Fall fiel die Rundenzeit zwischen schnellster (Lap 3) und langsamster voll durchgezogener (Lap 24) um vier Sekunden ab.

Rossi sah Folger in Barcelona nur von hinten, Foto: Tech3
Rossi sah Folger in Barcelona nur von hinten, Foto: Tech3

"Zwischen 13. und 15. Runde hat der Reifenabbau eingesetzt", erklärte er. "Ich habe dann ein weicheres Motor-Mapping eingestellt um den Reifen zu schonen, bin dadurch leider aber von der Spitzengruppe abgefallen. Ich habe dann wieder auf das aggressivere Mapping gewechselt, dabei aber den Reifen endgültig verheizt. Danach ging leider nicht mehr viel."

In Runde 15 lag Folger zum ersten Mal mehr als eine halbe Sekunde hinter den Podestplätzen zurück. Erst in Runde 20 von 25 musste er Rang vier räumen (an den später gestürzten Petrucci) und fiel bis zum Ende auch noch hinter Jorge Lorenzo und Johann Zarco zurück. Ein Rückfall, von dem Folger böse überrascht wurde.

Lorenzo und Zarco im Finale stärker

"Ich war komplett überrascht, als Jorge an mir vorbeiging. Damit hatte ich wirklich nicht mehr gerechnet. Denn zu dem frühen Zeitpunkt, als ich ihn überholt habe, sah ich deutlich stärker aus. Er ist gegen Ende des Rennens aber ziemlich stark zurück gekommen", erklärte Folger.

In den letzten Runden kam es dann noch zum teaminternen Duell mit Zarco, der das bessere Ende für sich haben sollte. "Auch bei ihm dachte ich, dass ich ihn schon in der Tasche hätte. Irgendwann gegen Ende wurde mir angezeigt, dass er zwei Sekunden hinter mir liegt und ich dachte, die Geschichte wäre durch. Dann habe ich auf der rechten Flanke des Hinterreifens aber noch richtig Probleme bekommen."

"Ich konnte ihn zwar durch späteres Bremsen einige Male hinter mir halten, aber in der Beschleunigung war ich chancenlos. Er hat sich den Reifen besser aufgespart." Auf der letzten Runde bot sich noch eine Gelegenheit für eine Attacke auf Zarcos fünften Platz, doch Folger verzichtete: "In der letzten Schikane gab es eine Möglichkeit. Aber das hätte auch leicht in einem Crash enden können und der hätte heute alles kaputt gemacht."

So nahm Folger dankend zehn WM-Punkte mit und hält nach sieben Rennen nicht nur WM-Rang acht, sondern als einziger Fahrer im gesamten Feld eine blütenweiße Weste von hundert Prozent Zielankunftsquote.